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Friday, August 9, 2013

Brasiliens reichster Mann verliert fast alles

Er war der vermögendste Mann Brasiliens und wollte der reichste der Welt werden. Nun hat Eike Batista innerhalb eines Jahres 99 Prozent seines Vermögens verloren – die Geschichte eines tiefen Falls

Das Leben meinte es gut mit Eike Batista. Als Sohn eines Minen- und Energieministers und späteren Präsidenten des verstaatlichten Minenkonzerns Vale zur Zeit der brasilianischen Militärdiktatur standen ihm von Anfang an viele Türen offen. Batista nutzte seine Chance und baute ein Imperium auf. Seine Firmen machten gute Geschäfte mit Öl und Gas – waren aber auch erfolgreich in der Hotel- und Unterhaltungsbranche.
Das Resultat: Batista avancierte zum reichsten Mann Brasiliens. Der 56-Jährige war laut "Economist" selbst davon überzeugt, dass es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis er Carlos Slim als reichsten Mann der Welt ablösen sollte.
Mit seinem Ehrgeiz hat sich Batista jedoch übernommen: Im März 2012 laut Bloomberg noch satte 34,5 Milliarden Dollar schwer, begann in der Folge sein rasanter Abstieg.

Aktionäre und Geldgeber immer nervöser


Als sich die Euphorie um die wirtschaftliche Perspektive Brasiliens letztes Jahr zu legen begann, wurde es für Batista immer schwieriger, Investoren davon zu überzeugen, weiter Geld in seine Firmen zu investieren – erst recht nach den in diesem Frühling ausgebrochenen Unruhen und Demonstrationen auf den Straßen des Landes.
Aktionäre und Geldgeber wurden immer nervöser und zogen Kapital aus seinen Firmen ab – Batistas Vermögen schmolz dahin.
 
Der finanzielle Druck auf Batistas Holding EBX stieg, er brauchte dringend frisches Geld. Batista habe versucht, Anteile seiner Eisenerz-, Kohle- und Goldminenkonzernen zu verkaufen, berichten mit Batistas Holding EBX in Verbindung stehende Personen der Nachrichtenagentur Reuters.

Wenig Umsatz, kaum Gewinn


Ein großes Problem bei vielen Projekten von Batistas Firmen war, dass sie sich noch in einem frühen Stadium befanden und nur wenig Umsatz und praktisch keinen Gewinn generierten. Laut "Economist" verstärkte dies zunehmend seine Abhängigkeit von neuen Kapitalspritzen.
Seine Firmen wurden an der Börse extrem hoch bewertet, obwohl sie kaum damit angefangen hatten, effektiv an den Großprojekten zu arbeiten. Extrem belastend für seine Unternehmen kam die rapide Abkühlung der zuvor brummenden brasilianischen Wirtschaft hinzu: Das Wachstum ging von 7,5 Prozent im Jahr 2010 auf ein Prozent im vergangenen Jahr zurück.
Der tiefe Fall kam mit verpassten Produktionszielen der für die EBX-Gruppe wichtigen Tochter OGX, der Öl- und Gasfirma des Konzerns. Diese war 2008 mit 4,1 Milliarden Dollar der größte Börsengang in der Geschichte Brasiliens.
Um von den riesigen Erdölvorkommen vor der brasilianischen Küste zu profitieren, standen die Investoren ursprünglich Schlange. Wollten sie ihr Geld nicht bei der vom Staat kontrollierten Petrobas anlegen, blieb ihnen nur die Alternative namens OGX. Das Unternehmen konnte jedoch nicht wie versprochen liefern – und verfehlte im vergangenen Jahr die Prognosen bei Weitem. Die Folgen: verlorene Glaubwürdigkeit und ein Kurseinbruch der Aktie um 90 Prozent.

Retten, was zu retten ist


Batista versuchte in der Folge verzweifelt, Aktien seiner funktionierenden Firmen wie MPX (Energieerzeugung) und MMX (Minen) zu verkaufen, um die finanziellen Löcher zu stopfen und so sein Firmenimperium zusammenzuhalten. Gelungen ist ihm dies nicht – im Gegenteil.
Der nächste Tiefschlag folgte: Ein großer Investmentfonds aus Abu Dabi, Mubadala Development, zog sein Geld aus Batistas Holding EBX ab. Batistas Imperium schuldet dem Fonds laut Bloomberg nun 1,5 Milliarden Dollar.
Inzwischen ist Batistas Vermögen komplett weggeschmolzen – laut dem "Bloomberg Milliardärs-Index" steht es aktuell noch bei 200 Millionen Dollar. Ein bescheidener Wert, wenn man die ganze Geschichte kennt.

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