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Friday, March 8, 2013

Deutsch Sparer schieben sich zweimal

 
Nach einem langen, trüben Winter brach in den vergangenen Tagen endlich die Sonne durch. Gleichzeitig machten auch die Börsen einen Sprung nach oben und näherten sich ihren alten Höchstständen oder überboten sie sogar, wie etwa der Dow Jones. Vergessen schienen all die Probleme, die zuvor täglich die Schlagzeilen dominierten: Die schiefgelaufene Wahl in Italien, die Hängepartie im Haushaltsstreit im US-Kongress, die Rezession in der Euro-Zone und die schwächelnde Weltwirtschaft.

Das Bedauerliche an der Geschichte ist, dass die meisten deutschen Anleger – ob private oder institutionelle – bei der Hausse nicht dabei sind. Aber keine Sorge: Es wird auch wieder Regentage geben, an denen man sich an die ungelösten Probleme erinnern wird. Eines davon ist und bleibt die Euro-Zone, aktuell vor allem die Situation in Italien. Dort hat Berlusconi, der in meinen Augen kein Clown, sondern ein gefährliches Schreckgespenst ist, mit seinem Wahlbündnis überraschend stark abgeschnitten. Das hat die Politik in Europa in helle Aufregung versetzt.

Bedeutsamer aber noch ist das Abschneiden der neuen Partei des Satirikers Grillo, die aus dem Nichts mit 25 Prozent zur stärksten Partei wurde. Seine Wähler sind keine Spinner, sondern Protestwähler, die der ganzen korrupten Politikerkaste überdrüssig sind. Das Signal das von dieser Wahl ausgeht ist: Schluss mit dem Sparen und mit Gürtel-enger-schnallen. Stattdessen Jobs und mehr Wirtschaftswachstum. Kurz: Die Wahl war eine Abstimmung gegen weitere Reformen. Die ganze Südschiene, von Portugal bis Griechenland und einschließlich Frankreichs, wird sich dieser Reformverweigerung anschließen.


Der Fiskalpakt wird vorläufig nicht umgesetzt

 
Auch in Deutschland ist Wahljahr und Angela Merkel, die ja alles vom Ende her denkt – in diesem Fall also vom erhofften Wahlsieg – wird stillschweigend hinnehmen, dass damit ihr Fiskalpakt eben vorläufig nicht umgesetzt wird. Die Weltwirtschaft hat die Talsohle im Winter überwunden. Eine vom Ifo-Institut erhobene weltweite Expertenbefragung zeigt für das erste Quartal einen kräftigen Anstieg der globalen Konjunkturerwartungen. Und die Erholung wird sich in der zweiten Jahreshälfte sogar noch verstärkt fortsetzen.
Das würde normalerweise die Notenbanken dazu veranlassen, den Ausstieg aus ihrer ultra-expansiven Geldpolitik vorzubereiten. Doch das Gegenteil geschieht: Japan plant eine noch expansivere Geldpolitik als bisher. Das Ziel ist es, den Yen abzuwerten, damit die Konjunktur anzukurbeln und die Inflationsrate auf zwei Prozent anzuheben.
Damit nicht genug: Die kommende Yen-Schwemme wird nicht nur zu einer weiteren Abwertung der japanischen Währung führen, sondern andere Notenbanken dazu veranlassen, ihre Geldpolitik ebenfalls weiter zu lockern, um dadurch die Aufwertung ihrer Währungen zu verhindern.

Die Zinsen werden künstlich niedrig gehalten


Ein weiterer, für alle Regierungen hochwillkommener Effekt dieser Geldpolitik wird sein, dass die Kapitalmarktzinsen nicht ansteigen, wie es bei einer Konjunkturerholung normalerweise der Fall wäre. Viele verschuldete Staaten würden bei steigenden Zinsen in Schwierigkeiten kommen. Die Folgen könnten eine erneute Rezession oder sogar Staatspleiten sein. Daher werden die Notenbanken, länger als sonst üblich, die Zinsen so niedrig halten wie möglich.
Die Leidtragenden sind die Sparer. Denn sie werden gleich auf zweifache Weise enteignet: zum einen durch die Minizinsen und zum anderen durch die Inflation, die früher oder später kommen wird.
Für diejenigen, die ihr Geld schützen wollen, führt deshalb kein Weg daran vorbei, in höher rentierliche Anlagevehikel zu investieren. Und dies sind Sachwerte, an erster Stelle Aktien. Obwohl die Kurse schon gestiegen sind, ist die Bewertung von Aktien noch immer – historisch gesehen – günstig. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis des Dax wird für dieses Jahr auf gut elf geschätzt. Von einem Rekordstand bei diesem Wert sind wir also noch ein gutes Stück entfernt.
Zudem bieten Aktien neben Kurschancen derzeit auch noch stattliche Dividenden. Beim Dax liegt die durchschnittliche Dividendenrendite bei etwa 3,5 Prozent. Einige Unternehmen zahlen sogar bis zu sieben Prozent.
Aber auch jetzt gilt, bei Aktienanlagen breit zu streuen und international zu investieren, auch in Aktien der Schwellenländer. Denn es ist klar, dass die schwelenden Probleme in Verbindung mit einer extremen Geldpolitik immer wieder zu Turbulenzen an den Finanzmärkten führen werden. Aber davon sollten sich Anleger nicht schrecken lassen, denn bei langfristiger Betrachtung waren solide Aktien oder Fonds immer noch die beste Geldanlage.

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