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Monday, March 18, 2013

Warum nicht mag Papst Präsident Kirchner

Argentiniens Präsidentin Kirchner und der neue Papst sind einander in herzlicher Abneigung verbunden. Dennoch war es jetzt ausgerechnet Cristina Kirchner, die Franziskus als erste zum Essen einlud.

Papst Franziskus hat Argentiniens Staatspräsidentin Cristina Kirchner am Montag zum Mittagessen eingeladen. Im Anschluss an eine Unterredung von etwa 20 Minuten Dauer aßen die beiden im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Über Inhalte des Gesprächs teilte der Vatikan nichts mit; es habe sich um eine private Begegnung gehandelt, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi.
Kirchner war das erste Staatsoberhaupt, das der aus Argentinien stammende Franziskus empfing. Die Politikerin nimmt gemeinsam mit rund 180 Regierungsdelegationen an diesem Dienstag an der Amtseinführung von Papst Franziskus teil.
Das letzte Treffen zwischen der argentinischen Staatspräsidentin Cristina Fernández de Kirchner und dem Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Jorge Mario Bergoglio – dem heutigen Papst Franziskus –, fand im Jahre 2010 statt. Das berichtet die argentinischen Tageszeitung "La Nación".

Animosität aus früheren Zeiten


In Buenos Aires war es nie ein Geheimnis, das sich die seit Dezember 2008 regierende Präsidentin mit dem Erzbischof nicht verstand. Dieser nimmt zum Beispiel eine kritische Haltung ein zum Thema der Adoption durch schwule oder lesbische Paare. Und es war ebenso bekannt, dass diese Animosität schon aus der Zeit ihres verstorbenen Mannes Néstor Kirchner stammt, Präsident von 2003 bis 2008.
Er war das erste Staatsoberhaupt des Landes, das offiziell auf die Teilnahme am Te Deum am Nationalfeiertag, dem 25. Mai, verzichtete. Dabei ist es eine alte Tradition, dass der Präsident dem feierlichen Gotteslob an diesem Tag in der Kathedrale beiwohnt. Seine Frau hielt das bei. Seitdem organisiert sie sich Feiern irgendwo in der Provinz, wo man sie und ihre Politik unkritisch zur Kenntnis nimmt.
Sogar Carlos Menem, peronistischer Staatspräsident neoliberaler Prägung (1989 bis 1999), war nicht so weit gegangen. Und das, obwohl Bergoglio die Korruption in seiner Regierung heftig kritisierte und Menem bis zu seinem Regierungsantritt Moslem gewesen war.

Eine distanzierte Peinlichkeit


Auf die Wahl des bisherigen Kardinals Bergoglio zum neuen Pontifex in Rom, war Frau Kirchner offensichtlich gar nicht vorbereitet. Ihre Gratulationsmail fiel jedenfalls alles andere als warmherzig aus: Es war eine an Distanziertheit nicht zu übertreffende Peinlichkeit.
Ein Teil ihrer Anhänger mögen das "cool" finden; die Mehrheit der Argentinier hingegen, das zeigen erste Umfragen, ist zuerst einmal überwältigt von der Tatsache, dass ein Landmann von ihnen nun auf dem Stuhle Petri sitzt.
Das Treffen zwischen dem neuen Papst und der argentinischen Präsidentin, das am Montagmittag in Rom stattfand, ging auf eine Initiative des Papstes zurück. "Es ist eine Geste der Höflichkeit und Zuneigung" gegenüber der argentinischen Präsidentin und dem ganzen argentinischen Volk, sagte der Vatikansprecher Federico Lombardi, ein Mann aus dem Jesuitenorden wie auch der neue Papst.

Geste der Höflichkeit


Es sei "normal", dass der aus Argentinien stammende Papst eine Staatspräsidentin aus seinem Heimatland "anders" empfange als den Rest der Delegationen. Und er präzisierte auch anderslautende Versionen, indem er bekräftigte, es handle sich nicht um einen Staatsbesuch, sondern um eine "Geste der Höflichkeit und der Zuneigung gegenüber der argentinischen Heimat des Papstes".
"La Nación" zitiert einen argentinischen Geistlichen, der anonym bleiben wollte, so: "Als die beiden in Buenos Aires waren, hat sich die Präsidentin geweigert, auch nur die fünfzig Meter zu gehen vom Präsidentenpalast zur Kathedrale. Jetzt muss sie 11.000 Kilometer fliegen, um diese verpassten Gelegenheiten wettzumachen". Immerhin: Frau Kirchner wird auch an der am Dienstag stattfindenden Messe zur offiziellem Amtseinführung des Papstes dabei sein, zu der bis zu 150 Staatsoberhäupter erwartet werden.

Bürgermeister von Buenos Aires dabei


Sie wird von einer großen argentinischen Delegation begleitet, zu der unter anderem Außenminister Héctor Timmermann, der Präsident des Obersten Gerichtshofes Ricardo Lorenzetti oder der Vorsitzende der argentinischen Abgeordnetenkammer Julián Domínguez gehören.
Von der Opposition kommt Ricardo Alfonsin, Abgeordneter der radikalen Partei (UCR) und Sohn des gleichnamigen Staatspräsidenten, der Argentinien in den ersten Jahren nach der Militärdiktatur (1983-1989) regierte. Er war es gewesen, der sich als erster der Aufarbeitung der in jenen Jahren begangenen Menschenrechtsverletzungen annahm. Viele Argentinier finden es unerhört, dass das Ehepaar Kirchner seine Bedeutung nie voll gewürdigt hat.
Auch Mauricio Macri, Oberbürgermeister von Buenos Aires, wird ebenso anwesend sein wie Daniel Scioli, der Gouverneur des die Hauptstadt umgebenden gleichnamigen Bundesstaates. Macri ist einer der prominentesten Gegner von Frau Kirchner. Scioli, obgleich Peronist, nimmt ihr gegenüber auch eine immer kritischere Haltung ein.
 

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