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Monday, August 12, 2013

Indien geben Sie den elitären Club der Seestreitkräfte auf

Indien gewinnt den Rüstungswettlauf gegen China, lässt den ersten selbst gebauten Flugzeugträger vom Stapel und beweist Seemacht-Status. Peking betrachtet das mit Argwohn.


Man möge sich diesen Tag doch bitte rot im Kalender vermerken, denn dies sei ein großer Tag für die gesamte indische Nation, sagte ein sichtlich von nationaler oder auch eigener Größe überwältigter und stolzer A. K. Antony. Dem indischen Verteidigungsminister gebührte die Ehre, Indiens Eintritt in den elitären Club der Nationen zu verkünden, die sich Besitzer eines eigenen Flugzeugträgers nennen dürfen. Mehr noch: Besitzer eines Flugzeugträgers, den sie selbst geplant und gebaut hat.
"Mutig" ist sein Name: "INC Vikrant". 37.500 Tonnen, bestückt mit Mig-29K-Jets, leichten Kampfflugzeugen und Kamov-31 Hubschraubern sowie einer Vielzahl komplexer Waffensysteme. Antonys Ehefrau Elizabeth taufte den Koloss nun nach ziemlich genau viereinhalb Jahren Bauzeit in der Werft von Kochi im südlichen Bundesstaat Kerala.
Es sei ein "stolzer Moment für das Land, das nun selbstständig und autark" Kriegsschiffe bauen könne, sagte der Minister. Indien sei einen wichtigen Schritt auf seiner langen Reise des Schiffbaus vorangekommen. "Wir haben die Fähigkeit und die Technologie, uns mit den Besten in der Welt zu messen."

Erste Liga des Schiffbaus


Damit hat Antony wohl recht, denn Indien zählt nun zur ersten Liga von Schiffbaunationen wie USA, Großbritannien, Russland und Frankreich, die Flugzeugträger bauen können und in ihrer Flotte führt. Selbst der große asiatische Rivale China ist so weit noch nicht fortgeschritten. Zwar unterhält auch die chinesische Marine einen Flugzeugträger, doch der ist ein "Erbstück" aus Russland. An einem Eigenbau wird emsig geforscht und gearbeitet, aber dazu wird es wenn weit nach den Indern kommen.
Trotz aller Vorschusslorbeeren für den 260 Meter langen und 60 Meter breiten Stahlriesen mahnte der Minister zur Eile: Alle an dem Prestigeprojekt Beteiligten – Produzenten, Zulieferer und Aktionäre – sollten nun vereint darauf hinwirken, dass der Träger termingerecht ausgeliefert werden könne. Das Schiff muss noch ausgestattet werden und umfangreiche Tests bestehen, bis die indische Marine den "Mutigen" Ende 2018 in die Weltmeere entlassen kann. Schon jetzt hängen die Konstrukteure dem vorgegebenen Zeitplan drei Jahre hinterher – aus Mangel an Koordination, wie der Minister monierte.
Keine Frage: Die Inder wollen ihr rasch wachsendes geostrategisches und wirtschaftliches Gewicht auf die Weltmeere ausdehnen. "Die offenen Meere erobern" heißt die Devise, umgerechnet 4,2 Milliarden Euro hat die Regierung für dieses ambitionierte Vorhaben im aktuellen Jahresbudget eingestellt. Indiens Stärke ist nach wie vor die Landstreitmacht, die im Kampf mit China um die Hegemonie sowie im Grenzstreit mit Pakistan auch wichtiger bleiben wird als die Seestreitkräfte.

Maritime Großprojekte


Aber Indien fährt zunehmend zweigleisig und achtet darauf, auch zu Wasser seine Interessen im Indischen Ozean und die Handelsrouten rund um den Subkontinent zu sichern. Erst am vergangenen Samstag nahm die indische Marine den Reaktor seines ersten selbst entworfenen und gebauten Atom-U-Boots in Betrieb.
Der 1982 in der Sowjetunion vom Stapel gelaufene und grundsanierte Träger "Admiral Gorschkow", der fortan "Vikramaditya" heißen und nach den Wünschen der Inder umgebaut wird, soll die indischen Seestreitkräfte noch in diesem Jahr ergänzen. Mittel- bis langfristig plane Indien mit drei Trägern, sagt Ex-Generalmajor Ramesh Chopra: "Einen im Osten, einen im Westen und einen in den Docks." 

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