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Saturday, August 3, 2013

Wechsel von Krisenländern bieten Investitionsmöglichkeiten

In Spanien erwacht die Bauindustrie, Italiens Finanzwirtschaft regt sich, und Portugal wächst mit Rohstoffen. In Europa zeigen sich Wachstumssignale. Der Anleger, der sie erkennt, kann profitieren

Volkswagen investiert 785 Millionen Euro in sein Werk in Pamplona. Renault will in seinen spanischen Fabriken 1300 Mitarbeiter zusätzlich einstellen, bei Nissan sind es 1000. Und Ford verlegt gleich seine gesamte Mondeo-Produktion aus Belgien nach Valencia. Vier Beispiele aus einer einzigen Branche. Ist die Krise folglich endlich vorbei, ist das der Beginn eines neuen Wirtschaftswunders in Südeuropa?
Das wäre sicher übertrieben. Doch unbestreitbar kamen in den vergangenen Wochen zunehmend positive Signale aus vielen der Euro-Länder, die zuletzt oft unter dem wenig schmeichelhaften Begriff "Peripherie" zusammengefasst wurden.
Es sind bisher nur kleine Zeichen einer Erholung. Doch sie könnten eine Trendwende ankündigen. Und wer als Anleger davon profitieren will, der muss jetzt handeln, denn wenn erst alle erkennen, dass die Zeit des Niedergangs zu Ende ist, dann ist es, wie bei allen Turnaround-Geschichten, zu spät.
Die frischen Triebe einer konjunkturellen Blüte verstecken sich in drögen Statistiken wie jener zum italienischen Geschäftsklima. Es ist den jüngsten Zahlen vom Montag zufolge von 90,2 auf 91,7 Punkte gestiegen. Sie verstecken sich in einem gestiegenen Wirtschaftsklima-Index in Portugal.
 
Dieser zeigt positive Signale für alle Unterbereiche und steigt bereits seit Januar kontinuierlich. Sie verstecken sich in einem optimistischen Ausblick der spanischen Einkaufsmanager. Der entsprechende Index ist von März bis Juni von 44,2 auf 50 Punkte gestiegen.

Spanien verlässt allmählich den Schrumpfkurs


Natürlich findet all dies auf einem extrem niedrigen Niveau statt. Die Verbesserung der Daten führt dazu, dass beispielsweise die Wirtschaft in Spanien im zweiten Quartal nur noch um 0,1 Prozent geschrumpft ist, nach einem Rückgang von 0,5 Prozent in den ersten drei Monaten. Dennoch ist sie eben weiter geschrumpft. Die Zahlen geben jedoch Hoffnung, dass es damit nun bald vorbei ist. "Die Rezession könnte bald der Vergangenheit angehören", sagt Jonathan Stubbs, Aktienstratege bei der Citigroup.
Besonders positiv daran: Die besseren Aussichten gehen zu einem guten Teil auf die Reformen der vergangenen Jahre zurück. In Spanien ist dies klar zu erkennen. "Die Arbeitskosten dort sind seit Mitte 2009 um rund acht Prozent gesunken", sagt Paul Jackson, Aktienstratege bei der Société Générale.
In Deutschland und Frankreich dagegen sind sie beispielsweise um fünf bis sechs Prozent gestiegen. "Diese Differenz mag nicht riesig erscheinen, aber sie dürfte jenen Firmen helfen, die im direkten Wettbewerb mit europäischen oder globalen Konkurrenten stehen."

Autohersteller entdecken Südeuropa neu


Dazu gehört beispielsweise der Automobilsektor. Immerhin war Spanien bis zur Finanzkrise der fünftgrößte Autoproduzent der Welt. Durch den Absatzrückgang fiel das Land dann aber auf Rang neun zurück. Nun jedoch entdecken viele Hersteller den Standort neu, wie die zu Beginn genannten Beispiele zeigen, und die niedrigeren Arbeitskosten sind ein wichtiges Argument dabei.
Portugal wiederum profitiert von der leichten Aufhellung der Lage im Nachbarland, denn aufgrund seiner geografischen Lage ist es stark von dessen Wirtschaft abhängig. Zudem hat Portugal seinen Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren so stark liberalisiert wie kein anderes Euro-Land. Auch in Italien gab es in dieser Hinsicht einige Fortschritte, wenngleich dort einiges auf halbem Wege stecken blieb. In Italien war die Krise allerdings nie so schwer wie in den anderen südeuropäischen Staaten.
Südeuropa scheint das Schlimmste also hinter sich zu haben. Land ist in Sicht. Tatsächlich hat auch der Aktienmarkt dies schon zu einem gewissen Teil nachvollzogen. Auf Sicht von einem Jahr liegen zumindest die Börsen von Madrid und Lissabon leicht vor dem Deutschen Aktienindex (Dax). Doch der Absturz davor war so enorm, dass sie noch weit davon entfernt sind, mit dem deutschen Index aufzuschließen. Dazu bedürfte es erst einer breiten Wiederentdeckung dieser Anlageregionen durch die Investoren.

Internationale Investoren sind zurückhaltend


Doch noch sind diese zurückhaltend. "Trotz erster Lichtblicke scheinen insbesondere internationale Anleger dem Braten nicht so recht zu trauen", stellt Markus Reinwand, Aktienstratege bei der Landesbank Hessen-Thüringen, fest. "Unter den institutionellen Investoren mag sich für Euro-Aktien im Gegensatz zu den weiter hoch im Kurs stehenden US- und Yen-Titeln derzeit kaum jemand wirklich erwärmen."
Das ist jedoch letztlich nur gut für private Investoren. Denn wenn die Großen die Story von der Trendwende in Südeuropa erst mal für sich entdeckt haben, ist es für Kleinanleger ohnehin wieder zu spät. Dann haben sie binnen weniger Tage die Kurse in die Höhe getrieben und alle anderen haben das Nachsehen.
Doch wie kann man nun auf ein Ende der Rezession und einen konjunkturellen Aufschwung in Südeuropa setzen? Für Paul Jackson wäre der ideale Kandidat für ein Investment in Spanien eine Firma, die über einen hohen Arbeitskostenanteil verfügt, viel exportiert und zudem noch relativ geringe Margen hat. Diese würden sich in einem Aufschwung dann besonders schnell ausweiten. "Viel Glück dabei, das in Spanien zu finden", schränkt er dann aber gleich selbst ein.

Privatanleger sollten größere Firmen suchen


Firmen, die dem Ideal immerhin nahekommen, verfügen wiederum über eine relativ geringe Marktkapitalisierung, sind also eher klein und daher für Privatanleger wenig geeignet. Jackson zählt dazu beispielsweise den Automobilzulieferer CIE Automotive, den Produzenten von Eisenbahnfahrzeugen CAF oder auch Uralita, einen Hersteller von Baumaterialien und Chemikalien.
Besser dürfte es sein, auf größere Firmen zu setzen, die zwar nicht ganz so unmittelbar von einer Trendwende profitieren, aber zu den Gewinnern gehören, wenn der Aufschwung allmählich an Breite gewinnt. Hierzu zählt vor allem der Finanzsektor, und hierin stellt Jonathan Stubbs in Italien vor allem den Versicherungskonzern Generali und die Bank Unicredit heraus.
Ihr Vorteil: Sie sind stark im Heimatmarkt verankert und der Gewinntrend verbessert sich derzeit. Bei den spanischen Banken wie Banco de Sabadell, Banco Popular Espanol, Bankinter oder Caixabank ist das Argument vor allem die geringe Bewertung an den Börsen.

Fonds sind eine Alternative zu Einzelaktien


Auch Energieversorger dürften von einem generellen Aufschwung profitieren. Dazu gehören beispielsweise die italienischen Firmen Enel und Terna Rete Elettrica sowie in Portugal der Gaslieferant Galp Energie. In Spanien schließlich dürfte der Baukonzern Ferrovial zu den größten Gewinnern gehören, wenn mit einer allgemeinen wirtschaftlichen Erholung auch die Bautätigkeit in dem Land allmählich wieder anzieht.
Trotzdem bleiben auch bei diesen relativ großen Firmen stets die Unwägbarkeiten, die mit der Anlage in Einzeltitel verbunden sind. Daher dürften für viele Anleger Fonds eine Alternative sein. Zumindest für Italien gibt es dabei eine ganze Reihe gemangter Fonds, so beispielsweise den Oyster Italian Value (WKN 926291) oder den Credit Suisse Italy (WKN 974241). Im Falle Spaniens gibt es mit dem Mediolanum Challenge Spain Equity (WKN 803308) immerhin noch einen Fonds im Angebot.
Portugal dagegen können Anleger nur über den Fidelity Iberia Fonds ins Visier nehmen (WKN A0LF04), der sowohl auf Spanien als auch Portugal setzt, wobei der Schwerpunkt natürlich in Spanien liegt. Daneben gibt es noch einige Indexfonds auf den Madrider Ibex 35 (z. B. von db-xtrackers, WKN DBX0HR) und den Mailänder FTSE MIB Index (z. B. von iShares, WKN A0MZWP) Den portugiesischen PSI 20 Index bildet ein entsprechender Fonds von Comstage ab (ETF048).

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