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Tuesday, January 1, 2013

Nerven Schwaben - aber nicht störend in Berlin?


Eigentlich hat er ja recht. Die Schwaben in Berlin können schon nerven. Was Wolfgang Thierse – wohl nicht als Bundestagsvizepräsident, sondern als Ureinwohner von Berlin-Prenzlauer Berg – über die alltagskulturelle Hegemonie der zugereisten Schwaben zum Besten gegeben hat, ist so falsch nicht. Das fängt beim Idiom an und hört beim provinziellen Gehabe noch nicht auf. Aber wer nervt in Berlin nicht?

Sarrazin-Adept

Und was wäre, wenn man sich über die multikulturellen Spreizungen all jener aufregen würde, die ihren Dorfkern aus dem Ländle oder sonst woher in die Hauptstadt verlagert haben?
Die anatolischen Land-Communitys zum Beispiel, die zwar nicht Berlin-Mitte gentrifiziert, dafür aber den guten alten urdeutschen Berliner Arbeiterbezirk Neukölln islamisiert haben? Oder die arabischstämmigen Vorstadt-Guerilleros mit ihrer Vorherrschaft in der Berliner Disco-Türsteherszene?
Oder die ostpolnischen Sanitärmontage-Brigaden und Putzkolonnen, vor denen kaum ein mittelständischer Berliner Haushalt mehr sicher ist? Oder diese Horden rheinischer Frohnaturen, die als ganzjährige Karnevalswitz-Darsteller an der Spree herumlärmen?

Der Schlesier Wolfgang Thierse

Was an Thierses Schwaben-Bashing allerdings irritiert, ist etwas anderes. Er wäre umgehend vor das in Permanenz tagende Inkorrektheits-Tribunal gezerrt und als Sarrazin-Adept zum Multikulti-Bußeinsatz in irgendeinem Kiez-Asyl verdonnert worden, wäre er auch nur annähernd so herzhaft über eine nicht-deutschsprachige (ja, Schwäbisch gilt dann noch als deutsche Mundart) Hauptstadtkolonie hergezogen.
Sein Rücktritt von allen Funktionen wäre sicher die erste Meldung des neuen Jahrs geworden. Aber Schwaben sind offenbar vogelfrei. Zumindest für den aus Süd(!)-Thüringen eingewanderten, in Breslau geborenen und in der Folge heimatvertriebenen Schlesier Wolfgang Thierse. Das ist ein seltsames Land, in dem Ressentiments gegen Zumutungen von Immigration nur in Gestalt von Inländerfeindlichkeit durchgehen.


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