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Monday, March 25, 2013

Muss den Sparern Deutschen Zypern viel arbeiten

Die Zypern-Rettung hat Konsequenzen für deutsche Sparer: Sie müssen sich den neuen Realitäten stellen – und sich beim Sparbuch, Fest- und Tagesgeld aber auch bei der Lebensversicherung umstellen.

Fast überschwänglich hat die deutsche Finanzbranche die Zypern-Rettung begrüßt. Banken, Sparkassen und Genossenschaftsinstitute sehen das eiserne Sparer-Prinzip gewahrt.
Die Lösung von vergangener Nacht stelle sicher, dass zyprische Sparereinlagen bis zu einer Grenze von 100.000 Euro nicht angetastet werden. "Dies entspricht europäischen Richtlinien und ist ein wichtiges Signal an die Kleinsparer", frohlockte Uwe Fröhlich vom Genossenschaftsbanken-Verband BVR.
Doch auch wenn die 100.000-Euro-Grenze entgegen ursprünglicher Pläne gewahrt bleibt, hält die Art der Zypern-Rettung auch für deutsche Sparer einige Fallstricke bereit, die sie bei ihren Geldangelegenheiten ernst nehmen sollten.

Geld auf dem Konto


Da ist das grundsätzliche Verhältnis zwischen Kunde und Bank. Besitzer eines Giro- oder Sparkontos, von Tages- oder Festgeldanlagen oder des guten alten Sparbuches sollten sich mehr denn je bewusst sein, dass sie nichts anderes als Gläubiger ihrer Bank sind.

Sie leihen ihrem Institut Geld und bekommen dafür Zinsen. Es ist nicht so, dass die Bank wie bei einem Goldschließfach, das Geld nur verwahrt. Kommt es zu einer Schieflage, kann es daher Sparern genauso ergehen wie anderen Gläubigern, etwa den Haltern von Bankanleihen: Sie müssen unter Umständen auf einen Teil des Geldes verzichten.
Zumindest gilt das für Beträge oberhalb der EU-weit einheitlichen Sicherungsgrenze von 100.000 Euro. Zwar existiert in Deutschland mit den verschiedenen Einlagensicherungsfonds der Institutsgruppen eine zusätzliche Absicherung.
Allerdings sind diese Einrichtungen nicht für Großpleiten gedacht. Zudem haben Kunden keinen Rechtsanspruch auf diese zusätzliche Absicherung. Es kann daher ratsam sein, sein Geld auf verschiedene Banken zu verteilen, weil die 100.000-Euro-Sicherung pro Institut gilt.
"Den Privatkunden wird mit Zypern plastisch vor Augen geführt, dass Tages- und Festgelder mitnichten sichere Geldanlagen sind. Den wenigsten Anlegern ist bewusst, dass jede Sparanlage bei der Bank einen Kredit darstellt", sagt Vermögensverwalter Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner in Grünwald.
Bei deutschen Banken stünden die Kunden heute noch gut da. Mit der europäischen Einlagensicherung könne sich das ändern.
"In Zukunft werden 100.000 Euro die Grenze zwischen relativer Sicherheit und Risiko des Totalverlusts", formuliert er es drastisch. "Tages- und Festgeld hat endgültig seinen Nimbus absoluter Sicherheit verloren."

Aktien und Anleihen

"Auch wenn Zypern eine kleine und recht unbedeutende Volkswirtschaft in der Region ist, wurde seitens der Politik durch die Beteiligung der privaten Vermögen ein Präzedenzfall geschaffen", sagt Christian Gritzka von der Vermögensverwaltung Knapp Voith in Hamburg.
Die Einlagensicherung sei nur so gut wie die Liquidität des Landes, in dem die Bank ihren Sitz habe. "Einlagen sind nicht mehr per se sicher", sagt Gritzka. Sparer müssten bei den vielen Zins-Lockangeboten mehr denn je darauf achten, aus welchem Land das Institut stammt.
Auch Martin Wilhelm, Chef der IFK-Vermögensverwaltung, mahnt zu mehr Vorsicht. Investments in Anleihen und Aktien seien gegenüber Einlagen klar im Vorteil gegenüber Spareinlagen, da eine verbriefte Sicherheit gegenüber der Bilanz des Unternehmens bestehe.
Tatsächlich sind jene fein raus, die ihr Geld nicht auf Konten liegen haben, sondern in Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen. Diese Depots werden, ganz wie der Inhalt eines Schließfaches, von Kreditinstituten lediglich verwahrt.
"Die Zypern-Krise hat eines ganz deutlich gezeigt: Cash ist nicht mehr fesch!", fasst Frank Huttel, Leiter Portfoliomanagement bei Finet Asset Managment, die neue Situation zusammen. Nicht nur, dass Anleger Kaufkraftverluste hinnehmen, weil die Zinsen künstlich unter der Inflationsrate gehalten werden, nun seien Bankkonten nicht mehr in der ganzen EU "sicher".
Zwar habe man in letzter Sekunde in Zypern richtigerweise Vermögen unter 100.000 Euro verschont, doch darüber hinaus kommt es zu erheblichen Verlusten. "Auf Bankkonten sollte nur noch eine Notfallreserve liegen", sagt Huttel.

Lebensversicherungen


Auch Altersvorsorgesparer sollten nach Zypern genauer hinschauen und im Zweifel ihren Anbieter kontaktieren. Viele Lebensversicherungen haben einen Gutteil der Kundengelder in Bankschuldverschreibungen gepackt, weil diese gegenüber vielen Staatsanleihen ein Mehr an Rendite versprachen und nicht zu aktuellen Marktwerten bilanziert werden müssen.
Nach Zahlen des Branchenverbandes GDV haben Lebensversicherer gut 26 Prozent der 743 Milliarden Euro ihrer Kunden in Bankdarlehen investiert (siehe Grafik).
Das ist jedoch nur ein Durchschnittswert. Einzelne Anbieter haben einen größeren Teil der Kundengelder in Banktitel investiert.

Spezialfall Bankanleihen


Doch mit der Zypern-Rettung ist klar: Banken und ihre Schuldtitel genießen keinen grundsätzlichen politischen Schutz mehr. Im Februar mussten dies bereits die Gläubiger der niederländischen SNS Bank erfahren, nachdem die niederländische Regierung einige Anleihen für wertlos erklärt und so von den Gläubigern einen Beitrag zur staatlichen Sanierung verlangt hatte.
"Die Zeit, in der jede Bank gerettet wurde ist vorbei, daran müssen sich auch die großen Investoren jetzt gewöhnen", sagt Marc Hellingrath, Fondsmanager für Bankanleihen bei Union Investment. Gerade Lebensversicherer würden sich künftig für frei werdende Mittel nach neuen Anlagemöglichkeiten umschauen.
Hellingrath erwartet, dass die mit Sicherheiten unterlegten Pfandbriefe und Unternehmensanleihen in einiger Zeit sehr viel mehr Platz in den Portfolien einnehmen werden. Laut GDV spielten Firmen-Bonds bislang mit einem Anteil von unter zwei Prozent kaum eine Rolle bei Versicherern.
Dass die großen institutionellen Investoren sich jetzt sofort massenweise von Bankschuldverschreibungen trennen, sei allerdings nicht zu erwarten, so der Fondsmanager weiter. Denn einen Verlust könne und wolle niemand hinnehmen, wenn er möglicherweise weniger als den Nominalwert von 100 Prozent für die Papiere bekäme.
Zumal die großen Länder, wie Frankreich oder auch Italien, auch nach der Zypern-Entscheidung alles daran setzen würden, die schwächelnde Geldhäuser mit staatlicher Hilfe stabilisieren. Zum Wochenauftakt hat die Bank des Autoherstellers Peugeot eine staatlich garantierte Anleihe begeben.

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