n-de

Tuesday, March 12, 2013

Erzwingen Bürger McDonalds Wurst Knie

In Österreich löst eine karge Semmel Aufruhr aus: Weil sich McDonald's in seiner Werbung über Wurstbrötchen lustig macht, sind Fleischer und Verbraucher empört. Jetzt reagiert der US-Riese

Der Werbespot sollte witzig daherkommen. Ein junger Mann – Typ Azubi – betritt eine Fleischerei und bestellt eine Wurstsemmel für einen Euro.
Erwartungsvoll sieht er zu, wie Scheibe für Scheibe rosarote Extrawurst aus der Schneidemaschine fällt und bereits einen Berg formt. Umso größer ist seine Enttäuschung, als sich zwischen den Brötchenhälften dann bloß der aufgeschnittene Fächer einer sauren Gurke findet – und kein einziges Blatt Wurst.
Die Alternative gibt es bei McDonald's, so gibt der Spot vor. Denn im Rahmen der aktuellen Ein-Euro-Aktion könnte der Hungrige wählen zwischen einem klassischen Hamburger aus Rindfleisch oder einem Ranchburger aus Schweinefleisch.

Appetitlicher und größer


Mit dabei sind entweder Zwiebel, Essiggurke, Senf und Ketchup oder auch Currysauce und Zwiebel. Beide Angebote unter dem goldenen Doppel-Bogen sehen im Spot und auf dem Plakat wesentlich appetitlicher aus als die mickrige Semmel – und sie wirken auch größer.
 
Doch ganz so leicht lassen sich die Österreicher eines ihrer wichtigsten Lebensmittel nicht madig machen. Innerhalb kürzester Zeit gab es einen wahren Proteststurm – nicht nur von den Fleischern, die sich in ihrer Ehre verletzt sahen. Empört waren auch Verbraucher in allen Landesteilen, die für ihre Wurstsemmeln zu Wurstbürgern wurden.
"Für einen Euro gibt es bei uns mehr als ein leeres Semmerl mit Gurkerl. Doch das wird suggeriert", schimpfte der niederösterreichische Fleischer-Innungsmeister Rudolf Menzl gegenüber der größten Boulevardzeitung des Landes "Krone".
Sein oberösterreichischer Kollege Karl Wegschaider, der für 115 "Bonusfleischer" spricht, legte nach und hob die Causa gleich auf eine ideologische Ebene: "Es muss sich aufhören, dass große Konzerne auf die Kleinen hinpecken können, ohne Konsequenzen." Der Imageschaden, den die Fleischer "wegen der herabwürdigenden Darstellung" erlitten hätten, müsse repariert werden.

Aufmucken bei Facebook


Ein weiterer Fleischer rechnete gleich detailliert auf Facebook vor, was seine Kunden bei ihm bekommen, wenn sie den Klassiker bestellen: "Eine Semmel vom Bäcker um 40 Cent, ein Gurkerl um neun Cent, 50 Gramm Extrawurst um 10,90 Euro je Kilogramm, also 54 Cent: Zusammen kostet die Wurstsemmel 1,03 Euro."
Aber es waren nicht nur Branchen-Insider, die aufmuckten. Ebenfalls auf Facebook, wo ein Teil der Debatte stattfand, postete ein User einen Foto-Vergleich zwischen einer selbst gekauften Wurstsemmel für einen Euro und dem parallel erworbenen McDonald's-Konkurrenzprodukt. Die optische Gegenüberstellung fiel für den US-Riesen nicht schmeichelhaft aus.
McDonald's wurde von den Reaktionen auf dem linken Fuß erwischt. "Mit der Werbung möchten wir nicht provozieren, sondern durch einen plakativen und humorvollen Vergleich die besondere Preiswürdigkeit unseres Angebot dramatisieren", so eine Sprecherin in einer ersten Reaktion.

Wurst als Dopingmittel?


Das genügte aber nicht, die aufgeregten Verbraucher zu beruhigen. Über Nacht verschwand dann die Werbung von der Website des Konzerns.
Und zwei Tage später hieß es, man habe nicht damit gerechnet, dass diese Werbung derart polarisiere, und lasse die Kampagne insgesamt vorzeitig auslaufen.
Aber was einmal ins Rollen gekommen ist, bekommt oft eine Eigendynamik, die nur schwer wieder einzufangen ist. Schnell haben politische Witzbolde die Wurstsemmel als Dopingmittel gegen die rechte Freiheitliche Partei FPÖ und ihren Chef Heinz-Christian Strache eingesetzt.
"Kann diese Wurstsemmel mehr Fans haben als Strache?" heißt es suggestiv auf Facebook. Das Foto daneben lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen. Man sieht zwischen den Brötchenhälften ganz deutlich ein Gurkerl und mehrere Blatt Wurst.

No comments:

Post a Comment