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Tuesday, April 30, 2013

Apple plant einen Rekord $ 17000000000 Bindung

Apple schwimmt im Geld, holt sich aber trotzdem frisches Kapital per Anleiheemission: Laut Insidern hat der iPhone-Hersteller ein riesiges Bonds-Paket in mehreren Tranchen ausgeben
 Apple besorgt sich am Anleihemarkt Milliarden, um damit künftig Gelder an die Aktionäre ausschütten zu können. Insgesamt begibt der iPhone- und iPad-Hersteller Bonds im Volumen von 17 Milliarden US-Dollar, sagten mit dem Deal vertraute Investoren. Auch Tom Tucci, Managing Director und Chef des Anleihehandels bei CIBC World Markets, bestätigte diese Zahl.
Schon zuvor hat es Spekulationen über ein zweistelliges Milliarden-Dollar-Volumen der Emission gegeben. Sollten sich die 17 Milliarden bewahrheiten, dann handelt es sich um die größte jemals erfolgte Anleiheemission eines Unternehmens in den USA.

Bisher hielt der schweizerische Pharmahersteller Roche diesen Titel, der im Februar 2009 Anleihen im Wert von 16,5 Milliarden Dollar begab. Der zweitgrößte Deal belief sich auf 14,7 Milliarden Dollar, die Anleihen kamen vom Pharmadienstleister Abbvie.
Apple hatte zuletzt immer wieder darauf hingewiesen, bis Ende 2015 rund 100 Milliarden US-Dollar an die Aktionäre ausschütten zu wollen, auch mit Hilfe von Anleihen. Eigentlich hat der iPhone-Hersteller gewaltige Cash-Reserven, mit dem auch Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe in dieser Höhe finanziert werden könnten.
Allerdings liegt der größte Teil davon im Ausland. Für Aktionärsausschüttungen müssten diese erst heimgeholt werden, wobei aber Steuern anfallen würden. Mit dem Gang an den Anleihemarkt kann Apple diese umgehen.

Keine endgültigen Aussagen zu Renditen

Das Apple-Angebot umfasst sechs Tranchen, wie bei der Aufsicht eingereichte Dokumente zeigen. Vier Tranchen festverzinslicher Anleihen werden mit 3-, 5-, 10- und 30-jähriger Laufzeit herausgegeben. Hinzu kommen zwei Tranchen mit flexiblen Zinsen, die über 3 und 5 Jahre laufen.
Zu den Renditen gibt es noch keine endgültigen Aussagen. Angesichts der offenbar großen Nachfrage haben die Konsortialbanken die erwarteten Renditen für die Papiere gesenkt. Das Orderbuch sei mit mehr als 50 Milliarden Dollar prall gefüllt gewesen, sagen die mit dem Deal vertraute Investoren.
Die Renditen für die festverzinsliche Anleihe sollen für die dreijährigen Papiere jetzt bei 0,25 Prozentpunkten über vergleichbaren US-Staatsanleihen liegen statt zuvor 0,35. Bei Schuldscheinen über fünf Jahre liegt sie jetzt 0,45 Prozentpunkte über den Treasurys statt zuvor 0,55.
Bei den Zehnjährigen werden jetzt 0,80 Prozentpunkte darüber angesetzt statt zuvor 0,90 bis 0,95 und bei den 30-Jährigen 1,05 Prozentpunkte statt 1,15 bis 1,20. Das sagten Investoren, die mit Bankern über das Angebot gesprochen haben, dem "Wall Street Journal". Konsortialbanken der Emission sind Goldman Sachs GS und die Deutsche Bank DBK.XE .
Die dreijährigen Anleihen mit flexiblen Zinsen sollen 0,10 Prozentpunkte über dem Drei-Monats-Libor – einem Referenzzins für Interbankenkredite – rentieren, die fünfjährigen sollen 0,30 Prozentpunkte mehr einbringen. Am Morgen waren es noch zehn Basispunkte mehr.
Einzige Anleihe 1994 herausgegeben
Die neuen Anleihen werden von den Ratingagenturen nur eine Stufe unter der Bestnote bewertet. Bei Standard & Poor's lautet das Rating auf AA+ und bei Moody's auf Aa1.
Jody Lurie, Kreditanalystin bei Janney Capital Markets, hält es für möglich, dass die iBonds so populär sind, dass sie mit einer niedrigeren Rendite ausgestattet werden als die jüngsten mit der Bestnote AAA gerateten Anleihen von Microsoft. In der vergangenen Woche begab der Softwareriese zehnjährige Anleihen mit einer Rendite von 0,70 Prozentpunkten über den vergleichbaren US-Treasuries.
Das Unternehmen aus dem kalifornischen Cupertino gab sich in den Dokumenten an die Börsenaufsicht SEC vage, als es um die möglichen Verwendungszwecke der Erlöse ging. Das Unternehmen wolle die Einnahmen "für allgemeine Unternehmenszwecke nutzen". Das könne Betriebskapital, Dividenden, Ausgaben, Aktienrückkäufe und Zukäufe beinhalten – aber auch anderes.
Apple hat bisher nur ein Mal eine Anleihe ausgegeben – im Februar 1994 hat der Technologiereise damit 300 Millionen Dollar eingenommen. Die Rendite der zehnjährigen Bonds lag damals bei 6,5 Prozent.
 

Thursday, April 25, 2013

Noise - Festland drohen Millionen Euro Mehrkosten

Anwohner vom Berliner Hauptstadtflughafen müssen besser vor Fluglärm geschützt werden als geplant. Ein neues Gerichtsurteil löst weitere Millionen Euro Mehrkosten für den Pannen-Flughafen aus.

"Im Garten ist es ja trotzdem laut." Für Bernd Speer sind die Probleme seiner Gemeinde noch nicht gelöst. Obwohl das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg dem Hauptstadtflughafen verordnet hat, beim Schallschutz für die Häuser im Umland kräftig nachzubessern. "Jüngere Familien, die es sich leisten können, ziehen weg", klagt der Bürgermeister von Eichwalde, einem 6000-Einwohner-Ort unweit des neuen Flughafens. "Wir verlieren ausgerechnet die Bürger, die wir gerne haben wollen", sagt Speer. Das Schallschutz-Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Berlin-Brandenburg dämpfe die Abwanderung höchstens.
Das liegt auch daran, dass dieser Richterspruch vom Donnerstag den Lärm in den Häusern am Flughafen nicht mehr wesentlich senkt – der Betreiber musste schon im vergangenen Sommer nach richterlichem Eilbeschluss kräftig nachbessern. Doch in jedem Fall werden die Kosten des Schallschutzprogramms kräftig steigen.
"Man muss auch sagen: Mobilität bedeutet Lärm." Das sagt Flughafenchef Hartmut Mehdorn, dessen Büro nicht weit von Eichwalde liegt, in Schönefeld. Es kann dem Manager nicht passen, dass die bisherige Mehrkostenrechnung für den Flughafen nun Makulatur ist.

Es fehlt Geld


Womöglich muss er – nach früheren Berechnungen des Aufsichtsrats – knapp 300 Millionen Euro für zusätzlichen Schallschutz und Entschädigungen auf die ohnehin explodierte Bausumme aufschlagen. Die Flughafen-Eigentümer – Berlin, Brandenburg und der Bund – hatten sie im vergangenen Jahr nur unter großer Mühe auf 4,3 Milliarden Euro aufgestockt.
Wo weiteres Geld im aufziehenden Bundestagswahlkampf herkommen soll, ist unklar. Schwarz-Gelb im Bund und die SPD-geführten Länder werden versuchen, sich auf Kosten des jeweils anderen zu profilieren. Und wo finanziell das Ende der Fahnenstange liegt, ist ohnehin frühestens dann klar, wenn es einen verlässlichen Eröffnungstermin für den Flughafen gibt. Beobachter rechnen mit einem Start 2015.

Juristen kommen zu anderen Antworten als Techniker


Dabei war das Schallschutz-Problem absehbar. Der Planfeststellungsbeschluss erlaubt keine Überschreitungen der Gesprächslautstärke von 55 Dezibel. Doch um Geld zu sparen, versuchte die Flughafengesellschaft jahrelang klammheimlich, den Beschluss zu dehnen, so weit es nur geht. Sechs Überschreitungen der normalen Gesprächslautstärke pro Tag wurden zugrunde gelegt, und das brandenburgische Infrastrukturministerium als zuständige Behörde ließ die Betreiber wider besseren Wissens lange gewähren, wie interne Vermerke zeigen.
Juristen können bei der Frage, was eine Null sei, nun einmal zu anderen Ergebnissen kommen als Beamte und als Techniker. ""Keine" heißt "keine"", beharrte Klägeranwalt Frank Boermann. "Null ist nicht immer gleich null", erwiderte Ministeriumsanwalt Klaus-Peter Dolde. Es sei eine Frage der Berechnungsmethode. Technisch sei die Null nicht zu erreichen. Schließlich beantragten die Kläger 0,005 und setzten sich de facto durch.
Für die Anwohner war die Situation bislang unübersichtlich. "Sie waren verunsichert", meint Bürgermeister Speer. In Eichwalde habe sich bisher höchstens jede Fünfte für Schallschutzfenster, Dämmungen und Lüfter entschlossen – zu groß war die rechtliche Unsicherheit. Nun gibt es Klarheit. Und die Bürger hoffen, dass der Flughafen zügig die Entschädigungen bewilligt.
dpa
 

Louis Vuitton brannte fast die Hälfte des Kapitals

Der TV-Hersteller wird hart vom Absatzeinbruch bei Fernsehgeräten getroffen, der Verlust hat sich verzehnfacht und zehrt das Kapital auf. Jetzt werden Auswege gesucht – kommt Apple als Retter?
Deutschlands größter Hersteller von Fernsehgeräten rutscht immer tiefer in die Krise: Loewe verbrennt so viel Kapital, dass voraussichtlich Ende Mai die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt sein wird, wie das Unternehmen mitteilte. Die für den 11. Juni geplante Hauptversammlung werde deshalb voraussichtlich auf Ende Juli verschoben.
Um wieder Geld in die leeren Kasse zu bekommen, prüfe Loewe verschiedene strategische Optionen: Unter anderem werde eine Kapitalerhöhung unter Einbeziehung bestehender Aktionäre und neuer Investoren erwogen.
Vor knapp einem Jahr kursierten Gerüchte, Apple wolle Loewe übernehmen. Der TV-Hersteller würde gut ins Apple-Portfolio passen: Die Kronacher hatten sich zuletzt darauf spezialisiert, ihre Produkte mit Apple kompatibel zu machen, bieten etwa High-End-Lautsprecher zur drahtlosen Verbindung mit Apple-Geräten an. Loewes Designfernseher passen zudem preislich gut zu Apples Premium-Anspruch.

Operativer Verlust verzehnfacht


Im ersten Quartal schrumpfte der Umsatz nach vorläufigen Zahlen um 35 Prozent auf 43,5 Millionen Euro. Der operative Verlust (Ebit) verzehnfachte sich auf 9,9 Millionen Euro von 0,9 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Loewe-Aktie fiel nach den erneuten Hiobsbotschaften um 9,4 Prozent auf 2,70 Euro.

Der höhere Verlust sei auf die schlechtere Marktentwicklung, niedrigere Umsatz- und Produktionsvolumen, Investitionen in neue Produkte und Marketing-Maßnahmen zurückzuführen, erklärte Loewe.
In Deutschland sei in den ersten drei Monaten des Jahres der Markt für LCD-TVs allein in Deutschland in den wertmäßig um 19 Prozent zurückgegangen. Bei den für Loewe wichtigsten Handelspartnern, dem qualifizierten Fachhandel, sei der der Rückgang mit 37 Prozent noch deutlich höher ausgefallen. In einzelnen Auslandsmärkten sei der Markt noch stärker zurückgegangen.
Loewe schreibt seit Jahren Verluste. Ende Dezember hatten die Kronacher den Abbau von rund 190 von konzernweit etwa 1000 Stellen angekündigt. Vor dem Hintergrund der Entwicklung im ersten Quartal 2013 und der aktuellen Marktschwäche rechnet der Vorstand für das laufende Geschäftsjahr 2013 nunmehr mit einem Umsatzrückgang und einem negativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern.


Reuters/bfu/woz

Assad-Regime chemische Waffen - die Vereinigten Staaten von Amerika

US-Außenminister Kerry und Verteidigungsminister Hagel gehen davon aus, dass die Truppen des syrischen Diktators Chemiewaffen gegen die Aufständischen einsetzen. Ist Obamas rote Linie überschritten?


Washington geht davon aus, dass die Truppen des syrischen Diktators Baschar al-Assad Chemiewaffen eingesetzt haben. Damit wäre eine "rote Linie" überschritten, die Präsident Barack Obama wiederholt für den Umgang der USA mit dem Regime zog. Verteidigungsminister Chuck Hagel sagte während eines Besuchs in den Vereinigten Arabischen Emiraten, die US-Geheimdienste hätten in den letzten 24 Stunden Erkenntnisse gewonnen, dass syrische Regierungstruppen mutmaßlich C-Waffen in dem Bürgerkrieg gegen die Aufständischen eingesetzt hätten.
"Unsere Geheimdienste gehen mit unterschiedlichen Graden von Sicherheit davon aus, dass das syrische Regime Chemiewaffen in geringem Umfang in Syrien eingesetzt hat, vor allem die Chemikalie Sarin", sagte Hagel in Abu Dhabi. Das verletze "jede Kriegskonvention", fügte der Republikaner hinzu. Hagel bezog sich auf einen Brief von Miguel Rodriguez, einen Mitarbeiter Obamas im Weißen Haus, an verschiedene Kongresspolitiker. In diesem Schreiben heißt es, die US-Regierung gehe davon aus, dass sich die C-Waffen noch im Besitz der Regierung befänden und mithin auch von Regierungstruppen eingesetzt worden seien.

In den Tagen zuvor hatten diesen Vorwurf bereits israelische Militärs und syrische Oppositionelle erhoben. Die Regierung Assad beschuldigte im Gegenzug die Aufständischen, C-Waffen eingesetzt zu haben. US-Außenminister John Kerry deutete noch am Mittwoch nach einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu an, offensichtlich wisse keine Seite genau, ob tatsächlich C-Waffen verwendet worden seien. Zu diesem Zeitpunkt schien es, als sei Israels militärische Führung in dieser Frage überzeugter als die Politik. Jetzt sagte auch Kerry, Assad setze seiner Kenntnis nach C-Waffen ein.

Ist die rote Linie überschritten?


Im August hatte Obama seinen syrischen Amtskollegen Assad gewarnt, es werde "Konsequenzen" haben, wenn er C-Waffen einsetze. Diese Mahnung hatte der US-Präsident mehrfach wiederholt und einen C-Waffen-Einsatz als Überschreiten einer "roten Linie" bezeichnet. Bislang unterstützen die USA die syrische Opposition mit Hilfsgütern, aber nicht mit Waffen.
Washington brach zwar früh mit dem Assad-Regime. Aber gegenüber der Opposition und vor allem ihrem militärischen Arm blieb die US-Regierung skeptisch, zumal es unter den Rebellen organisierte Islamisten mit enger Nähe zu al Qaida gibt.
Hagel wich am Donnerstag der Frage aus, ob die rote Linie nunmehr überschritten sei. "Wir brauchen alle Fakten, wir brauchen alle Informationen", antwortete er auf die entsprechende Frage eines Journalisten. Die Untersuchungen gingen weiter. Der republikanische Senator John McCain sagte hingegen in Washington, aus seiner Sicht sei die rote Linie überschritten. Sollte Obama dieser Lesart folgen, müssten die USA die Aufständischen künftig wohl auch mit Waffen beliefern oder gar selbst in den Bürgerkrieg intervenieren.
Am Samstag hatte Kerry in Istanbul der syrischen Opposition bereits eine Verdoppelung des US-Etats für nichtletale Hilfssendungen auf 123 Millionen Dollar angekündigt. Im Gegenzug versicherten die Aufständischen, dass sie Extremismus in jeder Form ablehnen und in einem Post-Assad-Syrien die Rechte aller religiösen und ethnischen Minderheiten gewährleistet würden. Außerdem sollen alle Hilfssendungen für die Rebellen durch den Supreme Military Council, den militärischen Arm der Opposition, gelenkt werden. Das soll verhindern, dass Lieferungen bei nicht-genehmen Adressaten ankommen.

Islamisten aus Deutschland in Syrien


Die Bundesregierung hatte am Mittwoch bestätigt, dass auch Extremisten aus Deutschland am Kampf gegen Assad beteiligt sind. "Wir wissen, dass auch Dschihadisten aus Deutschland, die wir hierzulande bereits im Visier hatten, sich in Syrien aufhalten und dort an der Seite der Rebellen kämpfen", sagte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) "Spiegel online".
Die Sicherheitsbehörden beobachteten die Reisen von deutschen Extremisten nach Syrien "mit großer Sorge", sagte Friedrich. Es gebe auch Aufrufe an "die im Kampf ausgebildeten Europäer", später in ihre Heimat zurückzukehren und dort den Dschihad weiterzuführen. Auch aus anderen Ländern Europas wird berichtet, dass sich zahlreiche radikale Islamisten den Aufständischen in Syrien angeschlossen haben.

mit Reuters

Bloomberg spricht über den Angriff auf Times Square

Laut New Yorks Bürgermeister wollten die Terroristen von Boston auch in seiner Stadt ein Attentat begehen. Die beiden glaubten an Verschwörungstheorien – etwa dass die Regierung 9/11 geplant hatte

Die mutmaßlichen Attentäter von Boston haben offenbar ein Attentat auf dem New Yorker Times Square geplant. Dies habe er von der US-Bundespolizei FBI erfahren, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg. Die Information sei "eine schreckliche Erinnerung daran, dass wir Ziele für Terroristen bleiben".
Langsam sickern immer mehr Informationen über das paranoide Weltbild von Tamerlan und Dhzorkhan Tsarnaev durch. Die Mutter der Täter flüchtet sich in absurde Verschwörungstheorien: Sie habe vorige Nacht ein Video gesehen, laut dem der ganze Bombenanschlag auf den Bostoner Marathon eine gewaltige Inszenierung war. Ein Schauspiel! Ohne echte Tote und Verletzte, mit roter Farbe statt echtem Blut.
Das sagte Zubeidat Tsarnaev im fernen russischen Dagestan dem Sender CNN. Gekleidet entsprechend muslimischer Tradition mit einem Kopftuch, blieb die 45-Jährige bei ihrer Version, dass ihre Söhne nichts Böses getan hätten. "Sie sind unschuldig, sie wurden verleumdet." Tamerlan, der 26-Jährige, sei mithin ohne jede Schuld auf der Flucht vor der Polizei erschossen worden, und Dzhohkar, der bei den Feuergefechten schwer verletzte und jetzt an ein Krankbett gefesselte 19-Jährige, ebenfalls kein Terrorist.
 
Dass Eltern zu wilden Spekulationen Zuflucht nehmen, wenn sie sich gegen das Eingeständnis übler Verirrungen ihrer Kinder sperren wollen, mag nicht ungewöhnlich sein. Im Fall der Bostoner Brüder, die aus Rache für amerikanische Kriege in islamischen Staaten wie Afghanistan und Irak offenbar wehrlose Zivilisten in ihrer neuen Heimat attackierten, haben Verschwörungstheorien aber einen besonderen Stellenwert.

"Mein Sohn weiß alles darüber"


Denn Tamerlan Tsarnaev, der offenkundig radikalisierte Muslim und Drahtzier des Anschlages, widmete einen großen Teil seiner Zeit derartigen Themen. Der arbeitslose Inhaber einer Greencard, der sich zu Hause um die dreijährige Tochter kümmerte, während seine zum Islam konvertierte amerikanische Ehefrau das Geld verdiente, glaubte nicht an einen Al-Qaida-Angriff am 11. September 2001. 9/11 sei von der US-Regierung inszeniert worden, betete ihm seine Mutter, damals Kosmetikerin in einem Schönheitssalon, nach. "Mein Sohn weiß alles darüber", versicherte sie einer irritierten Kundin. "Man kann das im Internet nachlesen."
Tamerlan, der talentierte Pianospieler und angehende Schwergewichtsboxer, der vorübergehend Chancen zu haben schien auf einen Platz im US-Olympiateam, glaubte offenkundig an Verschwörungstheorien aller Art. Er besuchte, so dringt es jetzt aus Ermittlerkreisen, die Website "Infowars", die von einem der bekanntesten Verschwörungstheoretiker der USA, Alex Jones, betrieben wird.
Jones, man mag es für eine Ironie der Ereignisse halten oder für Spekulationen, die so wild sind, dass sie sich selbst in den Schwanz beißen, wartete gleich nach dem Anschlag auf den Bostoner Marathon mit einer besonderen Erklärung auf: Es handele sich, ließ der stimmgewaltige Radiomoderator vor der Identifizierung der beiden Brüder wissen, gar nicht um eine Terrortat, sondern um eine missglückte Übung des FBI. Man habe Bomben unter die Menge gebracht, um sie dann zu entdecken und zu entschärfen – und dabei sei möglicherweise etwas schief gegangen.
Der gebürtige Russe Tamerlan glaubte nicht nur, dass 9/11 eine gigantische Inszenierung der Regierung war. Er begeisterte sich auch, so sagen Freunde von ihm, für die "Protokolle der Weisen von Zion", jenes antisemitische Pamphlet aus dem russischen Zarenreich, das angeblich die Absprache einflussreicher Juden zur Erringung der Weltherrschaft dokumentiert. Dass diese "Protokolle" gefälscht sind, wies schon 1921 die Londoner "Times" nach. Aber in rechtsradikalen Milieus und in islamistischen Kreisen erfreut sich der Text bis heute höchster Popularität.
Alex Jones zeigt sich von den Nachrichten, Tamerlan Tsarnaev habe zu seinen Anhängern gehört, wenig beeindruckt. "Ich habe das vorausgesehen", setzte er im Gespräch mit einer Journalistin seine verschwörungstheoretisches Puzzle munter fort. "Die Bundesregierung versucht mich in Verbindung mit Tragödien zu bringen."

Name in einer der Listen falsch geschrieben


Kritik am US-Sicherheitsapparat gibt es derweil aber auch von anderer Seite. FBI, sonstige Polizeibehörden und das Heimatschutzministerium (Homeland Security) waren für ihre schnelle Identifizierung der beiden Verdächtigen nach dem Bombenanschlag aus einer scheinbar unübersichtlichen Menge an Videos und für die erfolgreiche Jagd auf die Brüder noch sehr gelobt worden. Jetzt aber wird auch über Fehler weit im Vorfeld der Tat gesprochen. Hat sich die amerikanische Geheimdienst-Bürokratie, zu der 16 unterschiedliche Agenturen, dazu die Bundespolizei und die Homeland Security, mit ihren oft nicht eindeutig definierten Zuständigkeiten in ihrer Unübersichtlichkeit verheddert?
Nicht nur das FBI bekam nämlich bereits 2011 einen Hinweis des russischen Geheimdienstes auf die vermutete Radikalisierung von Tamerlan Tsarnaev, sondern sechs Monate später auch die CIA. Beide Behörden setzten den Namen auf zwei Beobachtungslisten für möglicherweise extremistische Personen. Ungeklärt ist, ob diese Informationen zugleich weitergeleitet wurden an das Commonwealth Fusion Center in Maynard im Bundesstaat Massachusetts, das nach dem 11. September 2001 eigens zum Abgleich von Informationen unterschiedlicher Dienste eingerichtet worden war.
Das FBI untersuchte die Vorwürfe, nahm Tsarnaevs Internetaktivitäten und Telefonverbindungen unter die Lupe und befragte auch ihn und seine Mutter. Dabei wurden keine belastenden Indizien gefunden. Danach erfolgten keine weiteren Schritte, zudem eine Bitte des FBI an den russischen Geheimdienst um weitergehende Informationen im Juni 2011 unbeantwortet blieb.
Hinzu kam, dass der Name Tsarnaev in einer der Listen falsch geschrieben wurde. Zudem tauchte der junge Mann in beiden Listen mit unterschiedlichen (und zudem falschen) Geburtsdaten auf. Darum wusste schließlich die Homeland Security von der Reise Tsarnaevs von Januar 2012 bis Juni nach Russland. Aber CIA und FBI blieben ahnungslos.
Wüssten Verschwörungstheoretiker wie die Hörer von Alex Jones von derartigen Pannen, würden sie kaum noch glauben, dass finstere Mächte wie die CIA und die Regierung das Land und wohl die gesamte Welt regieren.
 
 
 

Sunday, April 21, 2013

Deutsch Autobauer Expansion in Westchina

Die Märkte an der reichen Ostküste sind gesättigt. Deshalb zieht es immer mehr Autoproduzenten ins Landesinnere. Doch die erstarkten einheimischen Hersteller schlafen nicht


Im Saal des Autohauses in Shanghai ist es dunkel. Ein Film flimmert über die Leinwand, James Bond jagt einen Bösewicht – unterlegt mit chinesischen Untertiteln. Und wenn 007 es geschafft hat, sich zurücklehnt, ist für die Zuschauer der große Moment gekommen. Dann gehen sie zwei Stockwerke tiefer und holen ihren nagelneuen Mercedes ab.
Das Kino ist nicht die einzige Unterhaltung, die das Shanghai Zhongsheng Star-Autohaus im Westen der 24-Millionen-Metropole Shanghai bietet. Es gibt ein Fitnesscenter, die Rauchbar, einen Massageraum, zwei Billardtische, einen Kinderspielplatz, einen Lesesaal und ein VIP-Buffethaus. "Unsere Weinverkostungen kommen immer besonders gut an", sagt General Manager Zhou Yu. Andere Hersteller bieten Ähnliches. "Chinesische Kunden erwarten viel, nicht nur vom Produkt, sondern auch vom Service", sagt Nicholas Speeks, Chef der Vertriebsgesellschaft von Mercedes-Benz in China.
Im Schnitt bringen die Chinesen mehrere Stunden im Autohaus zu. Sie schleppen die Familie mit, rauchen bei Klaviermusik Zigarre, machen Sport – und kaufen im besten Fall zum Schluss eine der schwarzen S-Klassen, die im ersten Stock für 930.000 Renminbi, etwa 116.250 Euro, angeboten werden.

Deutsche profitieren von Chinas Höhenflug


Es lohnt sich für die Automobilkonzerne, chinesische Kunden so zu umwerben, dass es Europäer kaum glauben können. Ohne den riesigen Markt in Fernost würden selbst die erfolgsverwöhnten deutschen Hersteller in der Krise stecken. 14 Millionen Autos werden dieses Jahr voraussichtlich in der Volksrepublik verkauft, das sagt der deutsche Verband der Automobilindustrie (VDA) voraus, erneut ein Plus.
 
In den USA werden es wohl 15 Millionen sein. Die USA und China, das sind die beiden entscheidenden globalen Automärkte, der Rest ist entweder deutlich kleiner oder im Dauersinkflug wie Europa. In keinem Land sind die Absatzzahlen zuletzt so in die Höhe geschnellt wie in China. 2009 wurden dort gerade mal 8,4 Millionen Pkw und kleine Transporter verkauft.
Die Deutschen haben von dem Höhenflug besonders profitiert, mehr als beispielsweise die sonst so schlagkräftige und exportorientierte japanische Autoindustrie: Jedes fünfte Auto, das in China verkauft wird, zählt zu einer deutschen Konzernmarke. Doch die ganz großen Boomzeiten in Fernost sind für die gesamte Branche vorbei, die Hersteller spüren es bereits.
Also ziehen sie auf der Motorshow Shanghai, die am Wochenende begonnen hat, alle Register – und machen sich bereit, für den langen Marsch nach Westen: Nun sollen im Inneren des Riesenreiches neue Kunden gewonnen werden, damit die Absatzzahlen nicht wegbrechen. Denn das wäre angesichts der Dauerschwäche in Europa ein Desaster für die Branche.

Staus und Sozialneid


Grundsätzlich wären die weiteren Aussichten für die Autoindustrie in China gar nicht schlecht. Pünktlich zum Start der Automesse in Shanghai meldet der Entwicklungsreport Auto 2013, der in der Reihe der "Blaubücher der Pekinger Akademie für Sozialwissenschaften" erscheint, dass der Privatbestand an Autos in der Volksrepublik die Marke von 100 Millionen übersprungen hat.
Ende 2012 waren es 93,5 Millionen gewesen, statistisch kamen damit 23,2 Autos auf hundert Familien. Ab 20 Privatautos pro 100 Familien zählt man zu den Staaten mit einer "Autogesellschaft", die die Erstmotorisierung hinter sich gelassen hat. Und glaubt man den Autoren des Reports, wird sich der Bestand innerhalb von fünf Jahren auf 40 Wagen pro 100 Familien verdoppeln. Die Kaufbereitschaft sei da, allerdings würden auch die Unsicherheiten und Risiken für die Autobauer zunehmen.
Fünf Probleme identifiziert das Blaubuch, die den Autoboom bremsen könnten: die zunehmende Umweltbelastung und Einschränkung der freien Fahrt. Der Trend zu einer "unharmonischen Autoklassengesellschaft" mit ihrem Sozialneid schürenden Reich-Arm-Gefälle und zuletzt steigende Korruption und Privilegien (es gibt acht Fahrklassen), die erlauben, sich über Verkehrsregeln hinwegzusetzen.

Wettbewerb wird immer härter


Je deutlicher diese Probleme vor Augen treten, desto stärker drängen die Autobauer in das bislang vergleichsweise schwach entwickelte Innere und den Westen Chinas. Nur an der Küste vertreten zu sein, reicht längst nicht mehr, zumal immer mehr Autokonzerne auf dem chinesischen Markt Fuß fassen wollen. Der Wettbewerb, bislang schon scharf, wird immer härter.
Zugleich steigt das Selbstvertrauen der chinesischen Autobauer. Auf der Automesse Shanghai ist das deutlich zu sehen. Während die deutschen Hersteller in Hallen weit ab vom Schuss untergebracht sind, logieren Geely, Chery, Changan und JAC prominent am Eingang des Expo-Geländes und nehmen jeweils fast eine halbe Messehalle in Beschlag. JAC, der staatliche Autobauer aus Hefei, präsentiert knapp zwei Dutzend Fahrzeuge, dazu tanzen junge Chinesinnen in traditionellen rot-goldenen Kleidern.
Auch Geely scheint die ganze Produktpalette zeigen zu wollen. Models mit glitzernden Brilliantkleidern und schulterlangen Ohrringen lehnen sich an die Wagen und lächeln in die Kameras. Das macht einen etwas billigen Eindruck – wie auch die Autos. Trotzdem: Die chinesischen Anbieter haben qualitativ aufgeholt, gerade im Mittelklassebereich, in dem Volkswagen einen großen Teil des Umsatzes macht. "Die Wagen sind viel, viel besser geworden", sagt Bill Barranco von Autovision, einer Unternehmensberatung in den USA.
Neben der globalen und lokalen Konkurrenz sind es derzeit aber vor allem die staatlichen Stellen, die es der Autoindustrie immer schwerer machen: Zentralregierung und Provinzbehörden kappen ihre Etats für Dienstwagen. Metropolen wie Peking, Shanghai oder Kanton schränken Neuzulassungen über Los- oder Auktionssysteme ein. Großstädte wie Tianjin oder Shenzhen sind dabei, es ihnen nachzutun, die dritte Garde wie Chengdu, Changchun, Lanzhou, Nanchang, Hangzhou oder Guiyang setzten auf partielle Fahrbeschränkungen.

VW baut sieben neue Werke in China


Die Autobauer halten dagegen, setzen auf noch mehr neue Modelle, mehr Service und verstärkt Produktion vor Ort, also weitere Werke in China. Allen voran VW. Die Wolfsburger, die vor 30 Jahren den ersten Santana in China produzierten, bauen maßgeblich auf China, um bis 2020 der größte Autobauer zu werden. Bis 2015 sollen mit den Joint-Venture-Partnern 9,8 Milliarden Euro investiert werden, sieben neue Werke sind geplant.
Fünf davon nehmen noch in diesem Jahr die Produktion auf. Sie liegen im Süden, in Foshan, aber auch in Urumqi, ganz im Westen. "Wir sind in Urumqi, noch bevor einer unserer Wettbewerber hier ankommt", sagt VW-China-Chef Jochem Heizmann. Bei rund 18 Prozent Markanteil liegt VW derzeit im Westen Chinas. "Das ist das Schlachtfeld der Zukunft, für alle von uns", sagt Weiming Soh, Vize-Chef für China.
Zuletzt hatten sich die Verkäufe von VW schlechter als der Gesamtmarkt entwickelt, um "nur" elf Prozent waren sie gestiegen. Die Branche war der China Association of Automobile Manufacturers zufolge um 13 Prozent gewachsen.
Die Expansion im Westen fällt auch deshalb schwer, weil die Kaufkraft in den Provinzen deutlich geringer ist. Dort sind ganz andere Autos gefragt, als in den bislang erschlossenen Regionen. Auf die Fragen, mit welchen Modellen man dort punkten will, wie die Produktpalette für das neue China aussehen soll, bekommt man in Shanghai man nur spärliche Informationen.
Volkswagens China-Vize Soh druckst herum, auch der Chef von Audi in China, Dietmar Voggenreiter, wird nicht konkreter. Immerhin sagt er: "Wir bedienen bisher nur die Hälfte der kleineren Millionenstädte." Derzeit eröffne pro Woche ein neuer Händler-Standort. So solle Audi der Schritt nach Westen gelingen. Konkurrent Daimler traut sich derweil nicht mal eine Prognose nach seiner jüngst gestarteten China-Offensive zu. Klar sei nur, dass man den Absatz auf dem weltgrößten Automarkt weiter steigern wolle, sagte der neue China-Vorstand Hubertus Troska.

Daimler hinkt bislang hinterher


Daimler steht in der Volksrepublik besonders unter Zugzwang. Die Schwaben fahren ihren deutschen Konkurrenten BMW und Audi deutlich hinterher. Auch weil der Vertrieb schlecht organisiert war, ein Problem, das inzwischen behoben wurde. Dennoch ist die Produktion weiter zeitaufwendiger und damit teurer als bei den Rivalen.
Dieter Zetsche scheint das nicht sonderlich zu sorgen – der Daimler-Chef machte einen ausgeglichenen Eindruck, als er nach seiner Landung in Shanghai im World Financial Center die Studie des geplanten Mini-SUV GLA vorstellt. Der Kühler des silbernen Wagens summt, als Zetsche in die Kameras spricht. "Wir sind später in den Markt gekommen als unsere Wettbewerber, wir müssen aufschließen."
Wie Volkswagen will auch Daimler in den Westen des Landes expandieren. Die Stuttgarter bauen derzeit landesweit 75 neue Stützpunkte auf. Das Vorgehen im Westen sei dasselbe wie in anderen Regionen: "Wir schauen nach Investoren", erklärt Zetsche, danach suche man nach Händlern. Daimler wolle mit der gesamten Produktpalette gen Westen. Es sei vorstellbar, dass die Kunden dort vermehrt kleinere Motoren oder Kompaktmodelle nachfragten.
Neue Werke soll es aber nicht geben, stattdessen baut Daimler das Pekinger Werk aus. Es wird das größte Mercedes-Werk weltweit sein. Bis 2015 wird Daimler 300.000 Autos im Reich der Mitte verkaufen und zwei Drittel davon vor Ort produzieren – wenn die Nachfrage stimmt.

Kritik an Autos ausländischer Hersteller


Es gibt allerdings Autobauer, die sich in China weiter mit echten Luxusproblemen rumschlagen – BMW zum Beispiel. Der neue China-Chef der Münchner, Karsten Engel, ist froh, dass es mit dem halsbrecherischen Wachstum ein Ende habe. 46 Prozent mehr Autos hatte BMW von 2005 bis 2012 im Schnitt pro Jahr verkauft. Entsprechend rasant hätten die Münchner ihre Kapazitäten und das Händlernetz ausbauen müssen. Dieses Tempo könne auf Dauer auch schiefgehen, so Engel.
Vielleicht ist es das schon. Immer öfter ist in China Kritik an den Autos ausländischer Hersteller zu hören, auch an denen der deutschen Premiumhersteller. Zuletzt wurde BMW, Audi und Mercedes von Staatsmedien vorgeworfen, in den Innenräumen ihrer Fahrzeuge gesundheitsschädliche Dämmstoffe eingesetzt zu haben. Was die Hersteller umgehend zurückwiesen.
 
 

Was tun Sie, wenn Ihr Flug ist auf Streik?

Fast der gesamte Flugverkehr der Lufthansa liegt am Montag lahm. Von 1720 Flügen sollen nur 32 durchgeführt werden. Ver.di ruft zum Warnstreik. Was das für den Fluggast bedeutet.


Aufregung in den Abflughallen, Gedränge in überfüllten Zügen, miese Laune an den Schaltern: Flug- und Bahnreisende brauchen am Montag viel Geduld. Wegen eines Streiks des Lufthansa-Bodenpersonals fallen Hunderte Starts und Landungen aus. Anspruch auf Entschädigung haben betroffene Passagiere aber nicht in jedem Fall, erläutert Reiserechtler Paul Degott aus Hannover. Die wichtigsten Fragen im Überblick:
Welche Flughäfen trifft es am meisten? Die Lufthansa streicht an diesem Montag fast alle ihre Flüge, es dürfte also kaum ein Flughafen unverschont bleiben. Von insgesamt 1720 geplanten Abflügen in Deutschland werden laut Fluggesellschaft voraussichtlich nur 32 starten. Besonders betroffen sind die Deutschland- und Europa-Verbindungen.
Was kann man tun, wenn man bereits einen Flug gebucht hat? Die Fluggesellschaft empfiehlt allen Reisenden, sich frühzeitig vor Reiseantritt auf www.lufthansa.com unter "Aktuelle Fluginformationen" und unter "Meine Buchungen" über den Status ihres Fluges zu informieren. Darüber hinaus hat Lufthansa für Anrufe aus Deutschland die kostenfreie Telefonnummer 0800 850 60 70 geschaltet.
Habe ich Anspruch auf eine Ersatzbeförderung? Ja. Die Airline ist verpflichtet, Fluggäste bei einem Streik so schnell wie möglich auf einem anderen Weg an ihr Ziel zu bringen. Passagieren steht laut Verbraucherzentrale eine kostenlose Umbuchung etwa auf einen späteren Flug oder auf andere Airlines zu. Das schreibt die EU-Verordnung für Fluggastrechte vor. Reisende müssen dabei aber auch andere Flugrouten akzeptieren, zum Beispiel einen Zwischenstopp, sagt Reiserechtler Degott.

Und wenn ich schon am Montag zu einem Termin muss? Sollte der Termin in Deutschland sein – kein Problem. Es könnte aber unbequem werden: Denn Passagiere können ihr Ticket in einen Reisegutschein für die Bahn umwandeln lassen. "Wir werden alles auf die Schiene bringen, was fährt", kündigt die Bahn im Vorfeld an. Eine Reservierung könnte da vor einem mühsamen Stehplatz im Gang retten. Fluggäste gestrichener Verbindungen können ihre Buchungen aber auch kostenlos stornieren.
Wie komme ich an ein Ersatzticket beim Umbuchen? Beim Umbuchen erhalten Reisende entweder am Schalter oder im Internet ein neues Ticket. Am Flughafen bilden sich jedoch meist lange Schlangen. "Hier gilt die Regel 'Wer zuerst kommt, mahlt zuerst' – sprich: Wer zuerst am Schalter ist, erhält den nächsten verfügbaren Flug", sagt Degott. Er rät Reisenden, sich vorab per Internet über den Status ihres Fluges zu informieren. Ist er annulliert, gebe es oftmals schon im Internet die Möglichkeit zum Umbuchen.
Kann ich von meiner Reise zurücktreten? Hebt der Flieger mit einer Verspätung von mehr als fünf Stunden ab oder wird der Flug komplett gestrichen, dann kann der Passagier entscheiden, ob er die Reise noch antritt. Tut er es nicht, muss die Fluggesellschaft laut Reiserechtler Degott den Kaufpreis erstatten. Ist der Flug Teil einer Pauschalreise, sollte sich der Urlauber an den Reiseveranstalter wenden.
Bekomme ich Essen und Getränken? Müssen Passagiere am Flughafen länger warten, stehen ihnen Essen und Getränke zu. In der Regel verteilen die Fluggesellschaften Gutscheine. Keine genauen Vorschriften gibt es dazu, wie hoch der Betrag sein muss. In der EU-Verordnung heißt es nur, dass Mahlzeiten und Erfrischungen in angemessenem Verhältnis zur Wartezeit stehen müssen. "Und wenn es nur trockene Brötchen gibt und Sie sich etwas kaufen müssen, heben Sie die Quittung auf", rät Degott.
Muss mir die Airline eine Unterkunft zahlen? Können Passagiere erst am kommenden Tag oder noch später weiterfliegen, müssen Airlines sich um eine Übernachtungsmöglichkeit kümmern. Dabei reicht laut Degott eine Pritsche im Terminal in der Regel nicht aus. Es müsse aber auch kein Fünf-Sterne-Haus sein. Lediglich in Ausnahmesituationen müssten Fluggäste mit einem Feldbett vorliebnehmen.

dpa/woz

"Das Boot hatte ein Kind. Sollte ihm das Herz brechen"

Das Versteck des mutmaßlichen Marathon-Bombers wird zur Attraktion in dem Vorort Watertown. Nur der Entdecker taucht unter. Er trauert um sein geliebtes Boot. Es wurde über den Haufen geschossen.

Ein Motorboot aus den 80er Jahren, von Kugeln durchsiebt, mit Blutspuren verschmiert: Nach dem Trauma von Boston ist das letzte Versteck des mutmaßlichen Marathon-Bombers im Vorort Watertown zur großen Attraktion geworden. In den Stunden der Großfahndung waren Bewohner und Touristen mit einem Ausgehverbot belegt. Nach der Ergreifung des Täters strömen sie jetzt in die Franklin Street in Watertown – an den Ort, an dem der Schrecken zu Ende ging.
Nur Dave Henneberry, dem das Boot gehört und der darin den Verdächtigen Dzhokhar Tsarnaev erspähte und den Fahndern den entscheidenden Hinweis gab, ist auf Tauchstation gegangen. Der Mann, der sich als Held von Boston feiern lassen könnte, sei "schockiert und völlig verzweifelt", sagt sein Nachbar George Pizzuto. Denn Henneberrys heiß geliebtes Boot wurde beim Drama vom Freitag über den Haufen geschossen.
"Er schaute und merkte, dass irgendetwas mit dem Boot nicht stimmte", beschrieb Pizzuto dem Sender ABC News die entscheidenden Momente vom Freitagabend. "Er holte eine Leiter, stellte sie an das Boot und stieg hoch. Er sah Blut und er sah etwas, was er für einen Körper hielt, im Inneren des Bootes. Also zog er sich schleunigst zurück und rief die Polizei." Der Rest ist bekannt: Nach einem Schusswechsel und kurzen Verhandlungsversuchen ergibt sich Tsarnaev schwer verletzt den Sicherheitskräften und wird ins Krankenhaus gebracht.


"Der Mann, der den Täter fand, ist ein Held"


Der Sender Fox 25 zeigte die Bilder des kugeldurchsiebten Bootes. Zwar steckt es jetzt zwecks Spurensicherung unter einer Plane. Doch an der gelben Polizeiabsperrung drängen sich Kamerateams aus der ganzen Welt, Touristen, Anwohner. "Ich musste einfach herkommen", sagt Dave Lawrence aus New York, der für eine Konferenz in Boston weilt. "Der Mann, der den Täter fand, ist ein Held. Ich will ihm die Hand schütteln."
Greg Turner verlegte seine Joggingstrecke extra in die von weißen Holzhäusern gesäumte Franklin Street. "Die Bomben waren schon schrecklich. Aber was hier passierte, ist unglaublich", sagt er, während Polizeibeamte die Schaulustigen zurückdrängen.
Auch Nachbarn wollen ihre Erlebnisse teilen, sich den Schrecken von der Seele reden. "Wir saßen am Fenster und schauten in die Hauseinfahrt, als wir aus heiterem Himmel ein Sonderkommando mit Gewehren im Anschlag sahen", sagt Rebecca Heavey. "Polizisten waren auf unserem Auto. Dann sahen sie uns und riefen, wir sollten verschwinden. Es war fürchterlich. Und plötzlich fielen Schüsse. Und wir wussten nicht, was geschah." Wenn sie daran denke, laufe ihr noch immer ein Schauer über den Rücken.

Spendenkampagne auf Facebook


Henneberry, der Entdecker des Täters, ist nach der Aufhebung des Ausgehverbotes verschwunden. Er scheut die Öffentlichkeit. Nach Feiern sei ihm nicht zumute, sagte sein Nachbar Pizzuto. "Das Boot war sein Baby. Es war unglaublich, wie er sich darum gekümmert hat. Und dann haben sie ihm gesagt, es sei total zusammengeschossen. Es muss ihm das Herz brechen."
Vielleicht wird sich Henneberry bald aber berappeln, vielleicht wird er sich über seinen Beitrag zur Ergreifung des Täters freuen. Und vielleicht kann er auch bald wieder in See stechen: Auf Facebook wurde schon eine Spendenkampagne gestartet. Damit sich der Held von Watertown bald ein neues Boot kaufen kann.

AFP/ds


 

Tsarnaev kann nicht in Frage gestellt werden


Der Gesundheitszustand des mutmaßlichen Bomben-Attentäte
rs Dzhokhar Tsarnaev ist kritisch, ob er vernommen werden kann bleibt unklar. Dabei sind viele Fragen offen. Waren weitere Anschläge geplant?


Die Hintergründe des Anschlags auf den Boston-Marathon werden möglicherweise nie aufgeklärt. Der Bürgermeister der Ostküstenmetropole, Tom Menino, sagte am Sonntag, der gefasste 19-jährige Tatverdächtige werde wegen seiner schweren Verletzungen womöglich nie befragt werden können. "Wir wissen nicht, ob wir jemals in der Lage sein werden, die Person zu vernehmen", sagte Menino in der Sendung "This Week" des US-Senders ABC. Der aus dem Kaukasus stammende Dzhokhar Tsarnaev befinde sich in einem "sehr ernsten Zustand", sagte Menino. Details nannte er nicht.
Der junge Mann war in der Nacht zum Samstag bei einer beispiellosen Polizeiaktion in einem Bostoner Vorort entdeckt und festgenommen worden. Bei einer Schießerei mit der Polizei war er in den Hals getroffen und an der Zunge verletzt worden, wie eine mit den Ermittlungen vertraute Person sagte. Es sei unklar, wann er wieder sprechen könne. Er liegt im Krankenhaus.
Da sich Tsarnaev in einem kritischen Zustand befindet, werde der Richter oder ein Vertreter ihn an seinem Krankenbett über die Anklagepunkte informieren. Die Anklageverlesung werde dann später erfolgen. US-Senator Dan Coats sagte, es sei fraglich, ob Tsarnaev je wieder werde sprechen können. Seinen Informationen nach sei dem Verdächtigen in den Hals geschossen worden. "Das heißt nicht, dass er überhaupt nicht wird kommunizieren können." Derzeit sei er aber in einem Zustand, in dem von ihm keinerlei Informationen zu erwarten seien. Das Motiv für den Anschlag ist damit weiterhin völlig unklar. Eigentlich hatten sich die Ermittler von der Befragung des Überlebenden Aufschluss über die Beweggründe und mögliche Komplizen erhofft.
 

"Wir haben eine Million Fragen"


Noch am Sonntag sollte Anklage gegen den Dzhokhar Tsarnaev erhoben werden. Sein 26 Jahre alter Bruder Tamerlan war bei dem massiven Polizeieinsatz, der den Großraum Boston am Freitag praktisch lahmgelegt hatte, getötet worden. Bei dem Anschlag auf den Boston-Marathon am vorigen Montag waren drei Menschen getötet und 176 verletzt worden.
"Wir haben eine Million Fragen, und diese Fragen müssen beantwortet werden", sagte der Gouverneur des US-Bundesstaates Massachusetts, Deval Patrick. Die Bundespolizei FBI geht davon aus, dass der ältere Tsarnaev-Bruder die führende Kraft der beiden war. Ermittlerkreisen zufolge wird allerdings noch untersucht, ob weitere Personen in das Attentat verwickelt sind. Nach ersten Indizien ist allerdings davon auszugehen, dass die zwei keine Komplizen hatten, wie der örtliche Polizeichef Edward Deveau dem Fernsehsender CNN sagte.
Dennoch planten die Brüder eventuell weitere Anschläge. Wie der Bostoner Polizeichef Ed Davis am Sonntag dem TV-Sender "CBS" sagte, hätten die Beamten im Rahmen ihrer Verfolgung der beiden Brüder ein ganzes Arsenal hausgemachter Bomben und Materialien sichergestellt. "Wir haben auf Basis der gefundenen Beweise allen Grund zu der Annahme (...), dass sie noch weitere Menschen attackiert hätten", so Davis.
Sicherheitskreise schließen einen islamistischen Hintergrund nicht aus. So wurde Tamerlan Tsarnaev bereits Anfang 2011 vom FBI befragt, nachdem russische Sicherheitsdienste ihn radikal-islamischer Überzeugungen verdächtigt hatten. Das FBI erklärte allerdings, nach einer Überprüfung habe es damals keine Anhaltspunkte für "terroristische Aktivität" gegeben. Tamerlan Tsarnaev war im Januar 2012 nach Moskau gereist und hielt sich sechs Monate in der Region auf, wie aus Ermittlerkreisen verlautete. Es sei allerdings unklar, wozu die Reise diente und ob der aus Tschetschenien stammende Verdächtige womöglich Kontakte zu militanten islamistischen Gruppen aus der Kaukasusregion hatte.

Radikalisierung in den Staaten


Ein Sprecher einer islamistischen Gruppe aus Dagestan, die gegen die russische Regierung kämpft, distanzierte sich von den Anschlägen auf den Marathon. Er stellte klar, seine Gruppe befinde sich nicht im Krieg mit den USA.
In der russischen Region Dagestan leben heute die Eltern der beiden Brüder. Die Jungen wuchsen im muslimisch geprägten Kirgisistan auf, wo die Familie zu einer kleinen Gemeinschaft von Tschetschenen gehörte. Sie siedelte 2001 nach Dagestan über. In den russischen Nordkaukasus-Provinzen gibt es häufig Anschläge von Aufständischen, die für einen islamischen Staat kämpfen.
Der Verdacht gegen die Tsarnaev-Brüder schlug auch auf höchster politischer Ebene Wellen. Einer Mitteilung des russischen Präsidialamts zufolge vereinbarten Präsident Wladimir Putin und sein US-Kollege Barack Obama in einem Telefongespräch eine engere Kooperation im Kampf gegen den Terrorismus.
Ruslan Zarni, nach eigener Auskunft der Onkel der mutmaßlichen Attentäter, sagte dem Sender CNN, er habe den Wandel in den religiösen Überzeugen von Tamerlan Tsarnaev erstmals 2009 bemerkt. Er deutete an, dass es in den USA zur Radikalisierung seines Neffen gekommen sei.

Tamerlan Tsarnaev hinterlässt Frau und Kind


Unterdessen wurden weitere Details aus dem Leben der Brüder bekannt. Tamerlan Tsarnaev war verheiratet mit einer Frau aus der amerikanischen Mittelschicht, deren Vater Mediziner ist. Das Paar hatte zusammen ein kleines Kind. Die Familie der Frau erklärte in einer Stellungnahme, die an der Haustür befestigt war: "Unsere Tochter hat heute ihren Mann verloren, den Vater ihres Kindes. Wir können nicht fassen, wie es zu dieser schrecklichen Tragödie kam." Der festgenommene Dschochar Zarnajew war Student an der Universität von Massachusetts Dartmouth.
Mit Schweigeminuten und Trauerbändern gedachten in Hamburg und London Zehntausende Marathon-Läufer der Opfer des Boston-Anschlags. Die Großveranstaltungen bildeten den Auftakt der diesjährigen Langlaufsaison in Europa. In Hamburg gingen 21.000 Läufer an den Start. Ein Karton in einer U-Bahn-Station löste kurzzeitig einen Bombenalarm an. Die Polizei gab aber nach kurzer Zeit wieder Entwarnung. Die Polizei hatte nach früheren Angaben 400 Beamte in der Hansestadt im Einsatz, die Sicherheitsvorkehrungen waren jedoch nicht weiter erhöht worden.
In London gingen sogar 36.000 Läufer an den Start, die zum Gedenken an die Opfer von Boston schwarze Bänder trugen. Die Polizei hatte in der britischen Hauptstadt eine Aufstockung der eingesetzten Beamten um 40 Prozent angekündigt. Es bestehe jedoch keine konkrete Gefahr.
Reuters

Thursday, April 18, 2013

BMW Ketten Schicksal des Elektroautos

Daimler zögert, Audi lässt die Finger davon – nur BMW setzt voll aufs E-Auto. Warum eigentlich? Weil Stromer profitabel sein werden, sagt der Autobauer. Doch er hat auch gar keine andere Wahl



Harald Krüger hält ein grau-schwarzes Bauteil die Höhe, triumphierend, beinahe wie eine Trophäe. Es ist etwa einen halben Meter lang, gebogen und hat in der Mitte ein Loch. Das Teil ist aus dem Stoff, aus dem Zukunft der Autoindustrie ist, zumindest bei BMW.
Es ist aus Kohlenfaserstoff, Carbon. Irgendwann wird es in ein Auto eingebaut, vorn am Cockpit, durch die Öffnung winden sich dann dicke Kabelstränge. "Heben Sie es mal hoch, dann sehen Sie, wie leicht das ist", sagt Krüger. Leicht ist wichtig, Leichtgewichte werden für den künftigen Erfolg von BMW entscheidend sein.
Harald Krüger ist neuer Produktionsvorstand von BMW, er glaubt an das Automobil aus Carbon, das Elektroauto i3, das der Premiumhersteller ab Jahresende in Leipzig vom Band laufen lässt. "Dieses Automobil wird die Branche revolutionieren", sagt er.
Das klingt, als sei er wirklich überzeugt davon. Und ein bisschen beschwörend. Es wird ein Erfolg, wenn genug Leute dieses Auto kaufen, wenn nicht, wird es schwierig für BMW.

Carbon ist ganz schön schwer


Kein anderer Autobauer hat sich beim Thema Elektrofahrzeuge so weit aus dem Fenster gelehnt. Erzrivale Audi hat den reinen Stromern jüngst ganz den Stecker gezogen und setzt auf Hybride, Modelle mit Elektro- und Verbrennungsmotor, Daimler lässt es vorsichtiger angehen.
 
Bei BMW ist man dagegen sicher, dass die Zeit reif ist für das E-Auto. Einiges spricht dafür, dass es so kommt und sich Elektromotoren in Autos zumindest teilweise durchsetzen.
Aber ein bisschen ist es mit der Elektromobilität wie mit diesem Carbon-Bauteil, das so stolz in Leipzig präsentiert wird: Es ist zweifellos deutlich leichter als eine vergleichbare Komponente aus Stahl oder Alu. Aber ist immer noch überraschend schwer, eine kleine Enttäuschung, wenn man es anfasst.
Jahrelang hat BMW mit dem Elektroauto aus Carbon ein neues Zeitalter in der Autoindustrie versprochen, eine ganz neue Technologie und ein gutes Gefühl für die Fahrer, weil hinten keine giftige Luft rauskommt, sondern nur noch heiße.

Die i-Reihe soll profitabel sein


In Leipzig verspricht Krüger auskömmliche Margen, Rendite. Das ist neu. Die BMW-i-Reihe – neben dem i3 wird es noch einen großen Bruder i8 geben – werde sich rasch rechnen, kündigt der Produktionschef in Leipzig an. "Wir gehen davon aus, dass wir vom Serienstart an mit jedem BMW i3 Geld verdienen."
Die i-Reihe werde dazu beitragen, das Versprechen der BMW Group gegenüber ihren Anteilseignern einzulösen: "Langfristige Profitabilität und eine langfristige Rendite von acht bis zehn Prozent im Segment Automobile."
Auch oder gerade wegen der Elektroautos. Wenn es den Münchnern tatsächlich gelingt, vom Start an mit den E-Autos Gewinn zu machen, wäre das die eigentliche Revolution.

Floss eine Milliardensumme?


BMW hat sich das Elektro-Projekt beängstigend viel kosten lassen. "Wir haben viel Geld investiert, insgesamt 655 Millionen Euro in die Standorte der Carbon-Produktionskette und unser Kompetenznetzwerk E-Mobilität in Dingolfing und Landshut", sagt Krüger.
Die Beteiligung bei SGL Carbon ist da allerdings nicht eingerechnet. Nicht sagen will er, was die Entwicklung der i-Reihe insgesamt gekostet hat. Nur so viel: "Die Einmalaufwendungen für die Entwicklung und Produktion haben wir in den vergangenen Jahren bereits verkraftet."
Insider sagen, in die i-Autos ist bislang ein Milliardenetat geflossen. Die Münchner haben die zurückliegenden Boomjahre genutzt, die Stromer anzuschieben – wenn es möglich war, dieses Experiment mit der Elektromobilität zu wagen, dann jetzt in Zeiten voller Kassen. Und ein Experiment ist das Elektroauto, auch wenn es wie im Fall von BMW als Edel-Stromer daherkommen wird.

Nissan verlangt nur 21.000 Euro


Dass sich die E-Mobile zunächst im Massenmarkt durchsetzen werden, ist wenig wahrscheinlich. Renault-Nissan, Peugeot-Citroen und Mitsubishi setzen bislang darauf, dass ein breites Publikum elektrisch fahren wird oder Flottenbetreiber auf die Stromer umschwenken.
Dafür wurden entweder bestehende Modelle zu E-Autos umgerüstet oder wie im Fall des Nissan Leaf erstmals ein Elektroauto marktreif entwickelt, das bezahlbar ist: Es gibt ihn künftig ab 21.000 Euro.
Aber das ist immer noch viel Geld für einen Kleinwagen, und es ist fraglich, ob die bisherige Zielgruppe von Nissan darauf abfahren wird. Was bisher als E-Auto angeboten wird, verschmähen die Kunden weitgehend. Zu teuer, zu wenig schick, mit der Batterie kommt man nicht weit genug. Und überhaupt: Wo will man Dinger laden?

BMW will Preis nicht verraten


BMW will ein ganz anderes Publikum ansprechen: Gutverdiener in Ballungsräumen, Menschen, die technikaffin und umweltbewusst sind. Die Trendsetter sein wollen – und bereit sind, für einen mittelgroßen Viersitzer schätzungsweise 40.000 Euro auszugeben.
Den genauen Preis für den i3 will BMW vorerst nicht verraten. Die Frage ist, ob diese Strategie reicht, mit den i-Mobilen von Beginn an schwarze Zahlen zu schreiben.
Der Aufwand, den BMW für die Autos mit Carbon-Kern treibt, ist immens. Das Rohmaterial Kohlenfaserstoff wird aus Japan bezogen und an die Westküste der USA geschippert.

Extra lange Produktionsketten


Dort werden die Fäden gesponnen, die man später zu sogenannten Gelegen formt, die Rohteile für die Autokomponenten. Die Bayern machen Produktionsschritt eins im US-Staat Washington in Moses Lake, weil dort genug bezahlbare, umweltfreundliche Energie zur Verfügung steht – aus riesigen Wasserkraftwerken.
Dafür wurde extra ein Werk aus dem Boden gestampft. Die Fäden werden in den bayerischen Werken weiterverarbeitet und schließlich in Leipzig zu Autos montiert. Produktionsketten sind lang in der Autoindustrie. Diese ist es besonders.
Dabei ist Carbon als Werkstoff nicht nur so spröde und widerspenstig, sondern auch sündhaft teuer. Karosserieteile aus Carbon sind je nach Qualität des Materials bis zu 50 Mal teuer als vergleichbare aus Stahl.

Die Stückzahlen sind Peanuts


Und dann ist da noch die ebenfalls kostspielige Batterie, die BMW von Samsung bezieht. Große Stückzahlen könnten die vergleichsweise hohen Produktionskosten drücken, doch bislang kann man nur spekulieren, wie viele i3 die Münchner künftig pro Jahr vom Band laufen lassen.
Die Kapazitäten im Werk Leipzig lassen darauf schließen, dass es zunächst 50.000 Stück sein werden. Für ein Elektroauto wäre ein jährlicher Ausstoß in dieser Größe, der am Ende auch seine Kunden findet, ein gigantischer Sprung nach vorn. Gemessen an den sonst üblichen Stückzahlen in der Branche sind das Peanuts.
Die Erklärung Krügers, wie man dennoch eine profitable Produktion aufbauen will, ist derweil so überraschend wie simpel. Das Geheimnis ist das Verhältnis von verbautem Carbon und installierter Batterieleistung.

Viel leichter als Aluminium


Je leistungsfähiger die Batterie ist, desto schwerer ist sie. Und desto teurer. Je mehr Carbon also verbaut wird, desto kleiner kann die Batterie ausfallen. Die BMW-Ingenieure rechnen vor, dass ein Kilogramm Carbon deutlich günstiger sei, als ein Kilo Batterie-Akku.
Also setzen sie auf viel Carbon, einen Kohlenfaserstoff-Kern für das Auto, der von einer Hülle aus Aluminium ummantelt wird. Carbon ist viel leichter als Aluminium, für einen i3 aus Alu müssten riesige - im Vergleich zu Carbon 30 Mal so schwere – und daher kaum bezahlbare Batterien an Bord sein.
Die Luftfahrtindustrie hatte Carbon längst vor den Autobauern für die Massenfertigung entdeckt und sich fast die Zähne an dem schwierigen Werkstoff ausgebissen. Laut Produktionsvorstand Krüger hat BMW die Materie derweil im Griff.
Vor zehn Jahren habe man mit der Serienfertigung von Dächern aus Carbon für den M3 CSL begonnen, seither haben man nicht nur die nötige Qualität erreicht, sondern "die Fertigungszeit erstmals auf Minuten verkürzt", wie Krüger sagt. "Für die Produktion des i3 konnten wir die Taktzeit für die Fertigung von Carbon-Karosseriekomponenten nochmals um 30 Prozent senken."

Der Weg des Verzichts


Zudem komme man für die Carbon-Karosserie im Vergleich zu bisherigen Modellen mit einem Drittel der Bauteile aus. "Und wir brauchen für den Karosseriebau nur noch die halbe Produktionsfläche", so Krüger.
Alles zusammengenommen haben man die Herstellungskosten der ultraleichten Bauteilen seit Fertigung der ersten Dächer für den BMW-Klassiker M3 bis heute um die Hälfte senken können. Aus Mosaiksteinchen wie diesen setzt sich der Plan zusammen, der sich möglichst rasch rechnen soll.
Bleibt das Problem der teuren Batterie, und um das zu lösen sind die Münchner einen Weg gegangen, den sie sonst selten einschlagen: den des Verzichts. Der i3 wird keinen mächtigen Riesenakku an Bord haben, der ihn so weit wie heute denkbar trägt.
"Wir haben uns ganz bewusst für eine Reichweite von 130 bis 160 Kilometern entschieden", sagt Harald Krüger. Das ist deutlich weniger, als beispielsweise die französischen Hersteller anpeilen. Kundentests hätten ergeben, dass der geringe Radius jenen reiche, die sich für E-Autos interessierten.

Auch Chinesen fahren nur 49 Kilometer


"Eine Reichweite von 150 Kilometern ist für die weit überwiegende Mehrheit der Kunden völlig ausreichend. Die tägliche Fahrstrecke beträgt im weltweiten Durchschnitt 40 bis 50 Kilometer", rechnet Krüger vor.
In China liege sie exakt bei 49 Kilometern. Ob zur Freude am Fahren aber auch gehört, sich ins Auto zu setzen und mehrere Hundert Kilometer am Stück zu fahren, einfach mobil zu sein ohne ständige auf die Reichweite schielen zu müssen, wird sich zeigen.
Das E-Auto von BMW wird also ein Stadtauto und damit wohl bei der angepeilten Kundengruppe in der Liga Zweitwagen antreten. Die Frage ist, wer so viel Geld für ein City-Gefährt ausgeben will.

Nur noch 95 Gramm pro Kilometer


Nach Ansicht von Daniel Schäfer, dem Verantwortlichen für die Produktionsplanung des i3, werden es durchaus auch Kunden sein, die aufs Geld schauen: "Die Betriebskosten eines Elektroautos liegen bei einem Drittel eines Modells mit Verbrennungsmotor", sagt er.
Neben dem Preis für Strom sei die Wartung deutlich günstiger. Für 3,50 Euro kann man die Batterie des i3 voll laden. Zusammen mit den Umweltaspekten und den erwartet zunehmend hohen Auflagen für Benziner und Diesel seien das Gründe genug, auf einen der Stromer der Premiumklasse umzusteigen – das glauben sie ganz fest bei BMW, und etwas anderes bleibt den Münchnern auch gar nicht übrig. Denn kaum ein Autobauer steht derart unter Zugzwang.
Die Umweltauflagen der Regierungen für die Hersteller steigen stetig. In China gibt es Zulassungsbeschränkungen in Metropolen. In den USA und Japan gelten ebenfalls immer strengere Umweltgesetze, in der EU darf der durchschnittliche Ausstoß der Flotte eines Herstellers ab 2020 nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer betragen.
Für einen Hersteller kleiner Autos wie Fiat ist diese Auflage lästig, für die Franzosen anspruchsvoll, aber machbar. Für Premiumautobauer wie BMW, Mercedes oder Audi, die überwiegend stark motorisierte Modelle bauen, aber eine gigantische Herausforderung.

BMW ist zum Erfolg verdammt


Volkswagen-Tochter Audi tut sich dabei leicht, das E-Auto zu beerdigen. Die Ingolstädter brauchen es nicht zwingend, weil ihre Werte im Kontext aller VW-Modelle gemessen werden. BMW aber muss die Grenzwerte allein schaffen.
Derzeit stößt die BMW-Flotte im Durchschnitt 146 Gramm pro Kilometer aus, und das ist bereits das Ergebnis harter Arbeit und jahrelanger Anstrengungen. Eine weitere Optimierung der Verbrennungsmotoren wird immer aufwendiger, immer teurer, irgendwann haben auch die besten Ingenieure alles ausgereizt.
Aber es wird nicht reichen, die Grenzwerte der EU zu erfüllen, ohne Elektroautos wird BMW die Ziele ohne Zweifel verfehlen und müsste ab 2020 empfindliche Strafzahlungen hinnehmen. "Die Alternative wäre, dass wir ab 2020 nur noch 1er und Minis verkaufen" hat Konzernchef Norbert Reithofer jüngst erklärt. Das ist natürlich keine Alternative, und daher ist BMW bei den Elektroautos zum Erfolg verdammt.

Ältere Ökonomen warnen vor dem Mindestlohn in Deutschland

Die führenden Wirtschaftsforscher in Deutschland halten einen Mindestlohn von 8,50 Euro für problematisch. Sie führen die hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich auf die dortige Lohnuntergrenze zurück

Ein einheitlicher Mindestlohn gefährdet den führenden Wirtschaftsinstituten zufolge Jobs – vor allem in Ostdeutschland. "So dürfte die gegenwärtig geforderte Einführung eines Mindestlohns in der Höhe von 8,50 Euro erhebliche negative Beschäftigungseffekte haben", heißt es im Frühjahrsgutachten für die Bundesregierung. In der politischen Diskussion über Lohnuntergrenzen käme dieser Aspekt zu kurz.
Vor allem in Ostdeutschland halten die Experten einen Mindestlohn von 8,50 Euro für problematisch. Er entspräche mehr als 70 Prozent des mittleren Lohnniveaus (Median) und läge "insofern wesentlich höher als anderswo in der Europäischen Union".
Der höchste Mindestlohn werde derzeit mit 9,43 Euro in Frankreich gezahlt, was 60 Prozent des französischen Medianlohns entspreche. "Es ist zu vermuten, dass die recht hohe Arbeitslosigkeit in Frankreich von gegenwärtig knapp elf Prozent auch auf die Höhe des dortigen Mindestlohns zurückzuführen ist", erklärten die Institute.

Deutsche Wirtschaft wächst

Die Konjunkturforscher sagen Deutschland zugleich einen spürbaren Aufschwung voraus. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte in diesem Jahr um 0,8 Prozent steigen und 2014 um 1,9 Prozent zulegen. Die "Welt" hatte bereits am Mittwoch über das Gutachten berichtet.
Als Grund für die gute Entwicklung nennen die Forscher niedrige Zinsen, einen robusten Arbeitsmarkt, die hohe Wettbewerbsfähigkeit der Firmen auf den Weltmärkten und steigende Löhne.
Zudem habe sich die Lage an den Finanzmärkten entspannt, und die Unsicherheit über die Zukunft der Euro-Zone sei gesunken. Dennoch betonen die Experten, die Krise könne sich wieder zuspitzen: "Das ungünstige Bild der Konjunktur im Euro-Raum außerhalb Deutschlands wird bis Mitte des Jahres 2013 voraussichtlich nur wenig freundlicher", heißt es in dem Gutachten der Ökonomen.
Darin ist unterstellt, dass die Euro-Krise nicht eskaliert, selbst wenn ein weiteres kleines Land europäische Hilfen in Anspruch nehmen sollte. Die Institute rechnen mit einer Stabilisierung der Lage im Laufe des Jahres, veranschlagen für 2013 insgesamt dennoch ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung von 0,4 Prozent.

Frankreich rutscht in Rezession


Mit Frankreich wird demnach auch die zweitgrößte Volkswirtschaft des Währungsraums in die Rezession abrutschen: Die Institute sagen dem Land ein Minus von 0,1 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt voraus. Auch wenn sie für das kommende Jahr einen Zuwachs von 0,8 Prozent vorhersagen, bleibt Frankreich damit hinter dem prognostizierten Wachstum in der Euro-Zone von 0,9 Prozent zurück.
"Dies liegt auch daran, dass Frankreich aufgrund der niedrigen Wettbewerbsfähigkeit seiner Unternehmen in vergleichsweise geringem Maße von der Expansion des Welthandels profitiert", heißt es in dem Gutachten.
Obwohl die Regierung bereits einige Reformen angeschoben habe, lasse die wirtschaftliche Entwicklung "kaum eine deutliche Reduzierung der Arbeitslosigkeit und der öffentlichen Verschuldung erwarten". Die Schuldentragfähigkeit werde von den Anlegern jedoch nicht in Frage gestellt.

Optimistischer als Bundesregierung


Für Deutschland geben sich die Institute in ihrem Gutachten mit dem Titel "Deutsche Konjunktur erholt sich – Wirtschaftspolitik stärker an der langen Frist ausrichten" optimistischer als die Bundesregierung. Dieses rechnet wie die Bundesbank 2013 nur mit einem Wachstum von 0,4 Prozent.
Rückenwind erwarten die Wissenschaftler vom Jobmarkt. Die Zahl der Arbeitslosen werde 2013 im Jahresdurchschnitt auf knapp 2,9 Millionen sinken und im nächsten Jahr noch einmal auf 2,7 Millionen fallen. Die Inflationsrate dürfte auf 1,7 Prozent zurückgehen, "bevor sie bei zunehmender Kapazitätsauslastung im kommenden Jahr auf 2,0 Prozent anzieht".
Der Haushalt des Gesamtstaats dürfte 2013 annähernd ausgeglichen sein. Dank der günstigeren Konjunktur sei dann 2014 ein Überschuss von 0,5 Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftskraft möglich.
Reuters/cat

Monday, April 15, 2013

Wie viel Gold heute wert?

Es wirkt wie David gegen Goliath: Großinvestoren und private Sparer liefern sich derzeit einen heftigen Kampf um den Goldkurs. Doch entscheiden wird ihn in diesem Jahr wohl eine dritte Partei

An den Finanzmärkten ist ein Kampf zwischen David und Goliath ausgebrochen. Es geht um die Frage, ob Gold als sicherer Hafen und wertstabile Ersatzwährung ausgedient hat.
Und wie im Alten Testament legen sich die Kleinanleger, die weiter an das Edelmetall glauben, mit den machtvollen Hegdefonds-Managern an, die sich panikartig von ihren Beständen trennen und damit die Kurse in den freien Fall schicken.
Am Montag ist es zu einem dramatischen Ausverkauf gekommen. Innerhalb weniger Stunden stürzte der Goldpreis um mehr als acht Prozent ab. Das war der größte Tagesverlust seit über 30 Jahren. Die Notierungen fielen unter die Marke von 1400 Dollar je Unze.
Zu einem Kursmassaker kam es beim kleinen Bruder Silber. Der Unzenpreis rutschte um mehr als elf Prozent ab, mit 23 Dollar fielen die Notierungen auf das tiefste Niveau seit Herbst 2010.
Vor allem Gold hatte sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als Reservewährung und sichere Bastion in der Finanz- und Immobilienkrise erworben. Anleger, Investoren und Notenbanken stockten sukzessive ihre Bestände auf. Zwölf Jahre in Folge stieg das gelbe Metall im Wert. Doch das könnte nun vorbei sein
 

"Nichts wie raus, die Todesglocken läuten"


Investmentbanken und Profi-Anleger setzten Gold in großem Stil auf die Verkaufslisten. Es tauge nicht länger als "sicherer Hafen", sagt Spekulanten-Legende George Soros. Die "Todesglocken" läuten, meinen Experten der Citigroup. Nichts wie raus, riet Wall-Street-Riese Goldman Sachs seinen Kunden. Bei den großen Adressen haben die Verkaufsempfehlungen verfangen.
"Wir sehen panikartige Verkäufe, Investoren wollen selbst zu Tiefkursen aus Gold und Silber heraus", berichtete Lee Oliver von der Citi. Vor allem chinesische Banken hätten in großem Stile Bestände liquidiert.
Und auch Tyler Broda von Nomura zeigte sich überrascht von der "Geschwindigkeit des Ausverkaufs". Der Ansturm der Investoren war so groß, dass vorübergehend die Internetseite des führenden Edelmetallhändlers Kitco zusammenbrach. Die New Yorker Rohstoffbörse Comex verzeichnete im Gold-Handel mit mehr als 588.000 Kontrakten ein Rekordvolumen.
Es gehört zu Crashs, dass diese unerwartet über die Anleger hereinbrechen. Am vergangenen Freitag hatte sich bereits Nervosität breit gemacht, als der Goldpreis unter wichtige Chartlinien gefallen war.
Vom Rekordhoch ist das gelbe Edelmetall 26 Prozent und damit weit mehr als ein Fünftel gefallen. Börsianer sprechen in diesem Fall von einem Bärenmarkt. In diesem befindet sich der kleine Bruder Silber schon länger. Vom Rekord hat sich der Wert mehr als halbiert.

Gold-Fans können sich die Baisse nicht erklären


Für die Anhänger der Edelmetalle ist die Baisse unerklärlich. Denn die Unwägbarkeiten der klassischen Währungssysteme sind nicht geringer geworden. Erst zuletzt hatte die Bank von Japan angekündigt, die Geldmenge radikal zu verdoppeln. Auch die US-Notenbank Fed macht wenig Anstalten, die rotierenden Notenpressen anzuhalten. Das Grundinteresse an alternativen Währungen sollte daher hoch bleiben.
Und die politischen Risiken bleiben hoch wie die Scharmützel auf der koreanischen Halbinsel, die wirtschaftliche Depression im Süden Europas oder die Vogelgrippe in China zeigen. Auch hiervon sollte das Krisenmetall Gold profitieren.
Entsprechend agieren die privaten Sparer. Sie nutzen die Schwäche bei den Edelmetallen und kaufen zu. "Das Verhältnis von Käufern zu Verkäufern pendelte sich in den vergangenen Wochen bei rund neun zu eins ein.
Auch heute sehen wir überwiegend Kauforders von Kunden", hat Benjamin Summa von Pro Aurum, einem der führenden Edelmetallhändler beobachtet. "Die Kundennachfrage reicht jedoch insgesamt noch nicht an die rekordhohen Umsätze der Jahre 2008 oder 2010 heran. Hier fehlen noch etwa 30 bis 35 Prozent."

Viele schimpfen über "ungeheuerliche Manipulation"


Auch in den einschlägigen Foren für Gold bleiben die Kleinanleger optimistisch. Viele schimpfen über "ungeheuerliche Manipulation". Andere machen sich Mut und sagen einen baldigen Kollaps des herrschenden Papiergeldsystems voraus. Auch der World Gold Council hält die fundamentalen Aussichten trotz der Turbulenzen intakt.
Experten nennen für den jüngsten Crash vor allem einen Grund, nämlich mögliche Notverkäufe von Zypern. Die dortige Notenbank könnte gezwungen werden, für schief gelaufene Geldgeschäfte mit den Privatbanken einen Teil ihres 460 Millionen Euro schweren Goldschatzes zu verkaufen.
Das wäre das erste Mal in der Euro-Krise, dass ein Land an seine eisernen Reserven heran muss und könnte als Vorbild für weitere Problemländer dienen.
Viele Euro-Schuldenstaaten sitzen auf gewaltigen Edelmetallbeständen. Doch anstatt sie zu verkaufen, haben sie bisher Finanzhilfe der Euro-Zone beantragt. Athen hortet einen beachtlichen Goldschatz von 112 Tonnen.
Die glänzenden Barren in den Tresoren der griechischen Nationalbank sind selbst nach dem Crash noch rund 3,7 Milliarden Euro wert. Würde Athen sein Gold verkaufen, könnte der griechische Staat – zumindest rechnerisch – einen Teil der Schulden ohne fremde Hilfe selber tilgen.

Analyst sieht Unzenpreis auf 1050 Dollar abrutschen


Auch das Krisenland Portugal verfügt über umfassende Edelmetallbestände, die noch aus der Zeit des Diktators Salazar herrühren. Statt ein weiteres Hilfsprogramm in Anspruch zu nehmen oder das alte zu verlängern, könnte Lissabon seinen Goldschatz von 12,5 Milliarden Euro zu Geld machen. Damit ließen sich 6,2 Prozent der Verbindlichkeiten auf einen Schlag tilgen. Aber auch Italien verfügt mit 2452 Tonnen über nennenswerte Schätze, die rund vier Prozent der Schulden ausmachen.
Sollte auch nur ein Teil der Reserven versilbert werden, könnten die Preise weiter ins Rutschen kommen. In den vergangenen Wochen hatten sich bereits Institutionelle von Beständen getrennt.
Ablesen lässt sich das an den börsennotierten Gold-Fonds. Hier sind Unzen von umgerechnet rund 200 Tonnen auf den Markt gekommen. Wichtige Investoren wie Jim Rogers halten sich daher trotz des Crashs mit Käufen zurück.
"Es könnte sich um jene Korrektur handeln, die der Goldpreis benötigt", sagte die Investorenlegende. Er werde erst kaufen, wenn der Preis weiter falle. Nach Ansicht von Nomura-Analyst Broda könnte der Unzenpreis sogar bis 1050 Dollar je Unze abrutschen, bevor sich wieder genügend große Käufer für das Edelmetall finden.

David könnte den übermächtigen Goliath besiegen


"Die Situation bei Gold und Silber wird in den kommenden Tagen weiterhin extrem turbulent bleiben. Es kann zu enormen Kursschwankungen in beide Richtungen kommen", sagt Pro-Aurum-Mann Summa.
Das Zünglein an der Waage im Kampf zwischen Privaten und Institutionellen spielen die Notenbanken. Sollten die Institute der schwachen Euro-Staaten ihre Unzen behalten und andere Notenbanken aus Russland oder China ihre Bestände weiter aufstocken, dürften sich die Preise stabilisieren.
Seit 2008 sind die Goldreserven in den Tresoren der Notenbanken gestiegen. Setzt sich der Trend fort, könnte am Ende David den übermächtigen Goliath besiegen.

Nach den Bombenanschlägen - Stärkung der Präsenz der Polizei in New York

Beim Marathonlauf im Boston ist es zu schweren Explosionen gekommen. Mehrere Menschen wurden dabei getötet. Verfolgen Sie im Live-Ticker die aktuellen Entwicklungen.

23.55 Uhr: Mehr Polizeipräsenz


Die Polizei verstärkt die Sicherheitsvorkehrungen in der Millionenmetropole New York. Hotels und bekannte Gebäude würden bis auf weiteres strenger bewacht, sagte New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg am Montag laut Mitteilung.
Auch die Polizeipräsenz in der U-Bahn werde verstärkt. Dazu würden unter anderem die gesamte, rund 1000 Mann umfassende Terrorabwehr-Truppe der New Yorker Polizei sowie Spezialfahrzeuge eingesetzt. "Einige dieser Maßnahmen können leicht bemerkbar sein, andere nicht", sagte Bloomberg.

23.15 Uhr: Spiel der Boston Bruins abgesagt


Die Heimpartie der Boston Bruins mit Nationalspieler Dennis Seidenberg in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL gegen die Ottawa Senators ist abgesagt worden.

22.57 Uhr: Dritte Bombe explodiert


In Boston hat es nach Polizeiangaben eine dritte Explosion gegeben. Sie habe sich in der JFK-Bibliothek der Stadt ereignet, sagte Polizeisprecher Ed Davis bei einer Pressekonferenz. Es handele sich um eine andauernde Gefahrenlage.
Bei der dritten Explosion habe es keine Verletzten gegeben, sagte Davis. Er rief die Menschen auf, in ihren Wohnungen zu bleiben und sich nicht in großen Gruppen auf den Straßen zu versammeln.

22.51 Uhr: Explosionen drücken Wall Street


Die Explosionen beim Marathon und überraschend schwache Konjunkturdaten aus China drücken die Wall Street tief ins Minus. Wichtige Aktienindizes geben deutlich nach.

22.42 Uhr: Laut TV-Sender zwei weitere Sprengkörper


Zwei weitere Sprengkörper sind nach US-Medienangaben entdeckt worden. Dies stärke den Verdacht, dass ein Terroranschlag Ursache des Blutbads gewesen sei. Wie der Fernsehsender NBC am Montag unter Berufung auf Behördenkreise berichtet, entdeckte die Polizei in der Stadt im Bundesstaat Massachusetts "mehrere Sprengsätze".

22.25 Uhr: Bomben Ursache für Explosionen


Bomben sind offenbar die Ursache für die Explosionen. Das teilen die Organisatoren des Wettkampfs auf ihrer Facebookseite mit.

22.14 Uhr: Zwei Tote und 22 Verletzte


Durch Explosionen sind nach Polizeiangaben mindestens zwei Menschen getötet worden. Außerdem seien 22 Menschen verletzt worden, teilt die Polizei in der Stadt im US-Bundesstaat Massachusetts mit.

22.10 Uhr: "Schwere Verletzungen"


Als sich die Explosionen ereigneten, hatten die ersten Läufer bereits Stunden zuvor die Ziellinie überquert. "Ich hörte zwei sehr laute Explosionen", berichtet ein Augenzeuge. "Ich sah auch sehr, sehr schwere Verletzungen", fügt er im TV hinzu.

21.16 Uhr: Laut CNN Explosionen beim Boston-Marathon


Beim Marathonlauf in Boston ist es nach Angaben des TV-Senders CNN am Montag zu zwei schweren Explosionen gekommen. Eine unbekannte Zahl von Menschen sei verletzt worden.

WON

Wird der Nachweis der Krise in Europa, kann Merkel stoppen

Hört die Bundeskanzlerin 2015 auf? Nur dann, wenn sie den CDU-Vorsitz vertrauensvoll abgeben kann – und wenn Europa so krisenfest geworden ist, dass es auf sie nicht mehr ankommt

Peer Steinbrück hat auf dem SPD-Wahlparteitag zutreffend festgestellt: "Dem Land geht es gut." Umso verblüffender wirkt eine Debatte darüber, ob Angela Merkel nach einer etwaigen Wiederwahl ihr Amt 2015 vorzeitig zur Verfügung stellen könne.
Deutschland geht es gut, Europa aber weniger. Die Bundeskanzlerin hält dort das Steuer in den Händen. Wenn sie amtsmüde aussähe, hätte das in der EU eine dramatische Wirkung. Merkels Dementi kam postwendend. Sie tritt für die ganze Amtszeit an, bis 2017. Anderes zu suggerieren wäre das politische Ende gewesen – nicht nur für sie selbst, sondern auch und vor allem für die europäische Reformpolitik, der Merkel ihren Ruf verdankt.
Der Urheber der Spekulation, der Buchautor und stellvertretende "Bild"-Chefredakteur Nikolaus Blome, führt eine Reihe von denkbaren Gründen für den möglichen Rücktritt an. Er wettet sogar darauf, dass seine Prognose stimme. Leichtfertig wettet die "Bild"-Zeitung nicht, schon gar nicht bei einem solchen Thema. So manches klingt sehr plausibel.

Spekulationen über Amtsübergabe


Plausibel freilich ist auch eine andere Einschätzung. Merkel mag zwar vielleicht einen Idealfall im Auge haben, wann und wie sie ihre Amtszeit beendet. In der Praxis aber hängt es von der konkreten Lage ab, ob sie glaubt, in dieser Hinsicht frei zu sein. Zwei Jahre in der heutigen Politik entsprechen zehn Politikjahren in der Bundesrepublik vor 1989 und in der DDR mehr Jahren, als sie überhaupt existiert hat. Jede Prognose dazu, ob Angela Merkel 2015 eine Amtsübergabe in Berlin als riskant einschätzen würde oder nicht, ist derzeit Kaffeesatzleserei.
Sicher ist, dass die Bundeskanzlerin vorher eine andere Frage sehr sorgfältig durchdenken würde: Für wie lange ist der CDU-Vorsitz bei mir in guten Händen? Denn Angela Merkel beurteilt jede Lage vom Standpunkt aus, dass die Mitglieder einer Koalitionsregierung kompromissfähig sein müssen, um politisch wirksam zu sein. Davon hängt die gesamte Durchschlagskraft ab.
 
Die wichtigsten Kompromisse müssen in Merkels eigener Partei zustande kommen, weil die CDU in jeder Regierungskonstellation derzeit der stärkste Koalitionspartner ist. Politischer Streit ist in einer großen Partei kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen der Normalität. Ein Zeichen von Schwäche wäre es allerdings, wenn der Streit nicht durch einen Kompromiss zu beenden wäre. Die CDU-Vorsitzende Merkel verwendet darauf viel mehr Zeit, als es nach außen sichtbar wird.

Zeitplan für eine Frauenquote


Die Debatte über die richtige Form und den besten Zeitplan für eine Frauenquote in Führungspositionen ist ein Beispiel dafür. Der nun gefundene Kompromiss bedeutet in der Sache, dass Angela Merkel sich mit zwei Auffassungen durchgesetzt hat.
Erstens: Die CDU nimmt mit einer Vorlaufzeit von mehreren Jahren die feste Quote in den Blick. Zweitens: Dieses Ziel ohne zeitlichen Vorlauf sofort zu beschließen hätte den politischen Gesichtsverlust für die Vertreter der flexiblen Quote bedeutet.
Das hätte bis zur Wahl am 22. September mit Blick auf andere Themen Profilierungswünsche wecken können, die zu neuen Konflikten führen. Also wird das Thema mit einer vorgeschalteten, aber nicht unvertretbar langen Frist versehen.

Ein kleines Signal


Wenn Angela Merkel eines Tages das Bundeskanzleramt hinter sich lassen will, möchte sie vorher sicher sein, dass ihre Nachfolge im CDU-Vorsitz genauso zielbewusst denkt. Sie möchte, dass dann genauso unabhängig von weltanschaulichen Prämissen einzelner Parteiströmungen gehandelt wird und unbeirrt die politische Gesamtmechanik des CDU-Spitzenpostens im Blick bleibt. Dessen Zahnräder und Gestänge tragen nicht mehr nur die Bundespartei als Dach der Landesverbände.
Die durchgeölte CDU-Mechanik trägt inzwischen das ganze Europa und muss diese Drucklast aushalten, ohne wegen eines Zahnradbruchs an einer innenpolitischen Frage zum Stillstand zu kommen. Erst wenn Angela Merkel sich absolut sicher ist, dass dies gewährleistet ist und eine in derartigen Fragen ebenso feinfühlige Person den Parteivorsitz von ihr übernähme – erst dann wird sie über den Zeitpunkt des Endes ihrer Kanzlerschaft ernsthaft nachdenken.
Merkel hat im Mai 2010 ohne Worte angedeutet, wen sie dafür im Auge haben könnte. Als Wolfgang Schäuble wegen Krankheit eine wichtige Brüsseler Krisensitzung versäumen musste, schickte sie den damaligen Innenminister Thomas de Maizière dorthin. Das war ein kleines Signal. Allerdings war es auch nicht mehr als das.

Merkels europäische Mission


Die europäische Gesamtverantwortung, die heute mit dem CDU-Vorsitz verbunden ist, erfordert eine Vielzahl derartiger Feuertaufen. Sie erfordert den Beweis einer rundum verlässlichen, allwetterfähiger Belastbarkeit.
An ihr hat de Maizière in den vergangenen Wochen Zweifel aufkommen lassen – kleine Zweifel zwar nur, aber immerhin. Dasselbe gilt für andere mögliche Namen.
Das hat ein gewisses Gewicht. Denn Merkels europäische Mission ist nicht damit beendet, die aktuelle Schuldenkrise abzuwehren und den Euroraum wieder zu stabilisieren. Ihre Mission ist erst dann erfüllt, wenn die Statik und der Reformwille in der EU nicht mehr davon abhängen, welche Personen in den EU-Staaten an die Macht gewählt werden.

Voraussetzungen für den Amtsverzicht


So wie die Bundesrepublik heute in ihrem Lebensnerv unberührt von politischen Koalitionen ist, so sollte die Stabilität der Europäischen Union nicht mehr davon abhängen, welche Politiker und Gruppierungen in den Nationalstaaten das Sagen haben. Die europäischen Institutionen bieten Ansatzpunkte für derartige Reformen. Sie durchzusetzen erfordert eine Autorität, die Merkels denkbare Nachfolger noch nicht haben.
Die Bundeskanzlerin möchte sagen können: Mein Amtsverzicht ist möglich, sobald die Nationalstaaten sich ungeachtet ihrer Eigenwünsche so konstruktiv verhalten wie Bayern zum Bund, wenn es um das gesamteuropäische Interesse geht. Erst dann kann die EU aus eigener Kraft schwimmen.
Es mag sein, dass die entscheidenden Schritte dorthin bis 2015 getan werden können. Es kann ebenso gut sein, dass der Amtsverzicht Angela Merkels so fatal aussähe wie 1890 der Abgang Otto von Bismarcks. Das verlässlich zu beurteilen ist erst 2015 möglich, aber sicher ist: Das europäische Schiff als Lotsin verlassen wird die Kanzlerin erst im sicheren Hafen.