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Saturday, March 30, 2013

Deutsch Armee kehrte in Badakhshan

Unruhen in Afghanistan: Die Bundeswehr schickt wieder Soldaten in die einstige Vorzeige-Provinz Badakschan. Der deutsche Isaf-Kommandeur hält die Lage für "sehr ernst". Der Abzug ist problematisch

Knapp ein halbes Jahr nach der Schließung ihres Feldlagers Feisabad kehrt die Bundeswehr in die nordafghanische Provinz Badakschan zurück: Seit wenigen Tagen sind wieder deutsche Soldaten im Nordosten des Landes stationiert, zunächst vorübergehend.
Der Kommandeur des Isaf-Regionalkommandos Nord, der deutsche Generalmajor Jörg Vollmer, bezeichnet die Lage als "sehr ernst". "Die aktuelle Sicherheitslage in Badakschan ist für die afghanischen Sicherheitskräfte eine Herausforderung", sagte Vollmer der "Welt". "Es gibt Gefechte mit unterschiedlichen Gruppierungen."
Dazu komme es regelmäßig, weil durch die Region viele Schmuggelrouten laufen, so Vollmer. "Immer dann, wenn die afghanische Polizei beginnt Recht und Ordnung erfolgreich durchzusetzen, gehen diejenigen, die sich in ihren illegalen Geschäften gestört fühlen, gegen die einheimischen Sicherheitskräfte vor."

Aufständische in Höhlen und Nebentälern


Bereits seit Wochen führen afghanische Sicherheitskräfte blutige Gefechte gegen kriminelle Gruppen im Distrikt Warduj, einer Gebirgsregion am östlichsten Zipfel Afghanistans, an der Grenze zu Tadschikistan, China und Pakistan. Allein die Topografie erschwert dort den Kampf gegen Aufständische, die sich in diverse Höhlen und Nebentäler zurückziehen können. Nun haben die Afghanen ihre Nato-Verbündeten um Hilfe gebeten – und sie bekommen.
Teile der sogenannten "Partnering Advisory Task Force", einer Beratergruppe, wurden bereits vor wenigen Tagen in die Unruheregion geschickt. Diese Soldaten sollen Afghanen bei der Operationsführung beraten, aber ausdrücklich nicht mitkämpfen. "Wir werden unsere Verbindungsoffiziere nach Badakschan verlegen, die sich dort mit ihren afghanischen Partnern abstimmen", sagte General Vollmer. Diese sollten wesentlich dazu beitragen, die Unterstützung von Isaf zu koordinieren.
 

Medizinische Versorgung schwierig


"Grundsätzlich können die afghanischen Sicherheitskräfte solche Konflikte eigenständig lösen", sagte der Kommandeur. Diesmal hätten sie aber um Unterstützung gebeten. "Die Afghanen brauchen die Aufklärungsergebnisse unserer Drohnen, und sie haben Luftunterstützung angefordert, unter anderem auch Hubschrauber zur Evakuierung von Verwundeten."
Außer den Beratern wird die Bundeswehr allerdings weiteres Personal zur Unterstützung schicken müssen. Denn sobald deutsche Soldaten außerhalb der Feldlager eingesetzt werden, muss auch ihre medizinische Versorgung im Notfall sichergestellt sein. Innerhalb der sogenannten "golden hour", der "goldenen Stunde", muss ein Verwundeter vor Ort behandelt und dann in ein Krankenhaus geflogen werden können.
Im Fall Warduj ist das schwierig, weil sowohl das noch bestehende deutsche Feldlager in Kundus als auch das in Masar-i-Scharif weiter als eine Flugstunde vom Ort des Geschehens entfernt ist. Nach Informationen der "Welt" wird nun geprüft, ein mobiles Rettungszentrum für die notfallchirurgische Behandlung in der Nähe der Unruheprovinz aufzubauen.
Badakschan galt lange als eine der ruhigsten Provinzen in Nordafghanistan. In der Hauptstadt Feisabad - gut 40 Kilometer entfernt von Warduj - hatte die Bundeswehr Anfang Oktober 2012 ihr erstes Feldlager, das Provincial Reconstruction Team (PRT), verlassen und der afghanischen Nationalpolizei ANCOP übergeben. Seit Anfang März greifen nun Kriminelle und Taliban-Milizen zunehmend die lokalen Sicherheitskräfte an. In den vergangenen Wochen sind Dutzende Soldaten ums Leben gekommen, verwundet worden oder entführt.

Situation zeigt Probleme beim Abzug auf


Die jüngsten Unruhen begannen Anfang März, als ein Logistik-Konvoi der afghanischen Armee von Aufständischen angegriffen worden war. Für die afghanischen Sicherheitskräfte war es war einer der verlustreichsten Vorfälle seit mehreren Monaten. Außerdem wurde in dieser Woche ein Mitarbeiter der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (giz) entführt, der Hilfsprojekte in der Region betreute.
Entwicklungshelfer werden schon seit 2012 gewarnt, den Highway zwischen der Hauptstadt Faisabad und dem Distrikt Warduj zu befahren. Im Dezember 2011 hatten Kriminelle in Warduj einen Konvoi der afghanischen Nationalpolizei ANP attackiert und elf Geiseln genommen. Mit erheblicher Unterstützung von Isaf-Soldaten, auch deutschen, wurden sie nach zehn Tagen befreit. Zwei Polizisten wurden getötete, mehrere verwundet.
Die Situation zeigt, wie schwierig es für die Nato werden dürfte, bis Ende 2014 ihre Kampftruppen aus Afghanistan abzuziehen, wie gefährlich es für Entwicklungshelfer künftig werden dürfte und wie sehr die einheimischen Sicherheitskräfte noch auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft angewiesen sind. Bisher haben sie beispielsweise keine Möglichkeit, eigene Kampfjets zu schicken, geschweige denn Drohnen. Die afghanische Luftwaffe soll frühestens 2017 komplett einsatzklar sein.
 

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