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Monday, December 31, 2012

Willkommen im Jahr 2013!


Frohes Neues! Hunderttausende haben am Brandenburger Tor den Jahreswechsel gefeiert. Die Partymeile war schon mehrere Stunden vor Mitternacht dicht. Die Feuerwehr kämpft indes mit zwei Bränden in der Stadt.

Mit einer Riesenparty vor dem Brandenburger Tor haben Berliner und Gäste aus aller Welt das neue Jahr 2013 begrüßt. Mehr als eine Million Menschen feierten nach Angaben der Veranstalter auf der Partymeile im Zentrum Berlins bei Livemusik und Feuerwerk den Übergang ins neue Jahr. Um Mitternacht wurde der Himmel mehr als zehn Minuten lang von Raketen erhellt, während überall in der Stadt Knaller zu hören waren.
Unter den mehr als 260 Musikern, die im Laufe des Abends auf den Bühnen vor dem Brandenburger Tor auftraten, waren die britische Popband Pet Shop Boys und der deutsche Schlagerstar Jürgen Drews. Lesen Sie hier die Ereignisse dieser Silvesternacht im Live-Ticker:
Open-Air-Party sollte noch bis in die frühen Morgenstunden dauern.



1:00: Mehr als eine Million Menschen haben nach Veranstalterangaben am Brandenburger Tor ins neue Jahr gefeiert. Helfer des Deutschen Roten Kreuzes mussten den Organisatoren zufolge bislang 174 Mal einspringen.
0:55: Am Brandenburger Tor ist die Party vorbei. Die Menschen eilen nach Hause - "in alle Richtungen", wie ein Polizeisprecher sagt. Zurzeit legen noch einige DJ's auf. In den nächsten ein bis zwei Stunden dürfte sich die Silvestermeile komplett aufgelöst haben. Die Polizei ist bislang zufrieden. Zwar gab es einige Körperverletzungen. Die Veranstaltung sei im Großen und Ganzen aber friedlich verlaufen.
0:47: Am Britzer Damm 43 steht laut Feuerwehr eine Wohnung komplett in Brand. Einsatzkräfte sind an Ort und Stelle.
0:35: Tagesspiegel-Redakteurin Sara Schurmann meldet aus Neukölln, dass ein Haus in der Glasower Str. Feuer gefangen hat. Polizei und Feuerwehr sind vor Ort. Die Löscharbeiten haben begonnen. Laut Feuerwehr reichen die Einsatzkräfte vor Ort aus, um das Feuer unter Kontrolle zu bekommen.
0:32: Das Hauptprogramm an der Silvestermeile ist vorbei. Moderator Klaas Heufer-Umlauf verabschiedet sich mit einem speziellen Dank an das ZDF und lacht dabei verschmitzt. Ob es damit zusammenhängt, dass Joko und Klaas bald vom ZDF zu Pro7 wechseln?
0:25: Seit über 25 Jahren sind sie erfolgreich: Die Pet Shops Boys. In diesen Minuten spielen sie ihre größten Hits am Brandenburger Tor.
0:09: Allein über dem Brandenburger Tor werden in diesem Minuten 6.000 Raketen in den Himmel geschossen. Insgesamt elf Minuten soll das Feuerwerk dauern.



0:00: Nun ist es soweit. Das Jahr 2012 ist vorbei. Es ist der 1. Januar 2013. Der Tagesspiegel wünscht allen Leserinnen und Leser ein frohes neues Jahr.
23:42: Nun kommt es zu einem der angekündigten Highlights in Berlin. Die Partymeile tanzt "Gangnam Style". Zumindest die ersten Reihen scheinen ordentlich mitzumachen. Moderator Klaas Heufer-Umlauf versucht sich ebenfalls kurz an dem Tanz, gibt aber schnell wieder auf.
Einen ähnlichen „Dancemob“ hatte der südkoreanische Rapper Psy mit 20 000 Tänzern im November vor dem Eiffelturm in Paris veranstaltet. Die Organisatoren von Deutschlands größter Silvester-Party wollten einen neuen Rekord aufstellen. Offiziell wurde die Zahl der Tänzer allerdings nicht gezählt.
23:35: Bonnie Tyler heizt mit gewohnt rauchiger Stimme den Besuchern der Partymeile vor dem Brandenburger Tor ein. Keine 30 Minuten mehr bis zum Jahreswechsel.
22:55: Die Silvester-Partymeile am Brandenburger Tor in Berlin ist voll. „Alle Eingänge sind zu“, sagt die Sprecherin der Organisatoren, Anja Marx. Auf der gut zwei Kilometer langen Festmeile zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule feiern mehrere hunderttausend Menschen ausgelassen. Schon früh waren erste Einlassstellen geschlossen worden - wegen der milden Temperaturen waren viele Besucher eher gekommen. Nahezu kein Durchkommen gab es an der Hauptbühne, auf der später noch die Pet Shop Boys auftreten sollen. Der Veranstalter hat ein spektakuläres, elf Minuten langes Feuerwerk um Mitternacht angekündigt.
22:28: Jetzt darf Matthias Schweighöfer seinen neuen Film auf der Bühne am Brandenburger Tor promoten. Worum es in "Schlussmacher" geht, bleibt auch nach dem Trailer irgendwie unklar. Schweighöfer freut sich, Schweighöfer lacht - Licht in den Nebel kann aber auch er nicht bringen.
22:19: Auch im Nahen Osten haben zahllose Menschen das neue Jahr mit Spektakel und Partys begrüßt. Buntes Feuerwerk erleuchtete im Golfemirat Dubai das höchste Gebäude der Welt, das 828 Meter hohe Burj Khalifa.
In Afghanistan feierten Soldaten der NATO: In ihrem Hauptquartier in Kabul tanzten um Mitternacht Angehörige der ISAF-Mission beschwingt in das Jahr 2013. Trotz der Partystimmung trugen sie häufig Uniform und schwere Waffen.
21:55: Jürgen Drews verlässt die Bühne, Loona betritt sie. Schnell wird klar. Hier wird live gesungen. Die getroffenen Töne lassen sich an einer Hand abzählen.
21:48: Jetzt steht Jürgen Drews auf der Bühne. Die Moderatoren Joko und Klaas kündigen ihn als "Papa" an. Wahnsinn. Jetzt kann es ja nur noch besser werden.
21:45: Am Brandenburger Tor beginnt die große Show. Zum Auftakt singt Soul- und Popsängerin Oceana den EM-Song „Endless Summer“. Erinnerungen an das Halbfinal-Aus gegen Italien müssen mit großer Mühe verdrängt werden.
21:24: Bei einem bunten Feuerwerk über dem Kreml haben Millionen Menschen in Moskau das neue Jahr begrüßt. Auf dem Roten Platz hieß es tausendfach „Prost Neujahr!“ - Alkohol war aber strikt verboten. Traditionell läutete die Uhr am Spasski-Turm des Kreml das neue Jahr ein. Zahlreiche Sicherheitskräfte sicherten schon lange vor Mitternacht (21 Uhr MEZ) an Metallrahmen den Zugang. Auch auf anderen Plätzen im Stadtzentrum versammelten sich Einwohner und Touristen bei Musik- und Tanzshows unter dem Motto „Ich liebe Moskau“.
Minutenlang explodierten allein am Kreml etliche Raketen im Himmel über der russischen Hauptstadt. Nachdem es tagsüber stark geschneit hatte, blieb es um Mitternacht bei etwa minus acht Grad aber trocken. Tagsüber war der Rote Platz wegen der Vorbereitungen abgesperrt gewesen.

Der Schütze Vater will Winnenden Zivilklage bieten

Schadenersatzforderungen in Höhe von 8,8 Millionen Euro lasten auf dem Vater des Amokläufers von Winnenden. Nun will er mit einer Klage erreichen, dass die Klinik, in der sein psychisch kranker Sohn behandelt wurde, einen Teil mittragen muss.

Der Vater des Amokläufers von Winnenden will gegen das Klinikum in Weinsberg juristisch vorgehen und Zivilklage einreichen. Anwalt Erik Silcher sagte am Montag der Nachrichtenagentur dpa, er wolle erreichen, dass die Haftpflichtversicherung der Klinik einen Teil der Schadenersatzforderungen übernehmen muss. Es gehe um eine Summe von 8,8 Millionen Euro. Er gehe davon aus, dass erkennbar gewesen sei, dass Tim K. gefährlich war. Wäre die Familie darauf hingewiesen worden, hätte der Amoklauf möglicherweise verhindert werden können.
In der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Kreis Heilbronn war der Jugendliche wenige Monate vor der Bluttat untersucht worden.

Silcher bestätigte Berichte des Südwestrundfunks und der „Heilbronner Stimme“. Beim Landgericht Heilbronn sei ein Klageentwurf eingereicht worden, erklärte der Jurist. Silcher betonte aber, dass der Kläger das Geld nicht für sich wolle. Wenn er Geld zugesprochen bekomme, solle alles an die Geschädigten weitergereicht werden. (dpa)

Die Vereinigten Staaten leiden Secretary of State Clinton für ein Blutgerinnsel im Kopf


Die Tage von US-Außenministerin Hillary Clinton in ihrem Amt sind gezählt. Nun bremsen gesundheitliche Probleme sie aus. Zur Behandlung eines Blutgerinnsels im Kopf muss die 65-Jährige über den Jahreswechsel im Krankenhaus bleiben.

Sorge um Hillary Clinton: Die US-Außenministerin muss wegen eines Blutgerinnsels im Kopf in einem New Yorker Krankenhaus behandelt werden. Das Gerinnsel befinde sich hinter dem rechten Ohr zwischen Schädeldecke und Gehirn, teilten Clintons Ärzte am Montag mit. Es habe nicht zu einem Schlaganfall oder dauerhaften Schäden geführt. Die 65-Jährige werde sich voll erholen, zeigten sich die Ärzte zuversichtlich. Die Außenministerin
werde mit blutverdünnenden Mitteln behandelt und aus dem Krankenhaus entlassen, sobald die richtige Dosis gefunden sei. Clinton sei guter Laune und in ständigem Kontakt mit Ärzten, Familie und Mitarbeitern.

Die Außenministerin hatte vor einigen Wochen infolge einer Magen-Darm-Erkrankung einen Schwindelanfall und war gestürzt. Dabei hatte sie nach offiziellen Angaben die Gehirnerschütterung erlitten, die erst Tage später festgestellt worden war. Das Blutgerinnsel war bei einer Folgeuntersuchung diagnostiziert worden.
Clinton ist schon seit Wochen nicht mehr öffentlich aufgetreten. Eine Auslandsreise sowie eine Befragung im Kongress musste sie absagen. Die ehemalige First Lady hat bereits vor längerer Zeit mitgeteilt, dass sie nicht für eine zweite Amtsperiode zur Verfügung stehen wird. Der wiedergewählte Präsident Barack Obama hat zwischenzeitlich den demokratischen Senator und ehemaligen Präsidentschaftskandidaten John Kerry für das Amt nominiert. Er muss noch vom Kongress bestätigt werden. Bis dahin wollte Clinton nach eigener Aussage weiterarbeiten.
Die demokratische Politikerin wird als mögliche Kandidatin für die nächste Präsidentschaftswahl 2016 gehandelt. Sie selbst hat solche Ambitionen wiederholt dementiert. Nach einer neuen Umfrage von CNN/ORC International poll würden 85 Prozent der Demokraten eine Kandidatur der Frau von Ex-Präsident Bill Clinton unterstützen.
Die Politikerin litt schon einmal unter einer Thrombose. Bereits 1998 sei ein Blutgerinnsel bei ihr festgestellt worden, sagte sie 2007 in einem Interview der „New York Daily News“. Das sei ihr bis dato schlimmster Schreck in Sachen Gesundheit gewesen. „Ich war gerade im Wahlkampf für (den New Yorker Senator) Chuck Schumer, als mein Fuß zu schmerzen begann und ich ein Problem hatte, meinen Schuh anzuziehen.“ Schließlich sei sie auf Anraten eines Arztes ins Krankenhaus gegangen. Dort habe man dann das Gerinnsel entdeckt. „Ich hatte Glück. Wir konnten es vollständig auflösen, und es gab keine weiteren Konsequenzen.“ (dpa)

Trauert um die Toten von Indien Vergewaltigungsopfer

13 Tage kämpfte ein junges Vergewaltigungsopfer aus Indien ums Überleben. Nun ist die Frau tot. Die mutmaßlichen Täter sollen wegen Mordes angeklagt werden. Premier Singh fordert einen gesellschaftlichen Wandel.

Eine von mehreren Männern vergewaltigte Inderin hat ihren tagelangen Kampf ums Überleben verloren. Die 23-Jährige erlag am Samstag ihren schweren inneren Verletzungen, wie das behandelnde Krankenhaus in Singapur mitteilte. Die sechs mutmaßlichen Täter müssen sich wegen Mordes verantworten. Die Nachricht über den Tod der Frau löste in Indien Trauer und neue Proteste aus. In mehreren Städten zündeten die Menschen Kerzen für das Opfer an. Tausende demonstrierten erneut gegen sexuelle Gewalt und für mehr Frauenrechte. Alle führenden Politiker traten vor Mikrofone und versprachen Maßnahmen, damit sich ein solcher Fall nicht wiederhole.

Premierminister Manmohan Singh rief dazu auf, die durch den Fall geweckten Emotionen für einen gesellschaftlichen Wandel zu nutzen. „Sie mag ihren Kampf ums Überleben verloren haben, aber es liegt an uns sicherzustellen, dass ihr Tod nicht umsonst war“, erklärte er. „Ich bete für den Frieden der verstorbenen Seele und hoffe, dass ihre Familie die Kraft haben wird, diesen schmerzlichen Verlust zu ertragen.“
Präsident Pranab Mukherjee sagte, die 23-Jährige sei stark und tapfer gewesen. „Sie ist eine wahre Heldin und symbolisiert die indische Jugend und Frauen auf das Beste.“ Die junge Frau war vor fast zwei Wochen in Neu Delhi in einem Bus vergewaltigt, mit einer Eisenstange malträtiert und nackt aus dem fahrenden Fahrzeug geworfen worden. Tagelang kämpften erst indische Ärzte und dann ein Spezialistenteam in Singapur um ihr Überleben Mediziner in Singapur obduzierten inzwischen die Leiche, der Bericht sollte schnellstmöglich den indischen Behörden übergeben werden.
Die Tatverdächtigen sollen des Mordes angeklagt werden. Die Polizei wolle das Anklageprotokoll bis Donnerstag ausfüllen, sagte ein Sprecher. Den Männern droht die Todesstrafe. Zunächst waren sie unter anderem der Vergewaltigung und des versuchten Mordes angeklagt gewesen, worauf maximal eine lebenslange Haftstrafe steht. Bevor die schwer verletzte Frau nach Singapur geflogen worden war, hatten Ermittler sie befragt. Diese Aussagen sollen vor Gericht verwendet werden.
Trauernde trafen sich zu friedlichen Demonstrationen in der Hauptstadt Neu Delhi. Kundgebungen gab es auch in den Metropolen Bangalore, Kolkata und Mumbai, wo Bollywood-Berühmtheiten mit ihnen demonstrierten. „Sie ist tot. Aber ihr Kampf muss jeden aufwecken, jetzt etwas zu tun“, stand auf einem der Plakate. Und auf einem weiteren: „Die Flamme, die sie entzündete, soll nie mehr verlöschen.“ Die Demonstranten in Neu Delhi riefen im Chor: „Wir wollen Gerechtigkeit“. Einige forderten die Todesstrafe auch für Vergewaltiger, andere lehnten eine Verschärfung der Strafen ab, wollen aber ein härteres Durchgreifen der Polizei. Manche hatten sich schwarze Tücher über den Mund gebunden und wollten am liebsten gar nichts mehr sagen. „Wir haben genug geschrien“, sagte eine junge Frau mit Tuch. „Jetzt wollen wir Taten sehen.“ In ihren Reden appellierten Demonstranten in Neu Delhi, die Bewegung dürfe an diesem Tag nicht enden. „Ich hoffe, dass ein Wandel passiert in dieser Gesellschaft, die Frauen so gering schätzt“, sagte die Studentin Aswathy Senan. Proteste im Regierungsviertel und rund um das Wahrzeichen India Gate waren erneut untersagt.
Spezialeinheiten der Polizei riegelten Straßen ab und wiesen den Demonstranten zwei Treffpunkte zu. Zehn Metro-Stationen blieben geschlossen, um Kundgebungen vom Parlament und Präsidentenpalast fernzuhalten. Dort waren am vergangenen Wochenende Proteste in Gewalt umgeschlagen. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt, ein Polizist starb.
Die Leiche der 23-Jährigen sollte am späten Samstagabend nach Indien zurückgebracht werden. Auch die Eltern, die in den letzten Stunden bei der Studentin waren, seien mit an Bord, sagte Indiens Botschafter in Singapur, T.C.A. Radhavan, auf einer Pressekonferenz. Die Regierung übernehme alle Kosten für Behandlung und Transport. (dpa)

Vier Tote bei Flugzeugabsturz Landung in Moskau


Eine russische Linienmaschine hat am Samstag nach der Landung am Moskauer Flughafen Wnukowo Feuer gefangen. Die Maschine kam nach der Landung von der Piste ab. Dabei durchbrach sie eine Absperrung und wurde schwer beschädigt. Mindestens vier Menschen starben.

Mindestens vier Menschen sind bei einem Flugzeugunglück am Moskauer Flughafen Wnukowo getötet worden. Eine russische Linienmaschine schoss am Samstag über die Piste hinaus und durch eine Absperrung auf eine Autobahn am Flughafen, wie die Behörden mitteilten. Das Flugzeug fing Feuer und zerbrach in mehrere Teile.
Nach jüngsten Erkenntnissen seien vier Insassen getötet und vier weitere verletzt worden, sagte ein Mitarbeiter der Innenministeriums der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Laut Katastrophenschutzministerium waren acht Menschen an Bord der Maschine, wie die Nachrichtenagentur ITAR-TASS berichtete; eine Sprecherin des Ministeriums hatte zuvor von vier Besatzungsmitgliedern und acht Passagieren gesprochen.

Laut Gesundheitsministerium trugen zwei der Toten Pilotenuniformen. Die vier Verletzten schwebten mit Kopfverletzungen in Lebensgefahr.
Die aus Pardubice in Tschechien kommende Maschine war nach Angaben eines tschechischen Flughafenmitarbeiters auf einem Leerflug zurück nach Moskau. Die Unglücksursache war zunächst unklar. Wie das Staatsfernsehen berichtete, wollte der Pilot möglicherweise durchstarten und habe auch in Erwägung gezogen, auf einem anderen der drei Moskauer Flughäfen zu landen. Eine Untersuchung wurde eingeleitet. Ein Sprecher der Ermittler sagte, ein Pilotenfehler sei am wahrscheinlichsten. Zum Zeitpunkt des Unglücks herrschte heftiges Schneetreiben.
Das russische Fernsehen zeigte Bilder der in drei Teile zerborstenen Maschine. Den Angaben zufolge handelte es sich um eine Tupolew 204 der Fluggesellschaft Red Wings. Der Airport am Stadtrand Moskaus und die Flughafen-Autobahn Richtung Kiew wurden vorübergehend gesperrt. Der Flughafen öffnete um 16 Uhr MEZ wieder. (AFP)

Laut dem SWR Feuer ausbrach Leistungserbringer in einer geschützten Werkstatt


Einen Monat nach der Brandkatastrophe in einer badischen Behindertenwerkstatt scheint die Ursache geklärt: Laut einem SWR-Bericht sollte ein Gasofen für den Weihnachtsmarkt getestet werden. Dabei hat ihn eine Betreuerin wohl auf-, statt abgedreht.

Das verheerende Feuer in einer badischen Behindertenwerkstatt mit 14 Toten ist nach Recherchen des Südwestrundfunks (SWR) auf einen Bedienungsfehler am Gasofen zurückzuführen. Die Betreuer wollten den Ofen in der Werkstatt für einen Einsatz beim Weihnachtsmarkt testen. Dabei habe eine Betreuerin den Gasknopf am Ende auf-, statt abgedreht. Dieser Fehler passiere immer wieder, da die Gewinde an Gasöfen in anderer Richtung als etwa
bei Wasserhähnen funktionieren.
Die Staatsanwaltschaft wollte diesen Hergang am Donnerstag nicht bestätigen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass sich das Drama so entwickelt habe, sagte ein Sprecher.

Das abschließende Gutachten liege noch nicht vor. Die Caritas als Betreiber des Heimes wollte dazu ebenfalls keine Stellung nehmen. „Wir kommentieren solche Spekulationen nicht“, sagte ein Sprecher.
Bei dem Feuer in der Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt waren am 26. November 13 behinderte Menschen und eine Betreuerin ums Leben gekommen. 14 weitere Menschen wurden verletzt. Ermittler machten den mobilen Gasofen als Auslöser des Brandes aus. Das Gas sei unkontrolliert ausgetreten und schließlich explodiert. Offen war bislang, warum der Ofen in der Werkstatt stand und wieso das Gas dort ausströmen konnte.
Bei dem Feuer wurden mehr als 90 Menschen gerettet. Die meisten Behinderten leben seitdem in anderen Einrichtungen oder bei ihren Angehörigen. Auf zwei Konten sind etliche Spenden für die Opfer der Brandkatastrophe eingegangen. Die Aufräumarbeiten am Unfallort werden noch einige Wochen in Anspruch nehmen. (dpa)

Amsterdam: Keine Toleranz für die Feinde der Toleranz


Warum Amsterdam Schwulen- und Ausländerhasser mit Umsiedeln in Containerdörfer bestrafen will? Es geht um das Recht, sich wohlfühlen zu dürfen in seiner Stadt. Sind tolerante Milieus so empfindlich, dass sie repressiv werden?

Das Ausland schaut mit einiger Verwunderung nach Amsterdam. Wie kann es sein, dass ausgerechnet eine Stadt, die wie wenige andere für die Wertschätzung persönlicher Freiheiten steht, solche Pläne schmiedet? Wie berichtet will Amsterdam künftig Personen, die fortgesetzt Schwule und Lesben, Migranten oder andere Menschen schikanieren und mobben, zwangsweise in gesonderte Containerdörfer umsiedeln, wo sie von Sozialarbeitern und Polizisten resozialisiert werden sollen. Sechs Monate soll der Aufenthalt dauern, bevor sie in ihre Wohnungen zurückkehren dürfen.
 Im neuen Jahr soll das Projekt beginnen. Die Stadtverwaltung, bestehend aus Sozialdemokraten, Marktliberalen und Linksgrünen, sucht derzeit nach Unterbringungsmöglichkeiten in Caravans oder Containern.

 Menschen in Containersiedlungen aussondern, ohne dass sie straffällig wurden? Für Sozialdemokraten, Linke und Grüne klingt das ungewöhnlich, solche Konzepte kennt man eher von der politischen Rechten. Nachvollziehbar wird es dadurch, dass sich die Repression vor allem gegen die Feinde der Toleranz richten soll, gegen Schwulenhasser und Ausländerfeinde, die das Klima vergiften.
 In der Stadtverwaltung bemüht man sich nach den schlagzeilenträchtigen Medienberichten im Ausland um Nuancen. Tahira Limon, Sprecherin der Stadtverwaltung, betont, das Konzept betreffe nur die allerschwersten Fälle, deren Zahl bei durchschnittlich sieben bis zehn im Jahr liege. „Und einfach nur asoziales Verhalten wie öffentliches Urinieren reicht dafür nicht aus. Es geht um systematische und gezielte Einschüchterung anderer Menschen.“
 Beispiele? Ein lesbisches Paar, das über einen langen Zeitraum belästigt wurde. Ein Junge, der vor Gericht gegen einen Nachbarn aussagte, und dessen Familie anschließend einem täglichen Spießrutenlauf ausgesetzt war. Amsterdam, sagt Tahira Limon, will sich vor die Opfer stellen, die in der Vergangenheit oft selbst die Konsequenzen zogen und einen neuen Wohnort suchten. Und das, so Bürgermeister Eberhard van der Laan, ist eine „verkehrte Welt“.
 Möglich wird das Projekt, in den Niederlanden umgangssprachlich „Aso-Dörfer“ getauft, durch eine verwaltungsrechtliche Klausel. Zum Erhalt der Öffentlichen Ordnung erlaubt das Verwaltungsrecht dem Bürgermeister, Stadtbewohner umzusiedeln. Landesweite Gesetzgebung muss dafür nicht bemüht werden; der Beschluss liegt bei Kommune sowie den lokalen Leitern von Polizei und Staatsanwaltschaft. Unterstützung bekommen sie in diesem Fall von den Amsterdamer Wohnungsbaugesellschaften. Doch auch im freien Sektor und bei Hauseigentümern soll das Konzept Anwendung finden.
 Vielen Niederländern klingt bei diesem Konzept etwas in den Ohren. Es ist nicht lange her, dass der umstrittene rechte Populist Geert Wilders vorschlug, Menschen, die wiederholt ihre Umgebung belästigten, in separaten Siedlungen unterzubringen. „Den Abschaum weg aus dem Kiez“, war seine Devise, und der umgehend erfolgte Aufschrei entsprach Wilders’ drastischer Rhetorik.
 Führt also nun ein sozialdemokratischer Bürgermeister durch die Hintertür ein, womit die rechten Populisten mit ihrem Hang zur Selbstjustiz niemals durchgekommen wären? Im Amsterdamer Rathaus versucht man zu beruhigen, dass die Containerwohnungen keineswegs alle räumlich konzentriert sein werden, sondern in kleineren Einheiten verstreut liegen sollen. Aber, so der Einwand, wird es dabei bleiben?
 Inhaltlich sei das Konzept – Kampf gegen schwere und fortgesetzte Einschüchterung – klar definiert, sagt die Sprecherin, während die Wilders’sche Zielgruppe mit „asozialen Wiederholungstätern“ nebulös formuliert war.
 Was beide Vorschläge verbindet, ist der völlig neue niederländische Sicherheitsdiskurs, in den sie sich trotz aller Unterschiede nahtlos einfügen. Hier fand in den vergangenen Jahren eine deutliche Verschiebung statt, der zufolge die Forderung nach harter Hand von Justiz, Polizei und Kommunen zum Mainstream geworden ist.
 Mehr noch als vom Schlagwort Kriminalität ist der Diskurs von dem Begriff „Belästigung“ geprägt. Maßgeblich ist in dieser Debatte oftmals das subjektive Sicherheitsempfinden statt objektiv messbarer Kriterien wie der Kriminalitätsstatistik.
 Die tolerante Gesellschaft ist empfindlich geworden. Es geht längst nicht mehr um Kriminalität, die ein Thema der Rechten ist. Es geht um das Recht, sich wohlzufühlen in der eigenen Stadt, um das Recht, nicht von anderen gestört zu werden, nicht belästigt zu werden.
 Ein Beispiel der jüngeren Vergangenheit illustriert dies recht treffend. Vor einiger Zeit warb die niederländische Polizei mit einer Plakatkampagne um Auszubildende. Eines der Poster zeigte eine Gruppe männlicher Jugendlicher, in vermeintlich typischer Pose auf einem Spielplatz oder Innenhof auf ihren Mofas kauernd, den Schirm ihrer Baseballcaps ins Gesicht gezogen, so dass sie die Augen verdeckten. Der Schriftzug fasste die neue Gefühlslage der Bürger zusammen: „Können Sie erklären, warum Nichtstun auch Belästigung verursacht?“
 Was im Amsterdamer Kontext unter „Belästigung“ fällt, illustrieren zwei Statements, die die hier erscheinende Tageszeitung „Het Parool“ den Lesern ihrer Website zur Abstimmung vorlegte. Im Sommer 2011 sprach sich eine deutliche Mehrheit dafür aus, mit der Grillerei im beliebtesten Park der Stadt müsse endlich Schluss sein. Zuletzt stimmten gar 85 Prozent dafür, dass die Stadtteile gesonderte Listen für „junge Kriminelle“ unterhalten sollten.
 Belästigung, das ist in diesem Diskurs folglich alles von den Härtefällen, die der Amsterdamer Bürgermeister anvisiert, bis zu sogenannten hangjongeren, also „herumhängenden Jugendlichen“.
 Gegen Belästigung in all ihren Formen, so lautet ein parteiübergreifender Konsens, gilt es einzuschreiten. Als der aktuelle Premierminister Mark Rutte, Mitglied der Liberalen, im September wiedergewählt wurde, ließ er sich von seinen Anhängern auf einer Bühne feiern, auf deren Hintergrund die Losung „Mehr Blau (gemeint ist Polizei) auf der Straße statt hinter dem Schreibtisch“.
 Essenziell ist nicht allein die Annahme, die Polizei sei chronisch unterbesetzt, sondern auch die Schlussfolgerung, die Bürger sollten ihr helfend zur Seite stehen. Als Erfolgsgeschichte gilt in diesem Zusammenhang das Projekt „Burgernet“ – „Bürgernetz“ –, bei dem sich die Bewohner eines Viertels bei der entsprechenden Polizeistelle registrieren lassen können. Unmittelbar nach einem Verbrechen oder im Fall einer vermissten Person werden diese dann per Mobiltelefon kontaktiert und erhalten eine Personenbeschreibung. Ihre Beobachtungen sollen sie dann sofort der Polizei mitteilen, bis diese die Suchaktion offiziell beendet.
 Die Konjunktur dieses Projekts hat nichts mit der vormaligen indirekten Regierungsbeteiligung der Rechtspopulisten zu tun, wie es bis zum letzten Frühjahr der Fall war. Vielmehr wurde völlig ohne den Einfluss der Wilders-Jünger beschlossen, die lokalen Burgernet-Kooperationen von Bürgern, Polizei und Kommunen möglichst landesweit einzuführen. Auch die aktuelle, sozialliberale Koalition hält an diesem Ansatz fest. Inzwischen sind mehr als 94 Prozent aller niederländischen Gemeinden daran beteiligt.
 Es scheint so zu sein, dass ausgerechnet das tolerante Amsterdam, die toleranten Niederlande als Erste eine neue Dimension der Repression anstreben. Die Aussonderung aggressiver Personen, ohne dass es eines strafrechtlichen Rahmens bedarf.
 Das wirft eine unangenehme Frage auf. Sind tolerante Milieus, die eine Harmonie in Vielfalt anstreben, so empfindsam, dass sie, die eigentlich Repression ablehnen, neue, „fortschrittliche Formen“ der Repression schaffen?

Indianerin kämpft mit dem Tod nach Vergewaltigung


Die Verletzungen, die eine Inderin bei einer Massenvergewaltigung vor anderthalb Wochen erlitten hat, sind schwerer als bisher bekannt: Die junge Frau schwebt in Lebensgefahr. Spezialisten behandeln sie in Singapur

Die von mehreren Männern brutal vergewaltigte Inderin ringt mit dem Tod. Die Frau schwebt nach Angaben der Ärzte vom Freitag weiter in Lebensgefahr. Ihr Zustand sei „extrem kritisch“, erklärte der Chef des Mount Elisabeth Krankenhauses, Kelvin Loh, in Singapur. Die 23-Jährige war in der Nacht zum Donnerstag aus der indischen Hauptstadt Neu Delhi in die Spezialklinik für Organtransplantationen geflogen worden.
Die junge Frau war vor anderthalb Wochen von einer Gruppe Männer in einem Bus vergewaltigt und mit einer Eisenstange geschlagen worden. Sie liegt seit ihrer Ankunft in Singapur auf der Intensivstation.

Ein Ärzteteam habe eine schwere Hirnverletzung sowie Infektionen ihrer Lungen und innerer Organe festgestellt, teilte Loh mit. Außerdem habe sie einen Herzstillstand gehabt. „Die Patientin kämpft derzeit gegen alle Widrigkeiten an, sie kämpft um ihr Überleben“, hieß es in dem Statement.
Nach der Vergewaltigung in Neu Delhi waren sechs Männer als mutmaßliche Täter festgenommen worden. In der indischen Hauptstadt gab es nach Bekanntwerden des Vorfalls immer wieder Proteste für mehr Sicherheit. Ein Polizist kam ums Leben. Sollte sich der Zustand der jungen Frau weiter verschlechtern, wird befürchtet, dass es zu weiteren Demonstrationen kommen könnte. (dpa)

Die Verhaftung von zwei Mädchen mit dem Zug lokalen getötet

Im schwäbischen Günzburg gab es am Mittwochabend einen Zugunfall: Zwei Mädchen wurden an einem Bahnübergang von einem Regionalexpress erfasst und getötet. Die beiden 15-Jährigen hatten den Zug vermutlich übersehen - und ebenso die roten Warnleuchten am Bahnübergang.

Zwei Mädchen sind am Donnerstagabend an einem Bahnübergang in Bayern von einem Regionalzug erfasst und getötet worden. Die beiden 15-Jährigen hatten den heranfahrenden Zug im schwäbischen Günzburg laut Polizei vermutlich übersehen, als sie zusammen mit einem weiteren Mädchen die Gleise überqueren wollten. Eines der beiden Opfer sei noch an der Unfallstelle gestorben, das andere Mädchen erlag wenig später im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Das dritte Mädchen im Alter von 16 Jahren war als erstes über die Gleise gegangen, wie ein Sprecher der Polizei am frühen Freitagmorgen berichtete. Die Jugendliche habe genau wie der Lokführer einen schweren Schock erlitten.

Warum die Gruppe den Zug übersah, war zunächst unklar. An dem Bahnübergang für Fußgänger hätten rote Warnlampen geleuchtet. Die Schranken für den Straßenverkehr seien zum Unglückszeitpunkt geschlossen gewesen. (dpa)

Budget Siedlung in Amerika nähert



Präsident Barack Obama hat eine Einigung im Haushaltsstreit um die sogenannte fiskalische Klippe als absehbar bezeichnet. Erste Details eines möglichen Kompromisses sickerten am frühen Abend durch, die Verhandlungen im Senat aber dauern noch an.

In den Vereinigten Staaten nähern sich Demokraten und Republikaner in den Verhandlungen um die sogenannte fiskalische Klippe einer Einigung. Erste Details eines möglichen Kompromisses sickerten am Abend durch. Die Verhandlungen im Senat dauerten indes noch an. Wichtigster Streitpunkt war, für wie lange die von Januar einsetzenden automatischen Ausgabenkürzungen ausgesetzt werden sollten und wie dies gegenfinanziert werden sollte. An der Wall Street stiegen die Aktienkurse im dünnen Silvesterhandel, nachdem Details der möglichen Einigung bekannt geworden waren. Der breit gefasste S&P-500-Index stieg zeitweise um fast 1,6 Prozent.
„Es scheint, als ob eine Einigung, mit der die Steuererhöhungen zu Neujahr vermieden werden, in Sicht ist“, sagte ein gelöst auftretender Präsident Barack Obama am Nachmittag (Ortszeit) im Kreis jubelnder Anhänger, die nach Angaben des Weißen Hauses zu den „Amerikanern der Mittelklasse“ zählten. Die Verhandlungen seien aber noch nicht abgeschlossen, warnte Obama. Er lobte gleichwohl, dass die drohenden Steuererhöhungen für Familien mittleren Einkommens offenbar abgebogen seien. Steuererhöhungen drohen nach den Details der möglichen Einigung nur wohlhabenderen Amerikanern.
Die sich zumindest in den Steuerdetails abzeichnende Einigung stieß in den Reihen demokratischer Senatoren auf Widerspruch. „Die Richtung, in die wir gehen, ist die völlig falsche Richtung für unser Land“, sagte Senator Tom Harkin.
 Steuererhöhungen für Wohlhabende
Im wichtigsten Punkt würden Amerikaner mit einem Jahreseinkommen von 400.000 Dollar (Familien: 450.000 Dollar) von Januar an in der Spitze einen Steuersatz von 39,6 Prozent zahlen, nach zuletzt 35 Prozent. Obama hatte ursprünglich als Grenze 200.000 Dollar gefordert, die Republikaner wollten zunächst gar keine Steuererhöhung akzeptieren. Für Einkommen darunter würden die noch vom republikanischen Präsident George W. Bush vor einem Jahrzehnt eingeleiteten Steuersenkungen dauerhaft fortgeschrieben. Damit hätten die Demokraten insoweit gewonnen, weil die Wohlhabenderen stärker besteuert würden. Zugleich aber hätten die Republikaner endgültig niedrigere Steuersätze für das Gros der Bevölkerung erlangt, denen die Demokraten sich vor einem Jahrzehnt noch verweigert hatten.
Andere wichtige Bestandteile der möglichen Einigung sind gemäß Obama und nach Medienberichten:
•Der Erbschaftsteuersatz steigt von 35 auf 40 Prozent, wobei weiterhin 5 Millionen Dollar von der Besteuerung ausgenommen werden sollen. Obama hatte eine Rate von 45 Prozent bei Ausnahmen von 3,5 Millionen Dollar verlangt.
•Die Steuersätze für Kapitalgewinne und Dividenden steigen von 15 auf rund 20 Prozent.
•Steuerausnahme und Abzugsmöglichkeiten werden in der Einkommensteuer für Einkommen von 250.000 Dollar an (Familien: 300.000 Dollar) begrenzt – und damit ein weiterer Teil  der Bush-Steuersenkungen aufgehoben.
•Die im Zuge der Finanzkrise verlängerte Bezugsdauer von Arbeitslosenunterstützung wird abermals um ein Jahr verlängert. Rund 2 Millionen Langzeitarbeitslose werden damit auch im neuen Jahr finanzielle Hilfe erhalten.
•Eine Reihe von Steuerabzügen für Familien oder Bildung bleiben erhalten.
Streit um automatische Ausgabenkürzungen
Umstritten blieb vorerst, ob und wie lange die im Januar automatisch einsetzenden Ausgabenkürzungen von 110 Milliarden Dollar im kommenden Jahr aufgeschoben werden sollen, um Spielraum für neue Verhandlungen im kommenden Jahr zu schaffen. Demokraten dringen nach manchen Medienberichten auf einen Aufschub um 1 Jahr, die Republikaner wollen nur wenige Monate akzeptieren.
Damit verbunden ist die Frage, wie der Aufschub der Kürzungen gegenfinanziert werden soll. Hier zeigen sich tiefe wirtschaftspolitische Differenzen zwischen den Parteien. Die Demokraten wollen die absehbaren Steuermehreinnahmen nutzen, um die drohenden automatischen Ausgabenkürzungen zu verringern. „Sie wollen alles ausgeben“, klagte der republikanische Senator Robert Corker schon am Sonntag. Die Republikaner dagegen beharren darauf, dass die von ihnen zähneknirschend zugestandenen höheren Steuermehreinnahmen verwendet werden, um das Defizit zu reduzieren. Ein Aufschub der automatischen Ausgabenkürzungen müsse durch Einsparungen an anderer Stelle ausgeglichen werden.
Obama: Republikaner werden sich noch umschauen
Obama betonte, dass in dieser Streitfrage Einnahmen und Ausgabenkürzungen „Teil der Gleichung“ sein müssten. Er verwies zugleich darauf, dass dieses Prinzip auch für weitere Gespräche im kommenden Jahr zur Reduzierung des Defizits gelten müsse. „Wenn Republikaner denken, ich werde die Aufgabe der Defizitreduzierung allein durch Ausgabenkürzungen beenden, dann werden sie sich noch umschauen “, sagte Obama. Der Streit um die Sanierung des Bundeshaushalts wird spätestens etwa Ende Februar wieder aufbrechen, wenn das Finanzministerium dem Schuldendeckel von 16,4 Billionen Dollar nicht mehr ausweichen kann.
Der Kongress hat nur noch diesen Montag, um die zur Jahreswende drohenden Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen von rund 600 Milliarden Dollar oder fast 4 Prozent der Wirtschaftsleistung abzumildern. Nach Analyse des unabhängigen Budgetbüros des Kongresses und anderer Ökonomen würde ein Sturz über die fiskalische Klippe die Wirtschaft zeitweise in eine Rezession führen.
Eine Einigung in dem Fiskalstreit zwischen den Verhandlungsführern beider Seiten müsste noch vom Senat und vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden. Die Zustimmung des Abgeordnetenhauses gilt als unsicher, weil unklar ist, ob der republikanische Sprecher des Hauses, John Boehner, genügend Abgeordnete seiner Fraktion hinter sich scharen kann, um zusammen mit den Demokraten eine Einigung zu beschließen.
Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Harry Reid, hatte am frühen Montag gemahnt: „Uns läuft wirklich die Zeit davon.“ Es gebe noch eine Reihe von Fragen, bei denen beide Seiten auseinanderlägen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, will Reid im Senat einen eng begrenzten Gesetzentwurf zur Abstimmung stellen, mit dem unter anderem die Einkommensteuer für alle Einkommen von mehr als 200.000 Dollar angehoben und die längere Bezugsdauer der Arbeitslosenunterstützung fortgeschrieben würde.

Re SPD Steinbrück Rede gemischt

Deutsche Regierungschefs sind unterbezahlt. Mit dieser Einschätzung hat SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück viel Groll auf sich gezogen. Einige Sozialdemokraten halten die Bemerkung für denkbar ungünstig und unklug. Doch es gibt auch Rückendeckung aus den eigenen Reihen.
Nach der scharfen Kritik an SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück wegen seiner Äußerung zum Kanzlergehalt melden sich Unterstützer aus den eigenen Reihen zu Wort. Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) beklagte am Montag im Deutschlandfunk, Steinbrücks Bemerkung werde systematisch aufgebauscht. Auch andere SPD-Abgeordnete stellten sich hinter den Herausforderer von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Bei einigen Sozialdemokraten und der politischen Konkurrenz herrscht dagegen weiter Unverständnis über die Aussage des SPD-Spitzenmanns.
Steinbrück, der wegen seiner hohen Nebeneinnahmen durch Vorträge in der Kritik steht, hatte in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gesagt, gemessen an der Leistung und im Verhältnis zu anderen Tätigkeiten mit weniger Verantwortung und viel größerem Gehalt bekomme der Regierungschef in Deutschland zu wenig Geld. „Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin.“ Am Wochenende hatte er sich damit viel Protest eingehandelt - auch aus der eigenen Partei.
Rossmann (SPD): „Manche Gehälter sind obszön“
Thierse hielt dagegen, Steinbrücks Feststellung, dass die Bezüge in Relation zu denen anderer Führungskräfte niedrig seien, hätten schon viele andere gemacht. Es lasse sich einräumen, dass der Moment etwas unglücklich sei, sagte er, kritisierte aber zugleich: „Diese Bemerkung wird nun ganz systematisch aufgebauscht.“
Auch der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach stärkte seinem Parteikollegen den Rücken. „Steinbrück hat in der Sache natürlich Recht: In Anbetracht der Größe des Landes ist das Gehalt der Kanzlerin zu gering“, sagte er der „Rheinischen Post“. Lauterbach bezeichnete die Debatte über Steinbrücks Äußerungen als „Heuchelei“.
Unterstützung kam ebenso von Ernst Dieter Rossmann, dem Sprecher der Parlamentarischen Linken der SPD im Bundestag. Steinbrück habe vollkommen Recht, sagte er dem Blatt. „Spitzenvertreter in der Wirtschaft werden viel zu hoch bezahlt. Manche Gehälter sind obszön.“ In der „Berliner Zeitung“ fügte er aber mahnend hinzu: „Ökonomische Markt-Wahrheiten sind ein schlechter Maßstab für politische Werte.“
Breymaier (SPD): „Kein Fingerspitzengefühl“
Die Vize-Vorsitzende der Südwest-SPD, Leni Breymaier, warf dem Kanzlerkandidaten mangelnde Sensibilität vor. In der Sache habe Steinbrück zwar recht, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. „Aber er hat kein Fingerspitzengefühl für den richtigen Zeitpunkt.“ Themen wie Mindestlohn seien wichtiger als Kanzlergehälter.
Auch die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth zeigte kein Verständnis für die Debatte: „Unser Land hat drängende Probleme, die es anzupacken gilt. Die Frage des Gehalts der Kanzlerin gehört sicher nicht dazu“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag).
Der FDP-Finanzpolitiker Volker Wissing sagte, Steinbrück komme es offensichtlich sehr auf das Geld an. Der SPD-Politiker habe den falschen Maßstab angelegt, sagte Wissing im Sender WDR 5. „Für politische Ämter gelten nicht die Gehaltsvorstellungen oder auch die Gehaltsrealitäten in der Banken- und Finanzwirtschaft.“
Steinbrück-Vergleich entspricht offenbar den Tatsachen
Von den blanken Zahlen her liegt Steinbrück allerdings richtig, wie ein Blick auf einige zufällig ausgewählte Sparkassen in NRW ergibt. Selbst kleinere Häuser zahlen ihrem Vorstandsvorsitzenden nach dpa-Recherchen tatsächlich mehr, als die Kanzlerin verdient: Merkel kommt mit Kanzlerbesoldung und Abgeordnetenbezügen auf knapp 300 000 Euro im Jahr. Der Chef der Sparkasse KölnBonn dagegen kassierte im Jahr 2011 eine Vergütung von insgesamt 578 000 Euro. Mit einer Bilanzsumme von rund 30 Milliarden Euro ist KölnBonn allerdings auch eine der größten Sparkassen in Deutschland.
Aber auch in kleineren Banken werden die Chefs großzügig vergütet: So etwa in Paderborn, wo die Sparkasse bei einer Bilanzsumme von 3,4 Milliarden Euro ihrem Chef 388 000 Euro zahlt.

Milliarden Menschen feiern das neue Jahr

milliarden Menschen haben schon das neue Jahr begrüßt. Mit spektakulären Feuerwerken feierten die Neuseeländer und Australier bereits das Jahr 2013, als die Deutschen noch die letzten Knaller besorgten. Popstar Kylie Minogue trat in Sydney auf und mehr als sieben Tonnen Feuerwerk explodierten über dem Hafen.
Der Himmel über dem Sky Tower im neuseeländischen Auckland und dem Opernhaus in Sydney leuchtete um Mitternacht (12.00 und 14.00 Uhr MEZ), mehr als eine Million Besucher waren dabei. In Japan und China ging es in der Neujahrsnacht etwas ruhiger zu. Der Jahreswechsel wird in China traditionell erst während des Frühlingsfestes gefeiert. In Tokio und anderen Städten hielten Geistliche Rituale in Schreinen und Tempeln ab – rund 100 Millionen Menschen werden dort in den kommenden drei Neujahrstagen um Gesundheit und Erfolg bitten.
Party auch in Russland: Auf dem Roten Platz haben zahllose Menschen in Moskau das neue Jahr begrüßt. Traditionell läutete die Uhr am Spasski-Turm des Kreml das neue Jahr ein. Minutenlang explodierten allein am Kreml etliche Raketen im Himmel über der russischen Hauptstadt. Nachdem es tagsüber stark geschneit hatte, blieb es um Mitternacht bei etwa minus acht Grad aber trocken.
In Berlin hatte die Silvesterparty vor dem Brandenburger Tor schon drei Stunden vor Mitternacht wegen des großen Andrangs beinahe ihr Limit erreicht. Vor der Hauptbühne, auf der am Abend Stars wie Eurovision-Songcontest-Gewinnerin Loreen auftreten sollten, gab es gegen 21 Uhr so gut wie kein Durchkommen mehr. Die Eingänge am Brandenburger Tor waren bereits geschlossen. Die Auslastung habe zu diesem Zeitpunkt bei rund 90 Prozent gelegen, sagte ein Polizeisprecher.
Schon am Montagnachmittag waren die ersten Hauptstädter und Touristen bei milden 9 Grad zu Deutschlands größter Partymeile vor dem Brandenburger Tor. Die Zeit bis zum Jahreswechsel soll ein Tanz der Menschenmassen – ein „Dancemob“ – zum Song „Gangnam Style“ des Rappers Psy verkürzen. Auf der Partymeile auf der Straße des 17. Juni in Berlin ist das Knallen verboten. „Das ist doch einfach nicht zu toppen hier“, sagte eine Besucherin während der letzten Proben der Musiker begeistert. Die voraussichtlich bis zu eine Million Besucher werden das Jahr 2013 mit einem elfminütigen Feuerwerk willkommen heißen. Auch bundesweit wird kräftig geböllert. Rund 115 Millionen Euro haben die Bundesbürger dieses Jahr für Feuerwerk ausgegeben.
Derweil starteten die Silvesterfeiern auch in anderen Teilen der Welt. Auf Bali in Indonesien tanzten Frauen in religiösen Gewändern auf einer Parade. Ein verkleideter Väterchen Frost lief in Kirgistan mit Gefolge durch die Straßen, und in Johannesburg in Südafrika ging es beim jährlichen Karneval am 31. Dezember bunt zu. Das erste öffentliche Silvesterfest jemals soll es in Birma geben: Zehntausende werden zu den Feiern in der Hauptstadt Rangun erwartet – bisher hatte das Militärregime die Feiern verboten.
In Indien fielen dagegen viele Silvesterpartys aus. Überschattet vom Tod eines 23 Jahre alten Vergewaltigungsopfers sagten mehrere Discos in Neu Delhi ihre traditionellen Feste ab. In den vergangenen Tagen waren Tausende Inder zu Protesten auf die Straße gegangen, nachdem die Frau von mehreren Männern geschlagen und vergewaltigt worden war. Statt Partys soll es nun Kerzenmahnwachen geben.
Ganz sprichwörtlich eingeläutet worden ist neue Jahr ist in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Zehntausende von Menschen versammelten sich in der Nacht trotz eisiger Temperaturen im Zentrum der 10-Millionen-Metropole, um gespannt den traditionellen 33 Glockenschlägen der über drei Meter hohen Bosingag-Glocke zu lauschen. Die Bronzeglocke im Bosin-Pavillon ist nur zum Jahreswechsel zu hören. Die Zahl 33 symbolisiert in Korea Glück.
Die ersten, die ins neue Jahr rutschten, waren die Einwohner auf Samoaund den Linie-Inseln im Pazifik. Um 11.00 Uhr deutscher Zeit begann auf den Inseln 2013. Samoa hatte erst im vergangenen Jahr Zeitgeschichte geschrieben. Die Bewohner gehörten zuvor zu den letzten, die das neue Jahr begrüßten. Am 29. Dezember 2011 sprangen sie aber virtuell über die Datumsgrenze im Pazifik, indem sie die Uhren 24 Stunden vorstellten.
Ähnlich spektakulär wie in Sydney soll es am Copacabana-Strand im brasilianischen Rio de Janeiro zugehen. Hauptattraktion einer der weltweit größten Silvesterpartys wird das 16-minütige Feuerwerk sein. Zwei Millionen Menschen sollen dann dabei sein und tanzen. Eine Stunde nach den Deutschen begrüßen in London Hunderttausende am Riesenrad London Eye an der Themse das neue Jahr.
Weniger laut geht es in New York zu. Feuerwerk wird zum Nationalfeiertag abgebrannt, zu Silvester ist es unüblich. Am Times Square versammeln sich traditionell rund eine Million Menschen, doch Alkohol bleibt in der Öffentlichkeit verboten. 2013 beginnt in New York um 6.00 Uhr deutscher Zeit am Dienstag. Das Schlusslicht bildet Hawaii, wo es erst um 11.00 Uhr MEZ heißt: Happy New Year.

Quelle: DPA

Das ist alles


Eine Fechterin im Sitzstreik, niedergeschlagene Bayern, der im Triumph erstarrte Balotelli. Das Jahr 2012 hat gezeigt, dass der Sport nicht unbedingt bewegte Bilder braucht, um zu bewegen. Wohl schafft er Momente für die Ewigkeit, aber kaum Gewissheiten.

sport ist Bewegung. Aber manchmal sind es Bilder der Unbewegtheit von Sportlern, die sich dem Gedächtnis einprägen. Solche Bilder traten uns in diesen Tagen vors innere Auge, beim Grübeln darüber, was vom Jahre übrig blieb. Da saßen wir also, was fiel uns ein? Sitzende Sportler.
Zuerst Novak Djokovic und Rafael Nadal, die in Melbourne nach dem fast sechsstündigen Finale der Australian Open, dem Maximum dessen, was ein Tennisspiel sein kann, nicht mehr stehen konnten - man musste ihnen vor der Siegerehrung Stühle bringen. Dann die vielen Verzagten unter den Spielern des FC Bayern, wie sie in den finalen Minuten des „Finales dahoam“ auf dem Rasen der Münchner Arena hockten und partout keinen Elfmeter schießen wollten - und wie der schon ausgewechselte Thomas Müller auf der Suche nach Freiwilligen auf sie einredete wie auf ein krankes Pferd.
Und schließlich die koreanische Fechterin Shin A Lam, die bei den Olympischen Spielen in London 72 Minuten lang verzweifelt und weinend auf der Planche blieb, unbewegt und tief bewegt zugleich, erst stehend, dann sitzend, schließlich von zwei Kampfrichtern hinuntergedrängt. All das nur, weil sie jene Entscheidung nicht verstanden hatte, die ihr die Gold-Chance raubte und die tatsächlich jede menschliche Zeitvorstellung sprengt: dass nämlich in einer einzigen Sekunde genug Zeit sein soll für drei separate, vom Kampfrichter beendete und neu gestartete Fechtaktionen. Der Anblick der Koreanerin war das Standbild des Jahres: der Beweis, dass Sport keine bewegten Bilder braucht, um zu bewegen.
Natürlich gab es auch den unfassbaren Fallrückzieher von Zlatan Ibrahimovic, ein Wunderwerk menschlicher Motorik; gab es das Meisterstück des modernen Tempo-Kombinationsspiels durch Spanien beim 4:0-Sieg im EM-Finale gegen Italien; gab es die 91 Tore des Lionel Messi, der allmählich aus der Ahnung die Gewissheit macht, dem besten Fußballer der Geschichte bei der Arbeit zuzusehen. Aber selbst im Fußball, einem Sport, der von seiner Dynamik lebt, war der Moment des Jahres einer der größtmöglichen Langsamkeit. Schleppender, behäbiger, desinteressierter kann man zu einem Elfmeter nicht anlaufen, als es Andrea Pirlo im Elfmeterschießen des EM-Viertelfinales gegen England tat. Es wagten schon andere im entscheidenden Moment den Lupfer in die Mitte des Tores, einst vom Tschechen Antonin Panenka berühmt gemacht. Doch keiner tat das je mit solch lässiger Grandezza wie dieser Maestro des Schlenderns und Schlenzens.
So groß war Pirlos Wirkung, dass Bundestrainer Joachim Löw die deutsche Nationalmannschaft nach einem Weltrekord von 14 Siegen in 14 EM-Spielen (zehn in der Qualifikation, drei in der Vorrunde, einem im Viertelfinale) im Halbfinale taktisch völlig auf den italienischen Spielmacher ausrichtete - und sich dabei selber ausspielte. Am Ende hatte Deutschland 14:0 Ecken, aber keine führte zu einem deutschen Tor, nur führte eine zu einem italienischen, dem 0:2 - und Mario Balotelli machte den Gorilla, noch so ein Standbild fürs Poesiealbum 2012.
Wie immer rief das Scheitern dieser nationalen Instanz, des Nationalteams, kuriose Erklärungsmuster auf den Plan. Die einen fanden, dass die Italiener ihre Hymne hingebungsvoller gesungen und deshalb gewonnen hätten. Die anderen erklärten die Niederlage als sportlich schmerzliche, aber politisch wichtige Hilfsleistung für das unter finanziellen Einschnitten ächzende Südeuropa. Schließlich schien im Frühsommer die Zukunft Europas ständig auf der Kippe zu stehen, ehe Europa das Interesse an seiner eigenen Rettung danach mehr und mehr verlor. Vielleicht auch, weil der Sportsommer ein besseres Programm bot als die rituelle Rettungsroutine der Griechenland-Gipfel?
Denn im Sommer hat Europa es der Welt gezeigt - gezeigt, was so nur der alte und manchmal doch ziemlich junge Kontinent kann. Die Briten machten eine uralte griechische Idee fit für die Zukunft. Nicht, dass Olympia jemals ein Problem gehabt hätte, packende Wettkämpfe, rührende Geschichten und neue Nationalhelden zu produzieren - auch diesmal war das wieder so, aus deutscher Sicht vom majestätischen Ruder-Achter über den riesigen Werfer Robert Harting und den schmächtigen Turner Marcel Nguyen bis zu den auf einen Schlag populärsten Sandmännchen Deutschlands, den Beachvolleyballern Julius Brink und Jonas Reckermann. Aber das Besondere an den Spielen von London und an den ebenso gelungenen Paralympics war, dank brillanter Organisation und des weltbesten Sportpublikums, etwas anderes: dass Olympia es schaffte, sich neu zu erfinden. Es waren die heitersten, lockersten Spiele, die im Jahrhundert des globalen Terrorismus möglich sind.
So hat der Sport sich 2012 durchaus über die eigenen Grenzen hinaus nützlich gemacht. Und der Politik gezeigt, wie man mit Problemen umgehen kann. Zum Beispiel, wie man eine menschliche Eigenschaft, die noch gestern als Auslöser der globalen Finanzkrise galt, in jedermanns Liebling verwandelt: die Gier. Als die Finanzmärkte krachten, brachte die Gier uns an den Abgrund. Seit die Fußballmärkte boomen, sorgt sie für Begeisterungsstürme. Als Erster besetzte Jürgen Klopp mit Borussia Dortmund den Begriff, nun kopieren ihn alle, allen voran die Konkurrenz aus München. „Gieriger, galliger“ sei sein Team nun, erklärte Jupp Heynckes die herbstliche Bayern-Dominanz nach der Frühlingsdemütigung durch die Dortmunder. Die Gier hat die Philosophie als Leitbegriff unter den Fußball-Floskeln abgelöst. In diese Diktion passt auch das neuerdings modische Herunterschrauben hygienischer Anforderungen, sofern man nur gewonnen hat: Das heißt dann „dreckiger Sieg“ und soll ein Kompliment sein.
Mal sehen, wie lange diese Begriffe diesmal positiv besetzt bleiben. Schließlich waren Gier und Galligkeit und dreckige Siege ja auch das, was Lance Armstrong zum einst meistbewunderten Sportler der Welt gemacht hat. Nun ist er der meistbeschimpfte. Das Foto, das er nach seiner juristischen Demontage trotzig in die Welt lancierte, im Liegen die sieben Siegertrikots der Tour de France betrachtend, war auch eines der Bilder des Jahres - die Pose eines Mannes, der etwas Besseres sein wollte und doch nur ein Unverbesserlicher wurde. Hat er einer ganzen Sportart den Rest gegeben? Im Eiltempo ist der geplagte Radsport in diesem Jahr auf dem Weg nach ganz, ganz unten in der öffentlich-moralischen Wertschätzung durchs Kellergeschoss, wo das Preisboxen wohnt, bis in die Kanalisation gerauscht.
Vielleicht wäre alles ja anders gekommen, wenn Armstrong zufällig nicht Amerikaner, sondern Deutscher wäre? So wie Jan Ullrich, der seinen Tour-Sieg von 1997 trotz seiner Verurteilung als Doper vor dem Internationalen Sportgerichtshof in diesem Jahr behalten durfte? Ein ketzerischer Gedanke, aber kein sehr gewagter: Mit deutschem Pass wäre ein Armstrong wohl immer noch siebenmaliger Tour-Sieger. Weil er dann aus einem Land käme, in dem man das alles nicht so genau wissen will. In dem der Staat sich heraushält aus dem Doping-Sumpf. Und in dem man die Ineffizienz eines Doping-Kontrollsystems, das nur die Dummen erwischt, als Beweis von Sauberkeit ausgibt.

So bleibt, wie eigentlich immer am Ende eines Jahres, nichts, was Klarheit schaffen könnte. Nur eine doppelte, ja doppelbödige Bilanz: dass der Sport wie eh und je Momente für die Ewigkeit schafft - aber kaum noch Gewissheiten, die den Tag überdauern.

 

Sunday, December 30, 2012

Jumps auf dem Podium Freund

Der Auftakt ist gemacht. Und er fiel so vielversprechend aus, wie es das Team des Deutschen Skiverbandes (DSV) in seinen optimistischsten Prognosen kalkuliert hatte: Zum Beginn der Vierschanzentournee flog Severin Freund in Oberstdorf mit Weiten von 138,5 sowie 135,5 Metern auf den dritten Platz und machte sich und den Fans sogleich Lust auf mehr. Der 24 Jahre alte Bayer musste am Sonntag lediglich Sieger Anders Jacobsen (138 und 139 Meter) sowie dem zweitplazierten Österreicher Gregor Schlierenzauer (134,5 und 138,5) den Vortritt lassen.
„Heute hat vieles sehr gut gestimmt, als es darauf ankam“, kommentierte Freund seine furiose Vorstellung unter Flutlicht vor einem schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer, nachdem er sich zuvor in den Probedurchgängen bei Nieselregen und ständig wechselnden Böen noch schwer getan hatte. Zuletzt stand bei der Tournee mit Martin Schmitt am 4. Januar 2009 - ebenfalls als Dritter - in Innsbruck ein Deutscher auf dem Podest. In Oberstdorf belegte Schmitt nun den 16. Platz.
Von seinem geglückten Debüt versprach sich Freund, der vor zwölf Monaten an gleicher Stelle Vierter war, weiteren Aufwind für die kommenden Tage und sah darin zugleich auch einen Mutmacher für die Kollegen, von denen Michael Neumayer als Achter (136,5, 134,5) der nächstbeste im Klassement war. Gemeinsam habe man sich schließlich auch in der Mannschaftswertung einiges vorgenommen: „Wir haben gezeigt, dass man mit uns rechnen muss.“
Sonderschichten vor Weihnachten
Gutes Omen für den Gewinner aus Norwegen, der bei der Tournee 2006/2007 schon einmal Gesamtsieger war: Wer bei den vergangenen drei Gelegenheiten zum Jahresausklang auf der Schattenbergschanze auf dem ersten Platz landete, lag stets auch am Schluss der Veranstaltung ganz vorne. Jacobsen, der bei seinem Coup auch von günstigen Windverhältnissen profitierte, hatte eigentlich vor anderthalb Jahren seine Karriere schon für beendet erklärt und nur noch als Fernsehkommentator in seiner Heimat arbeiten wollen.

Dann heuerte jedoch der österreichischen Coach Alexander Stöckl bei den Skandinaviern an - und die Lust am Weitermachen sowie das Interesse an der Arbeit mit dem charismatischen Skisprungfachmann erfasste Jacobsen und verdrängte sämtliche Rückzugsgedanken. Jacobsen, den seine Mitstreiter im Zielbereich mit vereinten Kräften hochleben ließen, hatte sich vor Weihnachten in Sonderschichten in Oberstdorf auf seinen Wiedereinstieg ausgiebig vorbereitet. „Das kam mir sicherlich zu Gute“, sagte der 27 Jahre, damals habe er aber nicht die Möglichkeit besessen, seine Form mich Athleten aus anderen Nationen zu messen, „daher bin ich nun schon wirklich verblüfft“. Der gelernte Klempner fügte scherzend an, dass „sicher auch das gute Feiertagsessen zuhause bei meiner Familie einen günstigen Einfluss Leistung hatte“. Jacobsen wertete sein Darbietung als „ein kleines Märchen: Momentan passt einfach alles. Es ist schwer, mein Glück in Worte zu fassen.“ Sich selbst schätzte er vor der Fortsetzung der Wettkampfserie an diesem Dienstag in Garmisch-Partenkirchen als einen „gefährlichen Außenseiter“.
„Mit noch mehr Genuss“
Im voll besetzten Stadion in Oberstdorf erlebten die deutschen Profis vor 24.500 Zuschauern, die insbesondere die einheimischen Akteure bei jedem Versuch nach vorne zu brüllen versuchten, einen abwechslungsreichen Nachmittag, der ihnen Selbstvertrauen brachte für den weiteren Verlauf der Tournee. „Kompliment an alle, wir haben umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Es sah schon alles sehr flüssig aus, wir haben uns anstecken lassen von der phantastischen Stimmung“, lobte Bundestrainer Werner Schuster seine Auswahl. Die von ihm betreuten Sportler, meinte der Österreicher, hätten sich „frei gesprungen“ und würden nun hoffentlich in der Woche bis zum 6. Januar „mit noch mehr Genuss“ zur Sache gehen.
Von seinem geglückten Debüt versprach sich Freund, der vor zwölf Monaten an gleicher Stelle Vierter war, weiteren Aufwind und sah darin zugleich auch einen Mutmacher für die Kollegen, von denen Michael Neumayer als Achter (136,5, 134,5) der nächstbeste im Klassement war. Gemeinsam habe man sich schließlich auch in der Mannschaftswertung einiges vorgenommen: „Wir haben gezeigt, dass man mit uns rechnen muss.“
Ebenfalls Grund zur Freude hatte Youngster Andreas Wellinger (131 und 127), der als Zehnter eine überzeugende Premiere feierte. Richard Freitag wirkte als 15. dagegen als einziger im DSV-Tross unzufrieden. Noch schlechter lief es für die hoch gehandelten Österreicher Thomas Morgenstern und Andreas Kofler. Morgenstern, Tourneesieger von 2011, schied im ersten Durchgang aus; Kofler, der 2010 triumphiert hatte, wurde am Abend wegen der „Verwendung eines nicht regelkonformen Anzugs“ nach der Kontrolle der Ausrüstung disqualifiziert. Beide spielen damit im weiteren Verlauf der Tournee bei der Suche nach dem neuen Champion keine Rolle mehr.
Auch das kann Freund in die Karten spielen. Dass er so gut aus den Startlöchern kam, ließ auch ihn bei allem Glauben an die eigene Stärke ein bisschen über sich selbst staunen. Der Bayer, der in dieser Saison schon zwei Weltcups gewonnen und zwischenzeitlich das Gelbe Trikot getragen hatte, fing sich ausgerechnet in der kurzen Pause über Weihnachten eine Erkältung ein. Auch am Wochenende ging er in Oberstdorf nur mit dickem Schal um den Hals vor die Hoteltür und versuchte mit viel heißem Tee seinen Halsentzündung zu lindern. Dass seine Stimme bei den vielen Pflichtterminen vor dem ersten Springen bisweilen rau wirkte, hatte ihn nicht wirklich irritiert: „Denn hier kommt es ja nicht aufs Reden an“, wie er in leisem Ton sagte. Und seinen Worten ließ er dann, als es zählte, Taten folgen



Budgetverhandlungen im Streit stolpert


Die Verhandlungen im amerikanischen Fiskalstreit sind am Sonntag ins Stocken geraten. Der Senat verfehlte eine selbstgesetzte Frist für eine Einigung. Demokraten und Republikaner machten sich gegenseitig verantwortlich dafür

Die Verhandlungen im amerikanischen Senat über eine Einigung im Fiskalstreit sind ins Stocken geraten. Die beiden Spitzenpolitiker der Demokraten und Republikaner im Senat, Harry Reid und Mitch McConnell, verfehlten am Sonntagnachmittag (Ortszeit) eine selbstgesetzte Frist für einen Kompromiss. Die Verhandlungen stockten, weil die Demokraten die Forderung der Republikaner ablehnten, die Rentenzahlungen langsamer steigen zu lassen.
Seit Samstagabend warteten die Republikaner auf ein Gegenangebot der Demokraten, erklärte McConnell im Senat. Er habe Vizepräsident Joseph Biden gebeten, die Gespräche wieder in Gang zu bringen. Reid sagte, man sei in einigen recht großen Fragen noch auseinander. Nach demokratischer Darstellung stockten die Gespräche wegen der Forderung der Republikaner, die Rentenauszahlungen langsamer stiegen zu lassen. „Wir werden zu diesem Zeitpunkt keine Kürzungen in der Rentenversicherung (Social Security) haben – das scheint einfach nicht angemessen“, sagte Reid. Der republikanische Senator Robert Corker wies diese Darstellung zurück; Grund sei vielmehr der Wunsch der Demokraten, alle zusätzlichen Steuereinnahmen für Mehrausgaben zu verwenden. Es ist unklar, ob die Stockung das Ende der Kompromissgespräche einleitet oder die letzte Hürde vor einem Durchbruch ist.
Der amerikanische Präsident Barack Obama hatte zuvor noch davor gewarnt, dass ohne Einigung im Fiskalstreit die Märkte Schaden nehmen würden. „Wenn die Menschen am 1. Januar sehen, dass das Problem nicht gelöst ist, dann werden wir offensichtlich eine negative Reaktion an den Märkten sehen“, sagte Obama am Sonntagmorgen (Ortszeit) in einem Gespräch mit dem Fernsehsender NBC. Der Präsident der Vereinigten Staaten schob die Schuld an einem möglichen Scheitern zugleich den Republikanern zu. Die einzige Priorität der Republikaner sei es, Steuererleichterungen für die Reichen zu sichern, sagte Obama. Die Demokraten und er selbst hätten in den vergangenen Wochen ihre Kompromissbereitschaft gezeigt.
Republikanische Politiker wiesen die Vorwürfe zurück. Notwendige Einschnitte und Reformen, denen der Präsident noch vergangenes Jahr zugestimmt habe, lägen nicht mehr auf dem Tisch, weil Obama sie den Demokraten nicht verkaufen könne, sagte der Sprecher des Abgeordnetenhauses, John Boehner.
Am Vormittag hatten sich Politiker beider Parteien noch recht zuversichtlich über einen Kompromiss geäußert. Die Chancen für eine Einigung auf eine kleine Lösung seien „außerordentlich gut“, sagte der republikanische Senator Lindsey Graham (Süd-Karolina). „Hut ab vor dem Präsidenten, er hat gewonnen“, sagte Graham. Es gebe eine echte Möglichkeit für einen Kompromiss, erklärte der demokratische Senator Charles Schumer (New York). Eine mögliche Einigung im Senat müsste am Montag noch das republikanisch bestimmte Abgeordnetenhaus passieren. Das galt als unsicher, nachdem sich viele fiskalkonservative Abgeordnete noch vor Weihnachten einem Kompromissvorschlag des republikanischen Sprechers des Hauses, Boehner, mit sehr begrenzten Steuererhöhungen widersetzt hatten.
Obama dringt für den Fall eines Scheiterns darauf, dass beide Kammern darüber abstimmen, die drohenden Steuererhöhungen für „Familien der Mittelklasse“ abzuwenden. Er kündigte in dem Fernsehinterview an, notfalls im neuen Jahr sofort einen Gesetzentwurf vorzulegen, um die Steuererhöhungen für diese Einkommensklassen wieder zurückzunehmen. Kern der Kompromisssuche in letzter Minute ist eine Minimallösung, die vor allem darauf abzielt, steuerliche Mehrbelastungen zum Jahresbeginn für die meisten Bürger mit Ausnahme der Wohlhabenden noch zu verhindern.
Hauptstreitpunkt zwischen Republikanern und Demokraten ist, von welcher Einkommenshöhe an die Steuersätze steigen sollten. Obama möchte die Grenze bei 200.000 Dollar (Familien: 250.000 Dollar) setzen. Die Republikaner verlangen mindestens 400.000 Dollar. Der Streit um die Einkommensteuer ist verbunden mit der Frage, ob auch die Erbschaftssteuer steigen soll, die viele Republikaner generell als „Todessteuer“ ablehnen. Auch Demokraten aus dem agrarisch geprägten Westen lehnen eine höhere Erbschaftssteuer ab. Obama dringt als Teil einer Minimallösung auch, dass die im Zuge der Finanzkrise verlängerte Bezugsdauer von Arbeitslosenunterstützung abermals verlängert wird. Ansonsten entfiele für rund 2 Millionen Langzeitarbeitslose von Montag an die Unterstützung.
Ohne Einigung im Fiskalstreit drohen den Vereinigten Staaten zum Jahresbeginn nach Berechnungen des Budgetbüros des Kongresses Steuererhöhungen und automatisch greifende Ausgabenkürzungen von zusammen rund 600 Milliarden Dollar oder knapp 4 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Viele Ökonomen erwarten, dass die Wirtschaft damit zeitweise in die Rezession fiele.
Als unwahrscheinlich galt, dass in einem kleinen Kompromiss schon jetzt die Schuldengrenze angehoben würde. Offen war, ob Obama sich mit seiner Forderung durchsetzen kann, die drohenden Ausgabenkürzungen von rund 110 Milliarden Dollar im bis September dauernden Fiskaljahr zeitweise zu verschieben. Viele Republikaner verlangen im Gegenzug Kürzungen an anderer Stelle. Das Pentagon will gemäß der Erklärung eines ranghohen Beamten allen 800.000 zivilen Beschäftigen eine Warnung schicken, sich auf unbezahlte Zwangsurlaube im kommenden Jahr einzustellen, berichtete die Zeitung „Wall Street Journal“. Es wäre von den Ausgabenkürzungen im Rest des Fiskaljahres mit 55 Milliarden Dollar betroffen oder rund 10 Prozent seiner Ausgaben.
Damit zeichnete sich schon vor Abschluss der Gespräche ab, dass der Fiskalstreit im kommenden Jahr fortgesetzt werden wird. Nächster Stichtag ist gegen Ende Februar, wenn der Kongress die Schuldengrenze anheben muss, um die Zahlungsfähigkeit der Vereinigten Staaten zu sichern.  Republikaner sehen darin eine neue Gelegenheit, im Gegenzug zu einer höheren Verschuldung Ausgabenkürzungen zu fordern. Obama sieht einen Minimalkompromiss jetzt nur als Basis, um im kommenden Jahr eine große Lösung zur langfristigen Reduzierung des Defizits in Angriff zu nehmen.
In den Verhandlungen in letzter Minute ist nach amerikanischen Medienberichten der drohende Anstieg der Sozialversicherungsbeiträge kein Thema mehr. Damit werden von Januar an rund 120 Millionen amerikanische Arbeitnehmer 2 Prozentpunkte höhere Sozialversicherungsbeiträge zahlen.

im Leben


Für literarische Eigenwilligkeiten, hat die britische Schriftstellerin Zadie Smith in einem ihrer Essays geschrieben, sei dies keine gute Zeit. Von Schriftstellern werde erwartet, dass sie unterhalten und erkennbar seien - alles andere gelte als Missachtung der Leser. Sie meinte damit nicht, dass sie Bücher ablehne, die unterhalten und gefallen, die klar, geschmackvoll und nicht gewollt unklar sind. Überhaupt nicht. Für Zadie Smith allerdings sind all diese Qualitäten keine wesentlichen Merkmale dessen, was Literatur im Kern ausmacht. „Wenn ich schreibe“, heißt es in dem Essay „Besser Scheitern“, der sich wie ein Entwurf ihrer eigenen Poetologie liest, „versuche ich, mein Dasein in der Welt auszudrücken.
Dies ist in erster Linie ein Verdichtungsprozess: Wenn alle leblosen Ausdrücke gestrichen sind, die übernommenen Lehrmeinungen, anderer Leute Wahrheiten, all die Parolen und Motti, die großen Lügen des eigenen Landes, die Mythen der historischen Situation, in der man sich befindet; wenn alles gestrichen ist, was die Erfahrung in eine Form zwingt, die man nicht akzeptiert und an die man nicht glaubt - dann bleibt am Ende etwas übrig, was der Wahrheit der eigenen Wahrnehmung nahe kommt.“
Jetzt hat sie wieder gestrichen, verdichtet, das Leblose aus der Sprache verbannt: in ihrem neuen Roman „NW“, den die „New York Times“ sogleich zu den zehn wichtigsten Romanen des Jahres 2012 gekürt hat und der im kommenden Herbst in der deutschen Übersetzung erscheinen wird. Sie hat sich dabei, vielleicht zum ersten Mal in ihrer so erfolgreichen wie beeindruckenden Karriere als Schriftstellerin, das geleistet, was man stilistische Eigenwilligkeiten nennen könnte. Sie hat so viel gestrichen, dass Sätze oder Dialoge oft fragmentarisch bleiben wie aufgeschnappte Gesprächsfetzen oder unvollständige Gedanken.
Auf eigentümliche Weise akademisch
Das ist neu. Denn „Zähne zeigen“, der Roman, mit dem Zadie Smith im Jahr 2000 die literarische Bühne betrat und so berühmt wurde, dass ihr der Hype um ihre eigene Person schnell auf die Nerven ging, war, genauso wie die darauf folgenden Romane „Der Autogrammhändler“ und „Von der Schönheit“, zwar ein Ideenroman. Die philosophischen Wahrheiten, die er enthielt, transportierte die Autorin allerdings, ohne dabei die Handlung zurückzunehmen. So waren ihre Romane auf eigentümliche Weise akademisch (der Titel „On Beauty“, „Von der Schönheit“ ist deshalb auch nicht ironisch zu verstehen). Zugleich waren sie in ihrer direkten Sprache leicht zugänglich, jedenfalls nicht experimentell erzählt.
In „NW“ ist das jetzt anders - was nicht als Warnung gemeint ist und allein schon deshalb nicht abschrecken sollte, weil Zadie Smith es virtuos versteht, eigenwillig zu sein, ohne dabei ihre Leser zu verscheuchen. „NW“, das sind die zwei Buchstaben, die im britischen Postleitzahlencode für „North-West London“ stehen. Denn vom Nordwesten der Stadt erzählt der Roman, genauer gesagt von Kilburn, dem Arbeiterstadtteil, in dem die Autorin als Tochter eines englischen Fotografen und einer in Jamaika geborenen Mutter, die 1969 als Model nach London kam, aufgewachsen ist - zusammen mit ihrem jüngeren Bruder Ben, in Großbritannien inzwischen besser bekannt als der Comedian und Rapper „Doc Brown“.
Ein Zurück zu den eigenen Wurzeln bedeutet „NW“ deshalb aber nicht. Zadie Smith hat die ganzen letzten Jahre, wenn sie sich nicht gerade in Amerika aufhielt, mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Kilburn gelebt, in einer Doppelhaushälfte, nicht weit von der Tube-Station entfernt. Vor allem die irischstämmige Bevölkerung und Afro-Karibianer sind hier zu Hause, in einer Welt voller kultureller Gegensätze, die Zadie Smith in ihrem Buch zu Londons Herz macht, zum eigentlichen Zentrum der Stadt: „Er sah sich das Liniennetz der Tube an. Es spiegelte seine Wirklichkeit nicht wider. Für ihn war das Zentrum nicht ,Oxford Circus’. Es waren die hellen Lichter der Kilburn High Road.“

Vier Charaktere entwirft Smith in „NW“, alles junge Menschen aus Kilburn, zwei Jungen und, wichtiger, weil sie viel mehr Raum einnehmen, das ganze Buch im Grunde ihrer Geschichte gehört, zwei Mädchen, die sich kennen, seit sie vier sind; unzertrennliche Freundinnen, die sich, wie das bei unzertrennlichen Freundinnen so ist, phasenweise meiden, dann wiederfinden und zum Zeitpunkt der Erzählung Mitte dreißig sind: Keisha Blake und Leah Hanwell.
Leah, die irischer Herkunft ist, eine Zeitlang viel in Clubs ging, Drogen nahm und dann doch einen Abschluss in Philosophie machte, arbeitet als einzige Weiße unter lauter schwarzen Frauen in einem Büro in der Gegend und wird von ihren Kolleginnen regelmäßig, wenn auch liebevoll, damit aufgezogen, dass ausgerechnet sie ein Schmuckstück in die Finger bekommen hat, das eigentlich zu ihrer Community gehört: Michel, zur einen Hälfte Algerier, zur anderen aus Guadeloupe.
Wie erfüllt diese Beziehung mit Michel ist, vom ersten Tag an, an dem sie sich begegnen und sich wie zum Leben erweckt fühlen, das zeichnet Zadie Smith in einem der ersten Kapitel in einer berührenden Passage nach: zwei Menschen, die glücklich weniger mit den anderen, sondern tatsächlich miteinander sind - wenn nur nicht die Kinderfrage wäre. Sie versuchen es, wenn auch nicht gerade generalstabsmäßig. Er will unbedingt, findet irgendwann aber die Antibabypillen in ihrer Schublade, die sie weiter nimmt, ohne es ihm gesagt zu haben. Denn Leah will, wenn sie ehrlich ist, eigentlich gar keine Kinder. Überhaupt gefällt ihr der Gedanke, erwachsen sein zu müssen, auch mit Mitte dreißig noch nicht.
Alles ist sprunghaft
Keisha dagegen, die von karibischen Einwanderern abstammt und, getrieben von dem Wunsch, eine andere zu sein, ihren Vornamen in Natalie geändert hat, als sie zur Uni ging, ist erfolgreiche Anwältin, wohnt zusammen mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann, der einen afrikanischen Prinzen zum Vater hat, wohl situiert in einem viktorianischen Haus und gibt vornehme Dinnerpartys. Wo Leah in Clubs ging, herumhing oder sich eine Weile lang immer neu zu erfinden versuchte, blieb sie vor allem eins: zielstrebig.
Genau diese unterschiedliche Zeiterfahrung, die die beiden Mädchen, später jungen Frauen bei aller Nähe so sehr voneinander trennt - das Abhängen, Sich-Ausprobieren auf der einen und das Nach-Plan-Agieren auf der anderen Seite -, hat Zadie Smith in einer Art Formexperiment sprachlich voneinander abgegrenzt. Das ist die stilistische Eigenwilligkeit dieses Romans: Für Keisha ist das Leben ein fortschreitender Prozess, der auf ein ultimatives Ziel gerichtet ist, das sie „Erfolg“ nennt. Also hat Smith den Teil des Buches, der Keisha gewidmet ist, durchnumeriert. In Paragraphen sozusagen, Erzählabschnitte, von 1 bis 185.
Nur dass am Ende eben nicht der Erfolg steht, an den sie gedacht hat, sondern ein eigentümliches Gefühl der Leere, das sie, wie aus der Zeit gefallen, in einer Karnevalsnacht allein und ziellos auf den Straßen von Kilburn herumstreunen lässt. In dem Eingangskapitel von „NW“ dagegen, das in der dritten Person von Leah erzählt, kommt es vor, dass auf ein Kapitel mit der Nummer 17 eines folgt, das 37 heißt. Alles ist sprunghaft, auf erzählende Passagen folgen Listen, Liedtexte, Gedichte, abgelauschte, auf den ersten Blick unzusammenhängend erscheinende Dialoge.
Einfach nur bewundern
So hat Zadie Smith für jede ihrer Figuren eine eigene Sprache gefunden. Allerdings in der dritten Person und nicht in verschiedenen Ich-Erzählungen, die die Autorin nicht mag. Sie hat damit die eindrucksvolle Geschichte einer Freundschaft geschrieben, die von Zaubermomenten erzählt, in denen beide Mädchen, zurechtgemacht und mit langen Beinen, sich in der Schönheit der jeweils anderen spiegeln.
Ihren eigentlichen Auftritt haben die beiden überhaupt erst gemeinsam. Dabei haben sie immer wieder das Gefühl, niemand auf der Welt könne ihnen etwas anhaben. Und Zadie Smith erzählt auch vom Hass im Blick von Leah, wenn sie auf „Natalies“ Dinnerpartys inmitten von Leuten sitzen muss, denen sie sich nicht gewachsen fühlt und die sie mit ihrem ach so perfekten Leben einschüchtern.
Ihre Zuneigung und feste Zusammengehörigkeit, die allein schon darauf beruht, dass sie einander auswendig kennen, ist bei allen Differenzen ohne den Ort nicht denkbar, der ihre Heimat ist: NW - ein Ort der Vermischung und des Aufeinanderpralls verschiedener Kulturen. Es ist eine Gegend, die Zadie Smith nicht gerade romantisch verklärt, wenn sie ihren Roman in einer Raubmordnacht im Karneval grausam enden lässt. Aber es ist das Zuhause, die Herkunft, das Zentrum von London. Erzählerisch hat Zadie Smith sich dabei ziemlich weit vorgewagt und wirkt doch nie aufgesetzt oder bemüht. Man kann sie dafür einfach nur bewundern.

 

Man kann nur gefährden Kernkraftwerk Unfall Merkel


Die deutsche Nachkriegsgeschichte ist bundespolitisch meist ein ruhiger Fluss. Sie steht damit in scharfem Gegensatz zu dem, was die Deutschen bis dahin an Unruhe, Umbruch, Katastrophen angerichtet und erlebt haben. Die Demoskopie ermittelt vor großen Wahlen, ob es so etwas wie eine Wechselstimmung gäbe. Der Regierungswechsel erscheint als die eigentliche Pointe der Demokratie.
Doch blickt man auf die Geschichte von Bonner und Berliner Republik, so erscheint das Bedürfnis nach Kontinuität, Mäßigung und Stabilität wichtiger. Zum einen haben die Bürger einer starken Bundesregierung zügig einen oppositionellen Bundesrat an die Seite gestellt und damit das System der Gewaltenteilung verfeinert.

Ritual der Anpassung

Zum anderen gibt es die Neigung, dann eine Regierung auszutauschen, wenn diese zu erschöpft scheint, um die von ihr gezeichnete politische Linie fortzuschreiben, oder in straußscher Diktion nicht mehr in der Lage ist, als Konservative an der Speerspitze des Fortschritts zu marschieren. Die CDU war von sich selbst ermattet, als Kiesinger zum Kanzler einer Großen Koalition wurde, um dann von Willy Brandt und einer in die Mitte hineingereifte SPD abgelöst zu werden.
Nur durch diese Regierung konnten die Risse der Gesellschaft nach 1968 wieder gekittet werden. Der Marsch durch die Institutionen wurde zum Ritual der Anpassung, an dessen Ende einstige Linksradikale als Vorzeigekonservative standen. Als Garant der Kontinuität wirkte zudem die FDP als Koalitionspartner.

Steinbrück als Antithese?

Als Helmut Schmidt seine Kanzlerschaft beenden musste, war die SPD zu verbraucht und zerstritten, um weiter als Regierungspartei dienen zu können. Zudem hatte sich die Partei weit von ihrem Kanzler entfernt. Ähnliches geschah auch nach 16 Jahren Helmut Kohl.
Und nun stehen im Bund 2013 Wahlen an, die darüber entscheiden, ob Kanzlerin Angela Merkel weitere vier Jahre das Land durch Krise und Herausforderungen lenken darf oder mit Peer Steinbrück ein Mann, der einst als kluge, vernünftige Alternative galt, bevor ihn die Partei zum linken Oppositionellen umdekorierte.
Nach dem Kandidatenkrönungsparteitag wirkt er wie eine Antithese zum merkelschen Pragmatismus und dessen postideologischer Beweglichkeit.

Die Zustimmung zu Schwarz-Gelb wächst

Die Deutschen haben dafür eigentlich keine Neigung. Sie sind glücklich, erfolgreich und ausgeglichen wie selten zuvor. Sie murren, sind fleißig und finden, dass es für das Land deutlich schlechter hätte laufen können. Die Zustimmung zu Schwarz-Gelb wächst.
Rot-Grün übersieht nicht nur das, sondern verkennt auch die eigene Tradition. Gerhard Schröder konnte Helmut Kohl nur ablösen, weil er als Genosse der Bosse und Steuersenker das angeschlagene bürgerliche Lager auf seinem eigenen Terrain alt und zögerlich erscheinen ließ.
Rot-Grün war moderner, jünger und zeitgemäßer, aber trotzdem im Großen und Ganzen Adenauers "Keine Experimente" verpflichtet. Der genialische Instinktpolitiker Schröder bot den Wählern, insbesondere in der von ihm akklamierten neuen Mitte, das Versprechen, dass sein Wahlsieg weniger eine Revolution als eine Erneuerung jener Erfolgsgeschichte sein sollte, welche die Bundesrepublik zweifellos war.

Leidenschaftliche Ablehnung der FDP

Die Idee, dass Wahlen in der Mitte gewonnen werden, strickt an einem übergreifenden Narrativ der bundesrepublikanischen Geschichte. In ihrem Zentrum stehen Helden, die Verantwortung und Umsicht an den Tag legen – und nicht Polemik und Ausgrenzung. Deswegen hatten sowohl Oskar Lafontaine als auch Franz Josef Strauß keine Chance, Kanzler zu werden.
Darin liegt auch ein Grund für die noch immer erstaunlich leidenschaftliche Ablehnung der FDP. Die hatte zu sehr den Gestus einer Protestpartei angenommen in all den langen Jahren auf den Bänken der Opposition und weigerte sich, die Rhetorik der Zuspitzung abzulegen, als sie in Amt und Würden kam.
Guido Westerwelle war auch nach seinem triumphalen Wahlerfolg 2009 dann am besten, wenn er die Fehlentwicklungen der Gesellschaft und der völlig aus dem Ruder laufenden Staatskosten geißelte. Deswegen glaubte ihm anfänglich niemand den Außenminister.
Joschka Fischer war seinerzeit deutlich klüger. Er streifte in einer populär angelegten Häutungszeremonie die letzte Lässigkeit des Straßenkämpfers ab und erschien fortan nur mehr im dunkelgrauen Dreiteiler, war ein Außenminister und Vizekanzler, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Er symbolisierte damit auch Andersdenkenden (und -wählenden), dass er Opposition und Regierung nicht verwechselt.

Sehnsucht nach Kontinuität erkannt

Das Wesen der Opposition ist das Streben nach Veränderung, das Wesen der Regierung ist die Wertschätzung der Kontinuität. Angela Merkel, die Physikerin, hat die Sehnsucht nach Kontinuität nicht nur erkannt, sondern deren Befriedigung zu ihrem Hauptziel erklärt.
So sehr sie Gerhard Schröder für dessen Sozialreformen bewundert, so warnend erscheint ihr dessen Scheitern, weil er das Kontinuitätsbedürfnis insbesondere in seiner Kernwählerschaft heroisch ignoriert hat. Merkel liest die Vektoren der gesellschaftlichen Bewegungen und folgt deren grober Richtung, um lediglich im Finetuning ihrer ebenso präsidialen wie technokratischen Machtausübung den Dingen ihren Stempel aufzuprägen.
Durch Globalisierung und technischen Fortschritt ist die Komplexität der Herausforderungen für Politik und Gesellschaft enorm gewachsen. Deswegen heißt regieren, Vertrauen aufzubauen und Unsinn zu vermeiden. In Frankreich sieht man gerade, wie der Versuch, das Ruder herumzureißen und mit oppositionellem Jakobinertum das Land aufzuputschen, scheitert. In Italien ist das politische System derart dysfunktional, dass keine Fortschreibung von politischen Entscheidungen gelingen kann. In Griechenland haben Sachzwang und internationale Kontrolle längst das Heft des Handelns an sich gerissen.

Rettung für die FDP

Zum jetzigen Zeitpunkt gilt der Regierungswechsel in Berlin im September als unwahrscheinlichster Fall. Wahrscheinlicher ist, dass die sozialliberale Regierung aus Union und FDP durch eine noch etwas sozialere denn liberalere namens Große Koalition abgelöst wird. Eine echte Fraktur wäre das nicht. Sie fände dann ohne den Neo-Linken Steinbrück statt, der als Schachspieler in diesem Wahlkampf eine denkbar schlechte Eröffnung hinlegte.
Folgt man der autopoetischen These dieses Textes, kann die Rettung für die FDP nur ein Einscheren zurück in die Gesellschaft bedeuten. Sie muss sich wieder als ihr Teil und nicht als ihre Avantgarde verstehen. Die Grünen haben diese Demutsübung nicht nur in Baden-Württemberg, dort aber besonders, hinter sich gebracht.

Die eigentlichen Opfer der Machtfülle

Die SPD wird erst wieder eine Machtoption im Bund entwickeln können, wenn sie ihre nostalgische Selbstvergewisserungstherapie abbricht. Die CDU allerdings ist so sehr zum Kanzlerwahlverein reduziert worden, dass der Gestus der Überparteilichkeit und das Präsidiale der Kanzlerin die im Augenblick nur im Bund starke Union nach Merkels Ende an den Abgrund führen könnte.
Sie wäre gleichsam im Dienste der Kontinuität verdampft. So sind die Regierungsparteien die eigentlichen Opfer der Machtfülle ihrer eigenen Kanzlerinnen und Kanzler.
Niemand regiert für immer. Aber 2013 kann wohl nur ein Atom- oder Währungsunglück die Wiederwahl von Angela Merkel verhindern.

Es wird 2013 "schwierig" sein - Merkel fordert Leistung


Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stimmt die Deutschen in ihrer Neujahrsbotschaft auf eine sich verschlechternde Wirtschaftslage ein. Mit gemeinsamer Kraft bleibe Deutschland aber erfolgreich.
Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hat die Deutschen angesichts einer sich verschlechternden Wirtschaftslage zu Leistungsbereitschaft und Zusammenhalt aufgerufen. Das wirtschaftliche Umfeld werde "nächstes Jahr nicht einfacher, sondern schwieriger", sagte die Kanzlerin in ihrer Neujahrsansprache, die an diesem Montag ausgestrahlt werden soll. "Das sollte uns jedoch nicht mutlos werden lassen, sondern – im Gegenteil – Ansporn sein."
In der europäischen Staatsschuldenkrise begännen die Reformen zu wirken. "Dennoch brauchen wir weiterhin viel Geduld. Die Krise ist noch längst nicht überwunden", sagte Merkel.
Auch international müsse noch mehr getan werden, um die Finanzmärkte besser zu überwachen, forderte die Kanzlerin. "Die Welt hat die Lektion der verheerenden Finanzkrise von 2008 noch nicht ausreichend gelernt."
Nie wieder dürfe "sich eine solche Verantwortungslosigkeit wie damals durchsetzen". In der sozialen Marktwirtschaft sei der Staat der Hüter der Ordnung, darauf müssten die Menschen vertrauen können.

"Wir brauchen die Bereitschaft zur Leistung"
Die Bundesregierung investiere so viel wie nie zuvor in Bildung und Forschung, sagte Merkel. "Für unser Land bedeutet Forschung Arbeitsplätze. Wenn wir etwas können, was andere nicht können, dann erhalten und schaffen wir Wohlstand."
Aus diesem Grund baue die Regierung Deutschland zu einem der modernsten Energiestandorte der Welt um. Deswegen würden die Staatsfinanzen in Ordnung gebracht und das Land auf den demografischen Wandel vorbereitet.
"Wir brauchen für unseren Wohlstand und unseren Zusammenhalt die richtige Balance", sagte die Kanzlerin und fügte hinzu: "Wir brauchen die Bereitschaft zur Leistung und soziale Sicherheit für alle."

Merkel ruft zum Zusammenhalt auf

In Deutschland gebe es viele mutige und hilfsbereite Menschen. Merkel würdigte das nachbarschaftliche Engagement, den Einsatz der Familien für Kinder und Angehörige sowie den Einsatz von Gewerkschaftern und Unternehmern für die Sicherheit der Arbeitsplätze.
"Sie und viele mehr machen unsere Gesellschaft menschlich und erfolgreich." So sei es möglich geworden, dass es 2012 die niedrigste Arbeitslosigkeit und die höchste Beschäftigung seit der Wiedervereinigung gegeben habe.
Merkel dankte auch Soldaten, Polizisten und zivilen Helfern, "die unter großen persönlichen Opfern ihren Dienst für uns tun".
Die Kanzlerin rief die Bürger auf, im neuen Jahr erneut die größten Stärken unter Beweis zu stellen: "Unseren Zusammenhalt, unsere Fähigkeit zu immer neuen Ideen, die uns wirtschaftliche Kraft gibt. Dann bleibt Deutschland auch in Zukunft menschlich und erfolgreich."

Deutschland habe die Ehre zu führen - und ohne Arbeit


Wer Kanzler ist oder werden will, hat große Aufgaben – und muss sich nicht mit einem Sparkassenchef vergleichen. Für Steinbrück erweist sich das Korsett des Kandidaten als Zumutung
Peer Steinbrück hat nichts Neues gesagt, und doch wirken seine Worte, als habe er etwas Neues gesagt. "Nahezu jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen verdient mehr als die Kanzlerin", sagte Steinbrück jetzt der "FAS".
"Der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin verdient weniger als jeder Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen. Nur damit das mal der Öffentlichkeit klar ist", sagte Steinbrück vor ziemlich genau sieben Jahren.
Damals besaß Steinbrück keinerlei politische Funktion. Heute ist Steinbrück Kandidat der SPD für das Amt des Bundeskanzlers. Das macht einen Unterschied.

Ungeschickt und erschütternd unsensibel

Steinbrück hat recht damit, dass der deutsche Bundeskanzler – verglichen mit einem Sparkassendirektor in Nordrhein-Westfalen (oder allerlei anderen Funktionen in der freien Wirtschaft, sogar in der Medienbranche) – unterbezahlt ist. Und doch ist seine Klage, während er just für dieses Amt kandidiert, deplatziert, ungeschickt und erschütternd unsensibel.
Bislang galt Steinbrück als Mann, der als einfacher Abgeordneter kräftig "nebenbei" kassiert hat, an die zwei Millionen Euro. Nun empört er sich über das 17.000-Euro-Gehalt in der Funktion, die er überhaupt erst anstrebt. Das ist für die SPD, die Steinbrück bislang loyal (er)trägt, eine Zumutung. Die Fassungslosigkeit in den eigenen Reihen ist da allzu verständlich.
Mancher Bürger wird sich ebenso fragen, warum er Steinbrück eines Tages wählen soll, wo er schon jetzt dieses Amt als Zumutung empfindet.
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) hatte wohl recht mit seiner Einschätzung, für Steinbrück werde sich das "Korsett" des Kanzlerkandidaten als Zumutung erweisen. "Tu dir das nicht an", riet Albig öffentlich.

Als Kanzler vergleicht man sich nicht

Vielleicht hätte Peer Steinbrück einfach erwähnen sollen, dass ihm das Gehalt des Kanzlers nebensächlich ist, wo es ihm doch, wie er sagt, um ganz große Dinge geht: die Reichensteuer, den Mindestlohn, höhere Renten im Osten Deutschlands, weniger Waffenexporte, die Frauenquote, den sozialen Wohnungsbau.
Helmut Schmidt und Helmut Kohl, Angela Merkel und sogar Gerhard Schröder sind nicht Bundeskanzler geworden, um in dieser Position Geld zu verdienen. Man wird nicht deutscher Bundeskanzler, um ein Viertel, die Hälfte oder ebenso viel zu verdienen wie ein Dax-Vorstandschef.
Deutschland führen zu dürfen, das ist eine größere Aufgabe – und, nebenbei, eine größere Ehre –, als eine Sparkasse in Nordrhein-Westfalen zu leiten. Als Kanzler vergleicht man sich nicht mit einem Sparkassenchef. Wer Kanzler werden will und werden kann, hat das ebenso wenig nötig.

Discount Krieg - Das Imperium schlägt zurück

Der Hype war groß, als sich Deutschlands größter Discounter Aldi kürzlich mit Coca-Cola und einigen anderen Markenherstellern verbrüdert hat. Zumindest in den Medien. Vom wankenden, wenn nicht gar panischen Marktführer war schon die Rede. Schließlich bedeutet die Einlistung namhafter Marken eine Abkehr vom Aldi-Stammprinzip, das den verschwiegenen Konzern in den vergangenen Jahrzehnten groß gemacht hat.
Während Konkurrenten wie Lidl, Netto oder Penny schon lange auf einen Sortiment-Mix aus Markenware und eigenen Artikeln setzen, hat sich Aldi stets auf die günstige Handelsware beschränkt, sieht man von einigen wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel Haribo ab. Vor allem Lidl ist dem stagnierenden Platzhirschen mittlerweile aber bedrohlich nahe gekommen.
Der muntere Verfolger setzt sogar schon zum Sprung an die Branchenspitze an. Aldis Strategieschwenk soll nun die Kräfteverhältnisse in der deutschen Discountlandschaft wieder gerade rücken, vermuten Handelsexperten.
Denn mit der Anleihe ans Konzept der Konkurrenz nimmt Aldi seinen Wettbewerbern einen strategischen Vorteil. Und das scheint für Unruhe zu sorgen. Das jedenfalls berichtet Disount-Experte Matthias Queck vom Handelsinformationsdienst Planet Retail. "Marken waren bislang das große Herausstellungsmerkmal von Lidl, Penny und Netto gegenüber Aldi. Man kann sogar sagen, es war ihre Daseinsberechtigung", sagt der Fachmann.

Verhandlungen mit dem Nivea-Konzern Beiersdorf?

An der aber wird nun gekratzt. "2013 kann es eine neue Dynamik geben bei Aldi", prognostiziert Queck, "je nachdem wie viele Marken Aldi nun ins Sortiment nimmt." Zwar sind es derzeit vor allem Ankündigungen. "Noch sieht es in den Regalen bei Aldi nicht viel anders aus als vorher", beschreibt Queck.
Bei der jüngsten Coca-Cola-Offensive dürfte es aber nicht bleiben. Denn Experten berichten hinter vorgehaltener Hand bereits von Verhandlungen zwischen dem Erfinder des Discountprinzips und namhaften Markenherstellern, darunter mit dem Nivea-Konzern Beiersdorf.
Eine Aufrüstung scheint aber auch dringend nötig. Denn mit nur einigen wenigen Marken lässt sich das Einkaufsverhalten des preisbewussten deutschen Konsumenten nicht verändern. Zumal Aldi bislang keinen spürbaren Mehrwert bietet – im Portemonnaie. Bei Sonderaktionen unterschreitet der Preis für Coca-Cola nicht nur bei den anderen Discountern das Aldi-Niveau, auch die klassischen Supermärkte liegen zeitweise darunter.
"So etwas kann das Vertrauen der Kunden in Aldis Preisführerschaft zerstören", warnt ein Handelsfachmann. Seit Jahrzehnten schon verlassen sich Millionen Deutsche darauf, dass Aldi nie teurer ist als die Konkurrenz. Bei vielen Produkten ist es noch heute so, dass die meisten anderen Händler – auch Lidl – eilig ihre Preise senken, wenn Aldi bei seinen Eigenmarken einen Nachlass gibt.

2016 könnte Lidl vorbeiziehen

Die ersten Berater ätzen schon: "Mir ist das Konzept von Aldi nicht klar: Markenartikel anzubieten, die andere schon lange haben, aber dafür einen höheren Preis zu verlangen – das ist kein Konzept." Discounter-Fachmann Queck allerdings warnt vor einem zu schnellen Urteil. "Aldi schaut sich das Treiben der Konkurrenz an. Und wenn sich das Unternehmen provoziert fühlt, dann wird es eine Reaktion geben, bei der die Konkurrenz nur schwer mithalten kann."
Die besten Chancen hätte wohl noch Lidl. Der Widersacher aus Neckarsulm, von Deutschlands Verbrauchern zuletzt viermal in Serie zum "Händler des Jahres" gewählt, hat sich zum ernsthaften und für Aldi wohl auch lästigen Konkurrenten entwickelt. Planet Retail, das sich mit Umsatzzahlen im Einzelhandel sehr gut auskennt, sieht die Kette von Gründer Dieter Schwarz im Jahr 2016 sogar vor Aldi auf dem Billigheimer-Olymp.
Eine Hochrechnung, basierend auf der Entwicklung der vergangenen Jahre, prognostiziert Lidl in vier Jahren einen Jahresumsatz in Höhe von 67,9 Milliarden Euro. Das Albrecht-Imperium mit Aldi Nord und Aldi Süd dagegen kommt auf 66,8 Milliarden Euro. Bei diesen Zahlen sind ausgedehnte Markenaktivitäten bei Aldi aber noch nicht eingerechnet.
Die guten Perspektiven für Lidl begründet Planet Retail zum einen mit den Wachstumsmöglichkeiten in Deutschland. Während Aldi das Bundesgebiet mit 4300 Filialen (1800 Aldi Süd und 2500 Aldi Nord) bereits komplett abdeckt, steht der Verfolger erst bei 3400 Niederlassungen. "Aldi hat mittlerweile genug Filialen und kann in Deutschland kaum noch wachsen, sonst kannibalisieren sich die Läden selbst. Bei der Konkurrenz sieht das anders aus. Lidl hat noch Potenzial für weitere 500 Läden", sagt Berater Queck.

Erfolgreicher bei der Kundenansprache

Zum anderen sei Lidl heute deutlich erfolgreicher bei der Kundenansprache. Während der Experte Aldi als konservativ charakterisiert, nennt er Lidl fortschrittlich. "Die nehmen Gelegenheiten schneller wahr und sind flexibler in ihren Grundsätzen."
Dort gebe es TV-Werbung, zahlreiche Aktivitäten in sozialen Netzwerken und sogar einen Online-Shop. "Aktionen wie der Super-Samstag können manchmal den Ausschlag geben, wohin der Kunden zum Einkaufen fährt."
Drittens schließlich läuft Lidl Aldi im Ausland zunehmend den Rang ab. Jenseits der Grenze soll Lidl mittlerweile sogar mehr Läden als Aldi haben, Experten beziffern das Verhältnis auf 11.000 Filialen gegen 9500 Niederlassungen. Diese Zahlen sind zwar mit Vorsicht zu genießen, weil beide Unternehmen in der Öffentlichkeit noch immer äußerst zurückhaltend sind. Die Tendenz wird allerdings von mehreren Branchenkennern bestätigt.

Aldi im Ausland stärker

Die Zahl der Verkaufsstätten ist allerdings nur die eine Seite der Medaille – und nicht immer entscheidend. Denn Experten zufolge verzettelt sich Lidl noch zu sehr in Europa und macht lieber den 17. Markt in Lettland auf, als den Schritt nach Übersee zu wagen.
"Im Ausland außerhalb Europas ist Aldi zielstrebiger. Zum Beispiel lässt Lidl im Gegensatz zu Aldi die USA völlig außen vor. Dabei ist dort kräftiges Wachstum möglich. Immerhin handelt es sich um den größten Lebensmittelmarkt der Welt." Gerüchten zufolge bereitet der deutsche Platzhirsch derzeit seinen Start an der Westküste vor. Im Osten des Landes ist das Unternehmen mit den beiden Ketten Aldi und Trader Joe's bereits erfolgreich.
Der Wettstreit zwischen Aldi und Lidl geht also weiter. Und 2013 könnte eine entscheidende Runde werden, sagen Handelskenner. Zwar werde Lidl mit dem Rückenwind der vergangenen Jahre weiter angreifen. Die Markenoffensive bei Aldi könnte für den Marktführer allerdings neuen Schwung bringen.