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Monday, August 12, 2013

In Chaos Bahn viele der Schuld - der Client

Wer einfache Antworten auf das Mainz-Debakel hat, unterschätzt das Problem. Die Bahn hat zu viel gespart. Weil die Politik es wollte. Und der Kunde nicht bereit ist, für mehr Leistung mehr zu zahlen.

Mainz und Umgebung sind phasenweise vom Schienenverkehr der Deutschen Bahn abgeklemmt: Das klingt nach Subsahara-Afrika. Mit dem Selbstbild der Deutschen jedenfalls, unter den Nationen der Welt durch Effizienz und Verlässlichkeit herauszuragen, lassen sich diese Zustände nicht vereinbaren.
Bei allem verständlichen Ärger über die Bahn sollte die Diskussion aber auch die Komplexität des Problems widerspiegeln. Richtig ist: Wer direkt betroffen ist, wird Bahn-Aufsichtsrat Patrick Döring (FDP) verstehen, der die auf den Standort Mainz spezialisierten Fahrdienstleiter aus dem Urlaub bugsieren will.
Solch ein Ansinnen schlicht als "unsozial" zurückzuweisen, wie es die Gewerkschaft EVG tut, sollte den Begriff "sozial" dringend mal wieder im Wörterbuch nachschlagen. Richtig ist aber auch, dass die Bahn über Jahre zu wenige Fahrdienstleiter ausgebildet hat und die, die sie beschäftigt, medioker bezahlt.
Von einem Mitarbeiter, der selbst im Schichtdienst vielleicht 2500 Euro brutto im Monat verdient, wird der Arbeitgeber nicht dasselbe erwarten dürfen wie von einem Manager, der das Fünf- oder Zehnfache erhält.

Die alte Bahn war verlässlicher, aber unbezahlbar


Richtig ist: Die Bahn hat auf das sich anbahnende Chaos nicht wie ein moderner Dienstleister reagiert, sondern im Stile eines Liegenschaftsamtes; richtig ist zudem, dass sich die Bahn in den Nullerjahren, einen Börsengang vor Augen, kleingespart hat – was die aktuellen Probleme mit verursacht hat.
Richtig ist aber auch, dass die alte Bundesbahn in vielem zwar verlässlicher war, doch am Ende auch unbezahlbar; und dass es nicht die Bahn selbst war, die entschieden hat, halb Fisch (Bundesbehörde) und halb Fleisch (normales Unternehmen) zu sein.
Das war die Politik – unterstützt von einer Bevölkerungsmehrheit, die einerseits störungsfreien Pendel- und Reiseverkehr als Grundrecht betrachtet, die aber andererseits nur wenig dafür bezahlen will. Beides passt nur bedingt zusammen. Die Mainzer merken das gerade.

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