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Friday, April 5, 2013

Fidel Castro warnt vor Atomkrieg gegen Kim

Selbst Kenner Nordkoreas können die Drohungen von Diktator Kim nicht mehr einordnen. Mit immer neuen Volten fordert er die Weltaufmerksamkeit. Sogar Kubas Ex-Staatschef Castro mahnt vor einem Krieg


Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un lässt sich immer neue Volten einfallen, um die Weltaufmerksamkeit nicht zu verlieren. Atomangriffsdrohungen gegen die Weltmacht USA, mobile Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 4000 Kilometern in Verstecken und abschussbereit, Truppenverschiebungen, aggressive Kriegsrhetorik – an all das hat sich die internationale Staatengemeinschaft fataler Weise fast schon gewöhnt.
Nun hat die Führung in Pjöngjang mehrere Länder aufgefordert, über einen Abzug ihrer Diplomaten nachzudenken: Russland, Großbritannien, Deutschland und sogar der bisher einzige und wichtigste Verbündete China waren die Adressaten einer ungewöhnlichen Anfrage.
Nordkorea sei "im Falle eines Konflikts" nicht in der Lage, Botschaften und internationale Organisationen zu schützen, hieß es. Eine Aufforderung zur Evakuierung der Vertretung habe es aber nicht gegeben, hieß es aus britischen diplomatischen Kreisen.

Weiterer Propaganda-Schachzug


Die britische Regierung sprach von einem weiteren Propaganda-Schachzug, mit dem suggeriert werden solle, dass es bald wirklich Krieg geben könne. Dann wäre sicher Pjöngjang das erste Ziel eines Gegenangriffs der mit Südkorea alliierten Amerikaner, die eine schlagfertige Streitmacht zu Land, Wasser und in der Luft rund um die koreanische Halbinsel zusammengezogen haben.
 
Der Nordkorea-Experte Alexandre Mansourov von der Johns Hopkins Universität in den USA gibt zu bedenken, dass auch Kims Vater Kim Jong-il gern eine übertriebene Rhetorik wählte, um nach innen als starker und furchtloser Führer dazustehen. "Aber da wussten wir, wo seine Grenzen sind und welche Knöpfe wir drücken müssen, um ihn in Zaum zu halten." Bei seinem Sohn sei gar nicht sicher, ob er Grenzen habe.

Diktator wächst in seine Rolle hinein


In deutschen Diplomatenkreisen ist man sich darüber einig, dass der etwa 30 Jahre alte Diktator noch dabei ist, in seine Rolle hineinzuwachsen und er sei dabei umgeben von stalinistischen Altkadern, die schon seinem Vater gedient haben.
Kim habe nicht viel Zeit gehabt, um sich auf seine Rolle vorzubereiten, sagt Chang Yong Seok von der Nationalen Universität in Seoul. Daher habe er alle Entscheidungen "schneller und aggressiver" fällen müssen. Sein resolutes Auftreten ist wohl auch dem Umstand geschuldet, dass er sich innerhalb der Machtelite erst noch behaupten und durchsetzen und seinem Volk beweisen mus, dass Partei und Militär kontrolliert.

China fürchtet Kriegsflüchtlinge


Es gibt auch die Lesart, dass China der wahre Adressat nordkoreanischer Kriegsgebärden sei. Die (noch) befreundete Macht hat kein Interesse an einem Krieg: Es kann und will Millionen nordkoreanischer Kriegsflüchtlinge nicht aufnehmen, fürchtet eine Implosion der zwar starren aber geordneten politischen Verhältnisse in Pjöngjang und duldet keine US-Truppen in seinem Hinterhof.
Wenn Kim Chinas neue Führung glauben machen kann, dass es ihm wirklich ernst ist, ist sie womöglich zu weit größeren wirtschaftlichen Hilfslieferungen bereit als bisher.
Ein riskantes Spiel, das selbst hart gesottene kommunistische Brüder im Geiste aufschreckt: Der greise ehemalige kubanische Staatschef Fidel Castro (86) griff zur Feder und warnte in seiner Hauszeitung "Granma": Ein Krieg würde beiden Völkern auf der koreanischen Halbinsel nur "furchtbare Opfer" abverlangen.

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