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Friday, January 31, 2014

Unbequeme Fragen für die Nation

Bundespräsident Joachim Gauck hat die Münchner Sicherheitskonferenz eröffnet. Wie beurteilt er Deutschlands Rolle in der Welt?






Der Mann hat Pfarrer gelernt. Er weiß, als er um 15 Uhr 15 ans Rednerpult der 50. Münchener Sicherheitskonferenz tritt, dass ihm mindestens drei verschiedene Gemeinden mit sehr eigenen Hoffnungen und Ängsten zuhören. Minister aus beiden Parteien der Großen Koalition haben in den jüngsten Tagen die Erwartung geweckt, dass Deutschland künftig mehr internationale Verantwortung übernimmt. Die „Kultur der Zurückhaltung“ dürfe keine „Philosophie des Heraushaltens“ sein, hat Außenminister Steinmeier (SPD) gesagt. Die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat die Beteiligung an Militärmissionen in Afrika angekündigt.
Da sind, zweitens, die deutschen Bürger, die mehr Verantwortung offenbar mehrheitlich als mehr Belastung verstehen – „mehr zahlen“ und „mehr schießen“und „mehr Ärger“ in den Worten des Bundespräsidenten – und wenig Begeisterung zeigen.


45 Prozent der Deutschen meinen ohnehin schon, die Bundeswehr beteilige sich an zu vielen Auslandseinsätzen, nur zwölf Prozent sind gegenteiliger Meinung.
Da sind, drittens, die ausländischen Gäste im Ballsaal des Bayerischen Hofs, die in ihrer großen Mehrheit seit Jahren drängen, die viertgrößte Wirtschaftsmacht der Welt solle mehr tun. Kaum ein Land profitiert mehr von Frieden und sicheren Handelswegen als der Exportweltmeister. Diese Adressaten hören die Worte wohl. Manche bleiben jedoch skeptisch. Das Bekenntnis zu gerechter Lastenteilung haben sie oft vernommen. Was folgt daraus? Manche sehen in den Deutschen „Drückeberger“, sagt Joachim Gauck. Bleibt es auch jetzt bei schönen Worten, oder folgen diesmal Taten – in der Ukraine, in Afrika und anderswo?
„Vertrauen“ ist das Wort, das der Bundespräsident in den Mittelpunkt stellt. Vor allem bittet er die Deutschen um mehr Vertrauen zu sich selbst. Zugleich bittet er die Partner im Ausland um Vertrauen, dass dieses Deutschland seinen Weg zu mehr Verantwortung schon finden werde – und um Verständnis, dass „wir die noch nicht eingeübt haben“.
Die Botschaft ist klar: Der Bundespräsident wünscht sich, dass Deutschland mehr Verantwortung in der Welt übernimmt. Er kleidet diese Aufforderung jedoch in eine vorsichtige Rhetorik. Seine Beispiele formuliert er als Fragen. Man kann sie leicht als Kritik an einer vorherrschenden Geisteshaltung verstehen. „Tun wir, was wir können, um unsere Nachbarschaft zu stabilisieren, im Osten wie in Afrika? Tun wir, was wir müssten, um den Gefahren des Terrorismus zu begegnen?“ Und wenn wir uns aus überzeugenden Gründen zu Militäreinsätzen gemeinsam mit Verbündeten entschließen, „sind wir dann bereit, die Risiken fair mit ihnen zu teilen?“ Gauck fragt auch: „Interessieren wir uns überhaupt für manche Weltgegenden so, wie es die Bedeutung dieser Länder verlangt?“
Und er erinnert daran: Jede Entscheidung bedeutet die Übernahme moralischer Verantwortung. Schuldig machen kann sich nicht nur, wer handelt. Sondern auch der, der nichts tue. „Ich leide wie viele Menschenrechtsverteidiger in aller Welt daran, dass nicht überall eingegriffen wird, wo es ethisch, zum Schutz von Leib und Leben bedrohter Menschen, geboten wäre“ bekennt Gauck – zum Beispiel in Syrien.
Aber der Pfarrer in ihm beruhigt sogleich auch seine deutsche Gemeinde. Mehr Verantwortung bedeutet nicht „mehr Kraftmeierei“. Sie bedeutet auch nicht zuerst mehr Militäreinsätze. Deutschland handele ja ohnehin nur eingebunden in Bündnissysteme und internationale Organisationen. Vor jeder Entsendung der Bundeswehr stehen Bundestagsbeschlüsse und ein Mandat der Vereinten Nationen. Es kann Geld kosten, Probleme zu lösen. „Manchmal kann auch der Einsatz von Soldaten erforderlich sein.“ Den unpopulären Einsatz in Afghanistan nennt Gauck „notwendig“.
Vor allem aber wünscht er sich eine offene und regelmäßige Debatte über Deutschlands Rolle in der Welt. Er denke dabei mehr an „geistige Ressourcen“ als an Geld und Soldaten, an den Dialog mit Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Seit 1994 habe der Bundestag 240 Mal über Mandate für Auslandseinsätze beraten, aber weniger als zehn Mal grundsätzlich über deutsche Außen- und Sicherheitspolitik diskutiert. Unter jungen Politikern gelte es als „nicht karrierefördernd“, sich mit diesen Fragen zu befassen. Gauck schließt mit einem Appell: „Lassen Sie uns nicht die Augen verschließen, vor Bedrohungen nicht fliehen, sondern standhalten, universelle Werte weder vergessen noch verlassen oder verraten, sondern gemeinsam mit Freunden und Partnern zu ihnen stehen, sie glaubwürdig vorleben und sie verteidigen.“
Dieses Nebeneinander von Emphase und Vorsicht hinterlässt bei manchen ausländischen Gästen in München ambivalente Gefühle. Zbigniew Brzezinski, früher Sicherheitsberater des amerikanischen Präsidenten Jimmy Carter und bis heute eine Autorität in den USA, sagt, er sei „beeindruckt von der gedankenreichen Rede“; Gauck habe den richtigen Ton getroffen. „Gute Rede“ urteilen auch Steve Clemons, Chefredakteur der Fachzeitschrift „The Atlantic“, und Peter van Praagh, Gastgeber der anderen großen westlichen Sicherheitskonferenz, dem Halifax Security Forum in Kanada, von dem München sich in diesem Jahr manche Inszenierungstricks abgeschaut hat. Clemons setzt aber hinzu: „Wir warten auf mehr Taten, nicht auf mehr Worte.“ Der Bundespräsident könne eben nur mahnen. Er sei nicht die Regierung.

Schließen Helfer auf eine Belohnung für Autobatterien bekommen



Scheinbar erhalten ADAC-Pannenhelfer Prämien, wenn sie eigens für den Autoclub gefertigte Batterien verkaufen.


Neuer Vorwurf gegen den ADAC: Nach Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ und des NDR-Magazins Panorama drängt der Autoclub seine Pannenhelfer, eigens für den ADAC von der Firma Varta gefertigte Auto-Batterien zu verkaufen. Dafür gebe es eine Prämie.
Ein ehemaliger Straßenwachtfahrer, der zehn Jahre als „Gelber Engel“ fuhr, behauptet den Angaben zufolge: „Autofahrern werden Batterien aufgeschwatzt, die sie nicht brauchen, oder die sie bei einem regulären Einkauf weit günstiger bekommen könnten.

“ Der ADAC wies diesen Vorwurf am Freitag zurück.

ADAC macht Druck, möglichst viele Batterien zu verkaufen

Vor dem Tausch einer Batterie werde diese mit einem Batterietester geprüft, betonte der Autoclub. Mit Stichproben werde bei ausgetauschten Batterien geprüft, ob sie tatsächlich defekt sind.
Damit werde die Qualität des Batterieaustausches gesichert. Der ADAC bestätigte unterdessen, dass er den Mitarbeiter seiner Straßenwacht eine Leistungsprämie „im mittleren einstelligen Prozentbereich“ vom Gesamtgehalt zahle - dabei werde auch der Austausch von defekten oder leeren Batterien berücksichtigt.

Den Recherchen der beiden Medien zufolge berichteten Pannenhelfer, die nicht namentlich genannt werden wollten, von Druck im ADAC, möglichst viele Batterien zu verkaufen. Laut Pannenstatistik gab es demnach im Jahr 2012 insgesamt 685 751 Fälle, in denen Autos wegen Batterie-Problemen liegenblieben. In 165 000 Fällen, also bei fast jedem vierten Autofahrer, habe der ADAC nach eigenen Angaben neue Batterien verkauft. Die dabei erzielten Umsätze und Gewinne nenne der Autoclub jedoch nicht.

Wednesday, January 15, 2014

Schwächeres Wirtschaftswachstum seit 2009 - aber kaum neue Schulden


Seit dem Rezessionsjahr 2009 ist die deutsche Wirtschaft nicht mehr so schwach gewachsen wie 2013. Das Bruttoinlandsprodukt legte lediglich um 0,4 Prozent zu.

Die deutsche Wirtschaft ist 2013 so schwach gewachsen wie seit dem Rezessionsjahr 2009 nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt legte um 0,4 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Berlin mitteilte. 2012 hatte es noch zu einem Plus von 0,7 Prozent gereicht, 2011 sogar zu 3,3 Prozent. Die Bundesbank sagt für dieses Jahr einen Aufschwung voraus und rechnet mit einem Wachstum von 1,7 Prozent, das sich 2015 auf 2,0 Prozent beschleunigen soll.

Der private Konsum kletterte um 0,9 Prozent. Für die Exporteure hingegen war es eher ein enttäuschendes Jahr. Die Ausfuhren stiegen nur um 0,6 Prozent, nach 3,2 Prozent 2012. Wegen der Unsicherheit behielten viele Firmen Pläne für neue Investitionen in der Schublade. Die Wirtschaft steckte 2,2 Prozent weniger in Maschinen und Anlagen. Die Bundesbank sagt für dieses Jahr einen Aufschwung voraus und rechnet mit einem Wachstum von 1,7 Prozent, das sich 2015 auf 2,0 Prozent beschleunigen soll.
Gleichzeitig hat der deutsche Staat neue Schulden gemacht - wenn auch nicht sehr hohe. Die Haushalte von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialkassen konnten 2013 zum zweiten Mal in Folge klar die EU-Defizitgrenze von maximal drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) einhalten. Der Fehlbetrag lag bei 1,7 Milliarden Euro. Das entspricht einem Minus von 0,1 Prozent vom BIP. 2012 hatte der deutsche Staat ein kleines Plus von 0,1 Prozent erwirtschaftet. In diesem Jahr halten die Bundesbanker einen Überschuss von knapp 0,5 Prozent für möglich. Auch Steuerschätzer rechnen mit einer positiven Bilanz. "Konjunkturbedingt dürfte der Haushaltsüberschuss weiter steigen", sagte Götz Zeddies vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Mitglied im amtlichen Arbeitskreis Steuerschätzung. "Die Steuereinnahmen werden kräftig zulegen - vor allem wegen der wachsenden Beschäftigung, ordentlichen Lohnerhöhungen und den zunehmenden Konsumausgaben."
Der Bund für sich allein genommen hat im vergangenen Jahr weniger neue Schulden aufgenommen als im Haushalt veranschlagt. Die Nettokreditaufnahme lag 2013 trotz Sonderbelastung durch die Fluthilfe bei 22,1 Milliarden Euro und damit 3,0 Milliarden unter der vom Parlament genehmigten Neuverschuldung. Das teilte das Bundesfinanzministerium am Mittwoch in Berlin mit. Ab 2015 will der Bund ohne neue Schulden auskommen.

Weltbank blickt optimistisch auf globale Konjunktur

Nach dem jüngsten Bericht der Weltbank gibt es für die globale Konjunktur deutliche Zeichen der Erholung: Fünf Jahre nach der Finanzkrise hätten endlich auch die Industriestaaten ihre Schwäche überwunden, zudem werde die Konjunktur weiter vom Wachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern angetrieben, schrieb die Weltbank in ihrem Bericht zur Lage der Weltwirtschaft. Demnach wird erwartet, dass die Weltwirtschaft von 2,4 Prozent im vergangenen Jahr auf 3,2 Prozent in diesem Jahr zulegt und in den darauf folgenden Jahren weiter auf 3,4 und 3,5 Prozent anwächst

In den Entwicklungsländern wird mit einem Anstieg der Wirtschaftsleistung von zuletzt 4,8 Prozent auf 5,3 Prozent im laufenden Jahr gerechnet. Dies sei zwar gut zwei Prozentpunkte weniger als in den Jahren vor der Finanzkrise 2008, doch sei dies kein Grund zur Sorge, schrieb die Weltbank. Vielmehr bedeute es eine positive Abkühlung gegenüber dem nicht nachhaltigen Turbo-Wachstum vor der Krise und liege immer noch deutlich höher als in den 1980er und den frühen 1990er Jahren. Getrieben werde die Entwicklung auch weiter von dem starken Wachstum in China.
Nach Einschätzung der Wirtschaftsexperten in Washington wird die Konjunktur in den Industrieländern zunehmend weniger durch die mit der Krise verbundene politische Unsicherheit und die Sparpolitik belastet werden. Die Weltbank rechnet damit, dass das Wachstum von 1,3 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem Jahr ansteigt. 2015 und 2016 werde es sich dann bei 2,4 Prozent stabilisieren. Am deutlichsten sei das Wachstum in den USA, wo dieses Jahr mit einem Plus von 2,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gerechnet werde'

In der Eurozone erwartet die Weltbank für dieses Jahr ein Wachstum von 1,1 Prozent, nachdem die Wirtschaftsleistung zwei Jahre in Folge zurückgegangen war. 2015 und 2016 werde es dann 1,4 und 1,5 Prozent erreichen. "Globale Wirtschaftsindikatoren zeigen eine Verbesserung. Man muss aber nicht besonders scharfsinnig sein, um zu sehen, dass unter der Oberfläche weiter Gefahren lauern", erklärte der Chefökonom der Weltbank, Kaushik Basu. Zwar habe die Eurozone die Rezession überwunden, doch das Pro-Kopf-Einkommen ginge in einigen Ländern weiter zurück. (rtr/dpa/AFP)

Sued Air Berlin Flughafen


Der Flughafen BER wird langsam fertig - und sehr schnell immer teurer. Air Berlin hat die Flughafengesellschaft auf mindestens 48 Millionen Euro Schadenersatz verklagt. Der zuständige Richter regte einen Vergleich zwischen den beiden Parteien an.

Das Gericht sei bereit, ein "Grundurteil" zu fällen, auf dessen Basis sich beide Seiten auf die Höhe der Zahlung verständigen könnten, sagte der Vorsitzende Richter Lothar Köhn bei der Eröffnung des Zivilprozesses um eine Millionenklage von Air Berlin wegen der geplatzten Eröffnung des BER am Mittwochmittag. Richter Kühn regt ausdrücklich zügige Vergleichsverhandlungen zwischen Air Berlin und der Flughafengesellschaft an. Die Kammer habe die Tendenz ihrer beabsichtigten Entscheidung klar erkennen lassen, sagte Kühn. Damit dürfte klar sein, dass die Schadenersatzzahlung deutlich niedriger als die von der Fluggesellschaft geforderten 48 Millionen Euro ausfallen wird.


Zu Prozessbeginn, bei dem weder Air-Berlin-Manager noch die Chefs der Flughafengesellschaft im Potsdamer Landgericht anwesend waren, hatte es für Air Berlin nicht gut ausgesehen. Richter Kühn führte an, dass nach vorläufiger Auffassung der Kammer kein Rechtsverhältnis zwischen Flughafen und Air Berlin bestanden hätte. BER sei kein Flughafen gewesen, sondern nur ein Projekt. "Wir meinen: Auch öffentliche Reden, Werbung, Mitteilungen politischer Stellen können nicht so gewertet werden, dass von einem Rechtsbindungswillen des Flughafens auszugehen war", sagte Richter Kühn. Zum Zeitpunkt der Flugslots für Air Berlin, den die Gesellschaft in Schadenersatzklage anführt, habe kein Flughafen existiert. "Er war weder zugelassen, noch baulich abgenommen." Zudem wies er darauf hin, dass Air Berlin alle für BER geplanten Flüge seitdem in Tegel abwickeln konnte.
Die Kammer sah aber zumindest ein vorvertragliches Verhältnis und damit eine Rücksichtnahme- und Aufklärungspflicht. Die Flughafengesellschaft hätte Air Berlin darüber informieren müssen, dass der Eröffnungstermin am 3. Juni 2012 womöglich nicht sicher war. Die Kammer kündigte an, den Flughafen zu besuchen, da laut Kühn der Zustand weitgehend noch so sei wie im Sommer 2012.

Air Berlin fordert Feststellung der Schadenersatzpflicht

Air Berlin hat die Berliner Flughafengesellschaft wegen der geplatzten Eröffnung des Hauptstadtflughafens auf mindestens 48 Millionen Euro Schadenersatz verklagt. Das hatte der Sprecher des Potsdamer Landgerichts, Frank Tiemann, am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa bestätigt. Die Airline verlangt auch die grundsätzliche Feststellung der Schadenersatzpflicht des Flughafenbetreibers sowie die Erstattung der weiteren Verluste bis zur tatsächlichen Eröffnung, deren Zeitpunkt bislang noch völlig offen ist. Nach Informationen der dpa liegt der weitere Schaden für die Airline pro Monat bei gut einer Million Euro.
Airline-Sprecher Mathias Radowski wollte die genaue Höhe der Klage-Summe nicht nennen, sprach aber von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag. Air Berlin geht es um die Erstattung von Verlusten, die durch die geplatzte Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens in Schönefeld im Juni 2012 entstanden sind. Dazu zählten ungenutzte Immobilien und der Mehraufwand auf dem Flughafen Tegel. "Die gesamte Höhe des Schadens ist noch nicht zu beziffern, weil sie von dem endgültigen Termin der Eröffnung des Hauptstadtflughafens abhängt", erklärte Radowski. "Wir sind aber weiterhin an einer außergerichtlichen Einigung interessiert."

Jetziger BER-Chef Mehdorn hat Klage einst selbst initiiert

Flughafenchef Hartmut Mehdorn hatte die Klage als vormaliger Chef von Air Berlin noch selbst initiert. Im Flughafen-Sonderausschuss des Brandenburger Landtags hatte er am Montag erklärt, die Flughafengesellschaft habe der Airline einen Vergleich in Höhe von rund zehn Millionen Euro anbieten wollen. Dem habe aber der Aufsichtsrat nicht zugestimmt. "Wir werden nun aber sicher zu einer Einigung kommen", sagte Mehdorn. (mit dpa)

Friday, January 3, 2014

Die Auswirkungen der Überschwemmungen Geldscheine ohne Ende




Die Zinsen sind weltweit so niedrig wie nie, doch die Inflation zieht trotzdem nicht an. Warum eigentlich?


An den Abend Mitte November im New Yorker Rockefeller Center erinnert sich Jussi Pylkkänen noch immer gerne. „Es war ein historischer Moment“, schwärmt der Chefauktionator des Hauses Christie's. Für fast 500 Millionen Euro hatte er Kunstwerke an den Mann gebracht, darunter das Triptychon „Three Studies of Lucian Freud“ von Francis Bacon. Ein unbekannter Käufer blätterte am Ende 106 Millionen Euro auf den Tisch, ein Rekordpreis für ein Einzelstück. Überrascht ist Pylkkänen von den immensen Summen nicht. „Wenn heute ein wirklich großartiges Kunstwerk auf den Markt kommt, ist nur noch die Frage, wie viele Bieter sich darum streiten“, erzählt er.

Das Bacon-Bild werde kein Einzelfall bleiben. „Wir werden noch mehr Preise um die 100-Millionen-Dollar-Marke erleben“, glaubt er.
Das liegt nicht nur daran, dass es immer mehr Freunde der schönen Künste gibt. So viel Geld wie noch nie schwirrt um den Globus, und die Besitzer wollen es nicht aufs Konto legen. Kunst, Oldtimer oder Immobilien sind als Anlageziele gefragt. Vor allem aber Anleihen und Aktien. Dax und Dow Jones sind 2013 um mehr als 25 Prozent gestiegen, der japanische Nikkei-Index gar um 55 Prozent. Zwar lässt die US-Notenbank Federal Reserve die Druckerpresse seit Januar langsamer laufen. „Aber die anderen wichtigen Zentralbanken bleiben mit dem Fuß auf dem Gas“, sagt Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank.

Die Fed hat ihre Bilanzsumme seit Beginn der Finanzkrise fast vervierfacht, indem sie Wertpapiere gekauft hat. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) verdoppelte sich im gleichen Zeitraum die Bilanzsumme. Paradox ist: Warnungen vor einem Inflationsschub sind dennoch nicht zu hören. Kaum ein Ökonom fürchtet, dass die Liquiditätsspritzen, die das Weltfinanzsystem seit Jahren von den Notenbanken bekommt, bald auch die Preise auf den Gütermärkten befeuern könnten.

Die Angst vor Inflation wächst

Dabei sind die Deutschen beunruhigt. Schon zu Silvester 2012 gaben in einer Umfrage 42 Prozent an, große Angst vor Geldentwertung zu haben. Die Bedenken sind zuletzt noch gewachsen: 46 Prozent, also fast jeder Zweite, rechnen mit einem deutlichen Preisanstieg, ergab eine Studie der Bank of Scotland. In Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg sind die Sorgen am größten. Tatsächlich sind zwar Lebensmittel in den vergangenen zwei Jahren deutlich teurer geworden, vor allem Obst mit 13 Prozent und Fleisch mit neun Prozent. Doch zugleich verbilligten sich Benzin und Heizöl spürbar. Insgesamt blieb die Teuerung mit 1,3 Prozent im November im Rahmen. Im Euro-Raum lag die Rate nur bei 0,9 Prozent. Bei knapp unter zwei Prozent sieht die EZB Preisstabilität.
Dass sich bei den Preisen so wenig tut, liegt zum einen an den Währungshütern selbst. „Für jeden Euro, den wir zuführen, schöpfen wir wieder einen Euro ab“, hatte EZB-Präsident Mario Draghi versprochen. Zum anderen ist Europas Konjunktur zu schwach, trotz der guten Aussichten in Deutschland. Die EZB fürchtet derzeit eher eine Deflation, also sinkende Preise. „Inflationsgefahr wird es nur geben, wenn die Wirtschaft Europas richtig anzieht“, sagt Carsten Brzeski, Chefökonom der Bank ING Diba. „Aber das wird 2014 noch nicht passieren.“

Europa kommt nur mühsam aus der Krise

Denn dazu ist die Arbeitslosigkeit noch zu hoch. Jeder achte Bürger in der Euro-Zone sucht derzeit einen Job. „Tariferhöhungen in der Bundesrepublik von gut drei Prozent reichen nicht, um eine hausgemachte Lohn-Preis-Spirale zu erzeugen“, urteilt Christian Schulz von der Berenberg Bank. Auch der Euro-Wechselkurs sorgt momentan nicht für steigende Preise. Eigentlich müsste die Währung angesichts der laxen Zinspolitik der EZB unter Abwertungsdruck stehen. Weil die Notenbanken Großbritanniens, Japans und der USA beim Gelddrucken aber noch radikaler agieren, passiert dem Euro das Gegenteil: Er gewinnt an Wert.
In Deutschland kommt das viele Kapital zwar bei den Unternehmen an, die Banken sind derzeit freigiebig wie noch nie. In Südeuropa ist es umgekehrt, dort halten sich die Institute zurück. Womöglich müssen die Notenbanker Neuland betreten, um die Blockade zu lösen. Dabei können sie sicher sein, dass die Preise vorerst unter Kontrolle bleiben. „Die Inflation wird wohl noch mehrere Jahre unter zwei Prozent liegen“, erwartet Commerzbank-Mann Krämer.
Es sei denn, es geht um Aktien oder Immobilien in gefragten Regionen. „Kleinere Blasen sind durchaus möglich“, warnt ING-Mann Brzeski. „Die Anleger müssen deshalb aufpassen, sich nicht in risikoreiche Produkte drängen zu lassen.“

Porsche eröffnet neues Werk

Die großen Autohersteller haben kräftig in ihre ostdeutschen Standorte investiert, allen voran bei Leipzig. Bei Porsche und BMW rollen neue Modelle vom Band.

Der Stuttgarter Autobauer Porsche hat seine Großinvestition im Leipziger Werk abgeschlossen: Am 11. Februar wird die neue Macan-Fabrik mit eigenem Karosseriebau und eigener Lackiererei offiziell eröffnet. Doch die Serienproduktion für den Porsche Macan, den kleinen Bruder des sportlichen Geländewagens Cayenne, hat schon begonnen. Bis zu 50 000 Exemplare sollen nach den Angaben einer Sprecherin pro Jahr gebaut werden. In die neue Fabrik hat Porsche 500 Millionen Euro investiert und erstmals öffentliche Beihilfen in Anspruch genommen. Es entstanden 1500 neue Arbeitsplätze.
 
 
Porsche hatte 2013 noch vor Ablauf des Jahres seinen Verkaufsrekord von 2012 übertroffen. In den ersten elf Monaten des Jahres 2013 steigerte der Autobauer im Vergleich zum Vorjahreszeitraum seine Auslieferungen um 14,2 Prozent auf 147 290 Autos. Im gesamten Jahr 2012 lieferte das Unternehmen 141 075 Autos aus.
Insgesamt erwartet die deutsche Autobranche nach Krisenjahren ein starkes Jahr 2014. Nach Einschätzung des Verbandes der Automobilindustrie VDA ist die Trendwende dank wieder anziehender Nachfrage auf dem europäischen Automarkt geschafft. Nach Einschätzung des VDA werden deutsche Hersteller weltweit etwa 14,7 Millionen Autos produzieren. Das wären 3,5 Prozent mehr als 2013.

BMW setzt in Sachsen auf Elektroautos

BMW will in seinem Leipziger Werk mit den eigens konstruierten Elektroautos Automobilgeschichte schreiben. Seit Herbst wird hier der i3 hergestellt. Noch in diesem Jahr kommt der Hybridsportwagen i8 dazu. Wann genau Serienstart für den BMW i8 ist, stehe noch nicht fest, sagte ein Werkssprecher. Für den i3 lägen mittlerweile 10 000 Bestellungen und weltweit 100 000 Anfragen nach Probefahrten vor.

Laut VDA sind bis Oktober 2013 in Deutschland nur 6200 E-Mobile auf den Straßen gefahren. Neben dem i8 soll 2014 der BMW Concept Active Tourer in Serie gehen. Das ist das erste von BMW mit einem Frontantrieb ausgestattete Auto. Die Münchner investierten in die Werkserweiterung in Leipzig 400 Millionen Euro. 800 neue Arbeitsplätze entstanden.
Nach Angaben der Regionaldirektion Sachsen der Bundesagentur für Arbeit arbeiten in Deutschland knapp 833 000 Menschen in der Automobilbranche, davon 92,6 Prozent im Westen. In Sachsen gehört die Autobranche dennoch zu den strukturbestimmenden Wirtschaftszweigen. Mit rund 29 590 Beschäftigten arbeitet die Hälfte aller Mitarbeiter der Autobranche im Osten in Sachsen. (dpa)