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Tuesday, May 21, 2013

Professionelle Investoren kehren von ihren Erinnerungen gold

An den Edelmetall-Märkten herrscht Nervosität: Die Aussage eines führenden Investors genügte, um den Goldpreis abstürzen zu lassen. Und auch andere Profi-Anleger fangen an, Gold zu verkaufen

Es braucht derzeit nicht viel, um für Unruhe an den Edelmetallmärkten zu sorgen. Seit dem Crash im April ist die Stimmung angeschlagen, bei institutionellen Anlegern hat Gold seinen Nimbus als sicherer Hafen verloren. Die Profi-Anleger, die in den vergangenen Jahren das gelbe Metall zu einem festen Bestandteil in ihren Depots gemacht haben, kegeln einen Teil wieder heraus. Die Gold-Bestände sind auf den tiefsten Stand seit Juli 2011 gefallen.
Dabei genügte bereits die Aussage eines führenden Investmentmanagers, um den Goldpreis erneut auf Talfahrt zu schicken. Lim Chow Kiat, Chefanlagestratege des milliardenschweren Staatsfonds von Singapur, warnte davor, dass Gold auch nach der scharfen Korrektur überbewertet ist. Angesichts der relativ überschaubaren Verwendungsmöglichkeiten von Gold sei der aktuelle Preis schwer zu rechtfertigen.
"Gold ist eine sehr spezielle Anlageklasse", sagte Lim auf einer Investorenkonferenz. "Viele Investoren nutzen Gold als Absicherung gegen Inflation und als Instrument zur generellen Risikostreuung etwa gegen einen Systemkollaps. Diese Strategie kann durchaus sinnvoll sein, aber es kommt auch auf den Preis an, den man für diese Absicherung bezahlt."
 

Warnung an Millionen private Investoren


Der Unzenpreis kam nach den Äußerungen kräftig ins Rutschen. Hatte sich Gold zu Wochenbeginn noch über die Marke von 1400 Dollar gekämpft, rutschten die Notierungen am Dienstag um über zwei Prozent ab. Zwischenzeitlich kostete die Unze (31,1 Gramm) nur noch 1360 Dollar.
Lims Stimme hat durchaus Gewicht. Er ist verantwortlich für die Investments des Staatsfonds von Singapur. Mit einem verwalteten Vermögen von knapp 250 Milliarden Dollar gehört die Government of Singapore Investment Corp (GIC) zu den größten ihrer Art in der Welt. Lims Statement könnte auch als Warnung an Millionen private Investoren verstanden werden.
Von China über Amerika bis nach Deutschland haben viele Kleinanleger die Schwäche beim Goldpreis genutzt, um ihre Bestände aufzustocken. Die Nachfrage nach Münzen und Barren ist so hoch, dass es inzwischen sogar zu Lieferengpässen gekommen ist. Ablesen lässt sich der Run an den Preisaufschlägen, die für physisches Gold gegenüber den Terminmarktpreisen gezahlt werden müsse. Diese markierten in Hongkong und Singapur sowie in China Rekordstände.

Manche nutzen Kurskorrekturen für Nachkäufe


Der in Shanghai gehandelte Future für physisches Gold stieg am Dienstag um bis zu 4,2 Prozent auf 280,88 Yuan (35,60 Euro) je Gramm. Damit mussten Anleger, die sich Gold physisch liefern lassen wollten, für die Feinunze mehr als 1100 Euro zahlen, wohingegen Gold am Terminmarkt für 1060 Euro zu haben war.
Auch für deutsche Privatanleger bleiben Gold-Münzen und -Barren wegen der Spätfolgen von Finanz- und Schuldenkrise erste Wahl. "Seit Anfang Mai ist das Interesse nach dem Ansturm im April zwar etwas abgeebbt", sagt Robert Hartmann, Geschäftsführer des Goldhändlers Pro Aurum. Es läge aber immer noch 50 bis 70 Prozent über dem Niveau vom Februar.
"Unsere Kunden nutzen die deutlichen Kurskorrekturen bei Gold und Silber weiterhin zu Nachkäufen. Das Verhältnis liegt unverändert bei 90 Prozent Käufen zu zehn Prozent Verkäufen", sagt Hartmann. Aus diesem Grund bleibe es schwierig, die Nachfrage zu bedienen. Engpässe gebe es unter anderem beim Krügerrand, obwohl diese Münzen derzeit im Dreischicht-Betrieb geprägt würden.

Ein zwölfjähriger Aufwärtstrend ist zu Ende gegangen


Gold hat seit Jahresanfang gut 18 Prozent an Wert eingebüßt. Durch den Preisverfall der vergangenen Monate habe Gold aus Sicht institutioneller Anleger viel von seinem Glanz verloren, sagt Frank Schallenberger von der LBBW. "Ein zwölfjähriger Aufwärtstrend ist zu Ende gegangen. Daher ist bei den Anlegern der Glaube gering, dass es bald wieder aufwärtsgeht."
Aus charttechnischer Sicht könnte der Goldpreis auf bis zu 1320 Dollar je Feinunze fallen. Sollte diese Marke unterschritten werden, sei ein Rückgang auf bis zu 1260 Dollar möglich.
Seit dem Jahr 2000 kannte der Goldpreis nur eine Richtung. Er stieg zwölf Jahre in Folge und versiebenfachte sich auf 1920,30 Dollar je Feinunze. Anleger flüchteten sich aus Furcht vor einem Zusammenbruch des Geldsystems in den sicheren Hafen. Inzwischen haben die Notenbanken jedoch durch ihre Geldflut die Extremrisiken beseitigt, ohne dabei erkennbar eine Inflation auszulösen.

Finanzprofis kehren ihre Depots aus


Im Gegenteil: Zuletzt hat sich die Teuerung weltweit abgeschwächt. In Deutschland betrug die Inflationsrate im April nur noch 1,2 Prozent, in den USA sogar nur noch 1,1 Prozent. Außerdem beginnt sich die Weltwirtschaft wieder zu beschleunigen, so dass die US-Notenbank darüber nachdenkt, ihre lockere Geldpolitik wieder zu straffen. Als erstes könnte Fed-Chef Ben Bernanke das Volumen der Anleiheaufkäufe zurückfahren. Auch diese Aussichten setzen dem Goldpreis zu.
Profiinvestoren haben begonnen, den Gold-Anteil in den Portfolios abzubauen. Die Edelmetall-Bestände aller Gold-Indexfonds (ETFs) sind auf 70,32 Millionen Feinunzen gefallen. Das ist der niedrigste Stand seit Juli 2011. Im Dezember waren die ETF-Bestände noch auf ein Rekordhoch von 84,64 Millionen Feinunzen gestiegen. Seither geht es abwärts. Im März und April waren es sogar 28 Tage hintereinander - ein Negativ-Rekord.

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